Mehrere Hundert Kommandeure des US-Militärs haben sich am Dienstagmorgen auf dem Stützpunkt Quantico in Virginia versammelt. Teils aus Übersee eingeflogen, aus Deutschland, Brüssel, Japan oder Südkorea. Sie hörten US-Präsident Donald Trump, der sie einberufen hatte, 73 Minuten lang zu.
Dieser sprach laut einem Bericht der "New York Times" wie immer über Joe Biden und über die Medien, Zölle und über die Grenze. Er erzählte von einem Restaurantbesuch in Washington und davon, dass er keinen Friedensnobelpreis erhalten habe, den er nach eigener Einschätzung verdient hätte.
Trump: "Wir sollten gefährliche Städte als Trainingsgelände nutzen"
Trump hatte vergangene Woche für Stirnrunzeln in Washington gesorgt, als bekannt wurde, dass er zusammen mit seinem Verteidigungsminister die Militärspitze des Landes zu einem kurzfristigen Treffen auf den Stützpunkt Quantico einbestellen würde. Der Zeitpunkt war bemerkenswert: Trump hatte zuletzt mit neuer Schärfe seinen alten Plan bekräftigt, Soldaten in US-Städte zu entsenden – offiziell, um die Kriminalität zu senken.
Es war eine Rede am Dienstag wie keine andere – und doch wie jede andere. Denn in Minute 44 fiel ein Satz, der selbst in dieser langen Rede hervorstach. Trump berichtete von einem Gespräch mit Verteidigungsminister Pete Hegseth: „Ich sagte zu Pete, wir sollten einige dieser gefährlichen Städte als Trainingsgelände für unser Militär nutzen.“
Monotone Ansprache – und ein aufhorchender Moment
Die Rede war in weiten Teilen nicht anders als jene, die Trump auch an anderen Orten hält – ob neben Israels Premier Benjamin Netanjahu im Weißen Haus, bei einer Gedenkfeier in Arizona oder auf Auslandsreisen. Doch der kurze Hinweis, amerikanische Städte als militärische Übungsplätze zu sehen, ließ sehr aufhorchen.
Trump schob Beobachtungen zu „Schlachtschiffen“ ein und schwärmte von den B-2-Bombern. Er erwähnte, wie er früher die TV-Serie „Victory at Sea“ geliebt habe. Dennoch blieb unklar, warum genau er die hochrangigen Offiziere nach Virginia zitiert hatte.
Trump: „Ich habe noch nie so einen stillen Raum betreten“
Auch Trumps Vortrag wirkte an diesem Tag weniger energiegeladen als sonst. Stellenweise nahm seine Stimme einen monotonen Tonfall an. „Ich habe noch nie so einen stillen Raum betreten“, bemerkte er eingangs. Obwohl er wusste, dass Militärs nicht als politische Unterstützer auftreten sollten, forderte er die Generäle auf: „Wenn ihr applaudieren wollt, applaudiert. Wenn ihr machen wollt, was ihr wollt, dann macht es.“
Trump versuchte, die Stimmung aufzulockern: „Ihr fühlt euch einfach nett und locker, okay?“ Doch die zentrale Botschaft blieb hängen: Der Präsident der Vereinigten Staaten sprach offen davon, amerikanische Städte als Übungsplätze für das Militär einzusetzen.
Beobachter weisen darauf hin, dass es immer wieder inmitten von Trumps langen Reden kurze Passagen gibt, die eine neue politische Richtung erkennen lassen. In der Flut alltäglicher Wiederholungen gehe dieser Gehalt jedoch oft unter. Gerade deshalb, so Analysten gegenüber der "New York Times", seien Aussagen wie die in Quantico besonders bemerkenswert.
Das Treffen mit den Generälen unterstrich erneut Trumps Neigung, seine Auftritte nicht nach Publikum oder Rahmen zu unterscheiden. Er spricht stets dieselben Themen an – ob in feierlichen Staatsräumen, auf internationalen Bühnen oder vor der eigenen Militärführung. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen politischen Botschaften, persönlichen Anekdoten und strategischen Andeutungen zunehmend.