Putin ködert Trump – Kommt es zwischen Russland und USA zum Mega-Deal in der Arktis?

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Russland dominiert in der Arktis. Durch den Klimawandel werden dort massive Ressourcen frei. Mit diesen will Putin Trump ködern.

Moskau/Washington – Der Westen versucht sich aus der Schockstarre zu befreien. Noch im Januar hatte US-Präsident Donald Trump wegen des Ukraine-Konflikts neue Sanktionen gegen Russland erwogen. Doch im Februar begannen die USA Gespräche mit russischen Vertretern. Trump ging es dabei vor allem um lukrative Handelsabkommen, bei denen die Arktis eine bedeutende Rolle spielen könnte.

Trump verhandelt im Ukraine-Krieg – Russland lockt mit Arktis-Deal

Während dieser Sondierungen bot Russland den USA offenbar eine Zusammenarbeit bei wirtschaftlichen Projekten in der Arktis an. Ein potenzieller Deal könnte sowohl den Handel mit russischen Rohstoffen als auch den Zugang zur Arktis umfassen. Dies berichtete die Moscow Times unter Berufung auf Kirill Dmitriev, der bei den Gesprächen zwischen dem US-Minister Marco Rubio und Russlands Außenminister Sergei Lawrow am 18. Februar in Riad, Saudi-Arabien, anwesend war.

Donald Trump am Weißen Haus.
Donald Trump am Weißen Haus (Symbolfoto). Russland dominiert in der Arktis. Durch den Klimawandel werden dort massive Ressourcen frei. Mit diesen will Putin Trump ködern. © IMAGO / MediaPunch

„Wir könnten gemeinsame Projekte machen, das kann zum Beispiel die Arktis oder andere Gebiete betreffen. Gemeinsame Projekte würden es uns erlauben, wesentlich erfolgreicher zu sein“, äußerte Dmitriev.

Moskau hoffte zudem, dass die USA ihre Sanktionen aufheben könnten und US-Unternehmen bald wieder in Russland tätig werden. Die Ukraine hingegen hatte bereits klargestellt, dass sie kein Friedensdiktat akzeptieren würde, das zwischen den beiden Großmächten ausgehandelt wird.

Ressourcen-Schatz in der Arktis – durch Klimawandel neue Chancen für Russlands Wirtschaft

Die Arktis gewinnt zunehmend an Bedeutung für die großen Industrienationen, was jedoch auch das Konfliktpotenzial in der Region erhöht. Diese unwirtliche Gegend stellt Infrastrukturprojekte mit schweren Stürmen und Packeis vor Herausforderungen. Dennoch sehen Ökonomen im Klimawandel Chancen, da bislang schwer zugängliche Routen und Ressourcengebiete durch das Schmelzen von Permafrost und Eis leichter erreichbar werden könnten.

Das Center for Strategic & International Studies (CSIS) schätzte 2021, dass in der Arktis etwa 13 Prozent der unentdeckten globalen Ölreserven und 30 Prozent der Erdgasvorkommen liegen. Mit steigenden Temperaturen eröffnen sich wirtschaftliche, wissenschaftliche und politische Möglichkeiten für Länder mit direktem Zugang zur Arktis.

Die European Environment Agency hatte bereits vor Jahren die Ressourcenverteilung untersucht. Eine Karte zeigt, dass vor allem nördlich von Russlands Küste große potenzielle Erdgas- und Ölfelder unter dem Meer liegen. Russland fördert bereits in einigen dieser Gebiete, doch ein Großteil ist noch unerschlossen. Ähnlich verhält es sich mit den Vorkommen rund um Grönland und nördlich des Kanadischen Arktis-Archipels. Eine Karte dazu finden Sie hier.

Russlands Dominanz in der Arktis – China erhebt Ansprüche

Russland ist ein bedeutender Akteur in der Arktis. Unter dem Kreml-Diktator Wladimir Putin begann das Land, alte sowjetische Militärstützpunkte zu reaktivieren und eine militärische Präsenz auf der Kola-Halbinsel (angrenzend an Finnland und Norwegen) aufzubauen. Während Trumps Amtszeit hatte Russland dadurch einen Vorteil in der Arktis, da die USA und ihre westlichen Verbündeten sich später der Region zuwandten. Im Mai 2011 entsandten die USA beispielsweise erstmals einen Vertreter zu einem Treffen des Arctic Council (einer Institution, die sich dem Interessensausgleich der Arktis-Staaten gewidmet hat), während Norwegen sich bis 2021 auf Forschung konzentrierte und dann vom russischen Einmarsch in die Ukraine überrascht wurde.

China meldete ebenfalls Ansprüche an und bezeichnete sich selbst in einem 2018 veröffentlichten Papier als „arktisnaher“ Staat, was es mit seiner geografischen Lage begründete. Die USA hatten hier früh protestiert. Kein Wunder, liegt doch erstens die gesamte russische Landmasse zwischen China und dem arktischen Meer, von der Mongolei einmal abgesehen. Chinas nördlichster Punkt liegt immer noch südlich von Hamburg. Trotzdem investiert das Reich der Mitte massiv in Infrastrukturprojekte, um Einfluss auszuüben. So kann Russland sein Yamal-LNG-Projekt dank chinesischer Finanzspritzen fortsetzen. Wer sich in der Arktis engagieren will, braucht jede Menge Geld.

Auch Norwegen, Kanada und Dänemark (über Grönland) konkurrieren um Anteile an den Arktis-Ressourcen. Die westliche Einflusssphäre (Dänemark, Kanada, Norwegen und die USA) nimmt auf der Weltkarte einen größeren Raum ein. Dennoch hat Russland den Vorteil, die nördliche Seeroute (NSR) zu dominieren, die den schnelleren Transport von Rohstoffen nach China und den verkürzten Transit von chinesischen Gütern nach Europa ermöglicht. Diese Route ist derzeit nur drei bis vier Monate im Jahr aufgrund von Packeis befahrbar, könnte aber durch das Schmelzen des Eises länger nutzbar werden.

Risiken für Arktis-Ressourcen – EU mischt sich ebenfalls ein

Das CSIS warnt jedoch, dass das Schmelzen des Eises in der Arktis auch erhebliche Risiken birgt. Rund 69 Prozent der Infrastruktur in der Region befinden sich in Gebieten, in denen der Permafrost bis 2050 schmelzen soll, was zu Küstenerosion und großen Herausforderungen führen könnte.

Welche Maßnahmen hat die EU ergriffen? 2021 kündigte die Europäische Union an, ein Büro in Grönland zu eröffnen, um „die Sichtbarkeit der Arktisbelange“ in den Außenbeziehungen der EU zu stärken. „Die EU hat sich verpflichtet, zur Sicherheit, Stabilität, Nachhaltigkeit und Prosperität der Arktis beizutragen“, erklärte Virginijus Sinkevičius, EU-Kommissar für Umwelt, Fischerei und maritime Angelegenheiten, in einer Pressemitteilung.

Dies führt uns zurück zu Donald Trump. Der US-Präsident hätte auf diplomatischem Wege – gemeinsam mit den westlichen Verbündeten – einen Großteil der Arktis kontrollieren können. Stattdessen sorgte er mit Annexionsplänen für Grönland für Aufsehen.

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