Merz-Regierung will Elektroautos fördern – Experte warnt vor „Zeitbombe“
Steuervorteile sollen Elektroautos beliebter machen. So plant es die Merz-Regierung. Ein Autoexperte spricht eine deutliche Warnung aus.
Berlin – Die Bundesregierung plant neue Investitionen in Milliardenhöhe. Teils geht es um die Verteidigungsindustrie, teils um Infrastrukturprogramme und eine Weiterentwicklung Deutschlands als Wirtschaftsstandort. Bei Elektroautos hat die Regierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) ebenfalls neue Pläne. Eine teure Finanzspritze soll dafür sorgen, dass E-Autos beliebter in Deutschland werden.
„Zeitbombe“ für Autohersteller – Steuervorteile der Merz-Regierung könnten Risiko darstellen
Allerdings gibt es auch Risiken bei den milliardenschweren Abschreibungen, die die Merz-Regierung für elektrische Dienstwagen geplant hat. Das jedenfalls glaubt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöfer. Zwar würden diese Abschreibungen „das Geschäft sicherlich weiter verstärken“, gab er gegenüber dem Stern an. Aber: „Mit dem Abschreibungsmodell verzichtet Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) auf Steuereinnahmen. Das fällt weniger auf, als wenn er neue Schulden aufnehmen müsste, um Privatleuten eine Ökoprämie für den Kauf eines E-Autos zu zahlen. Weg ist das Geld kurzfristig in beiden Fällen.“

Gleichzeitig sieht er auf Automobilhersteller eine „Zeitbombe“ zukommen, ausgelöst durch die Sonderabschreibungen. „Die hochwertigen Fahrzeuge, die die Konzerne nun massenhaft an Firmen verleasen, werden in zwei Jahren den Markt überschwemmen und die Gebrauchtwagenpreise drücken.“ Leasingunternehmen wie VW Financial Services, Mercedes-Benz Leasing oder BMW Leasing würden wegen überschätzter Restwerte vor tiefroten Zahlen stehen.
Darum forderte der Autoexperte die Merz-Regierung dazu auf, auch private Käufer von E-Autos wieder zu unterstützen. Das könnte einmal mehr durch eine Kaufprämie geschehen. Er plädierte im „Stern“-Interview außerdem für eine neue Ökoprämie, damit die Branche zusätzlich in Schwung käme. „2.000 Euro vom Staat würden reichen.“
Vorteile für Elektroautos – so will die Merz-Regierung E-Autos fördern
Zum Hintergrund: Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat besondere Vorteile für Elektroautos in Aussicht gestellt. Unternehmen sollen beim Kauf reiner Elektroautos unterstützt werden; hier stehen steuerliche Maßnahmen bevor. Alle Unternehmen, die ein Elektroauto kaufen, sollen im Jahr der Anschaffung 75 Prozent des Kaufpreises von der Steuer absetzen können. Im zweiten und dritten Folgejahr sollen es noch fünf Prozent sein. Im vierten Jahr sinkt die absetzbare Summe auf drei Prozent und im fünften Jahr auf zwei Prozent.
Diese Regelung soll für alle Käufe zwischen Juli 2025 und Dezember 2027 gelten. Darüber berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Das „Gesetz für ein steuerliches Investitionsprogramm zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland“, das all dies regelt, liegt aktuell als Entwurf den Ressorts vor. Diese sollen dazu Stellung beziehen.
Nachfrage steigt – Rabatte machen Elektroautos beliebter
Zuletzt ist die Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland weiter gestiegen. Im Mai kamen 43.000 neue reine Batterie-Pkw (BEV) durch die Zulassung. Das zeigten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA). Laut ADAC sind das 18 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen. Mai 2025 übertrifft den Wert des Vorjahresmonats damit um 45 Prozent, was angeblich an den steigenden Rabatten für diese Antriebsart sowie an Steuervergünstigungen liegt.
Dabei stellte sich jedoch heraus, dass der US-Autobauer Tesla derzeit auf dem absteigenden Ast ist. 1.210 Tesla-Autos wurden im Mai zugelassen. Im Zuge der politischen Karriere von Tesla-Chef Elon Musk hatte dieser den Unmut vieler Kunden auf sich gezogen – das endete in Protesten und Boykott-Aktionen.