Ihre Tür stand immer und für alle offen

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Mit herzlichem Winken wurde Direktorin Christiane Scharfe von der Mädchenrealschule verabschiedet. © Patricia Schneider

Christiane Scharfe, Rektorin der Mädchenrealschule in Erding, in Ruhestand verabschiedet

„Eine Ära geht zu Ende – 38 Jahre Mädchenrealschule.“ Unter diesem Motto begann die Verabschiedung von Rektorin Christiane Scharfe, für die das Lehrersein nicht nur ein Beruf war, sondern eine wahre Berufung. Kunst, Kultur und die Schönheiten des Lebens waren die Lehrziele von Scharfe. Jetzt noch wenige Arbeitstage, dann geht es in den Ruhestand.

Vor der Verabschiedung hatte die Theatergruppe noch eine Aufführung vorbereitet. Im Stück „Ice breaker“ wurden in mehreren Szenen die Lebensabschnitte von Rikki und Anna vorgestellt. Egal ob bei einer schlechten Note, beim Geburtstag oder auch unter Freunden, die beiden Mädchen zeigen in der gleichen Situation verschiedene Verhaltensweisen. Rikki leidet dabei an einer Depression. Zwischen den Szenen wird das Publikum zum Facharztkollektiv und kann anhand einer Checkliste diagnostizieren, welches der Mädchen nur einen schlechten Tag hat und welches tatsächlich an einer Depression leidet.

Am Ende erkennt das Publikum, dass Rikki tatsächlich an einer ernsthaften Depression leidet, Anna oft nur schlecht gelaunt ist. Das Problem dabei ist, dass eine Depression oft nur schwer zu erkennen ist. Doch am Eindeutigsten erkennen die Schülerinnen die Depression an den Tagebucheinträgen: Während Anna oft verärgert ist, macht sich Rikki ernsthafte Gedanken, ob ihre Famlilie sie vermissen würde oder wie schnell eine S-Bahn wohl bremsen könne.

Am Ende des Stücks sehen die Zuschauer, dass sich eine Depression oft schleichend und unbemerkt verbreitet, jedoch auch geheilt werden kann. Das Stück soll auf die oft unscheinbare Krankheit Depression aufmerksam machen.

Und dann kommt ihr großer Auftritt. Mit lauter Musik des Schulorchesters wird Rektorin Scharfe von ihrem Stellvertreter und Organisator Jochen Schweitzer begrüßt. „Ich kann es noch gar nicht so ganz realisieren“, sagte Scharfe. Über 38 Jahre ist sie Lehrerin für Deutsch und Musik, in der Schulleitung seit 15 Jahren, und seit drei Jahren ist sie Rektorin. Rückblickend könne sie nur Gutes über ihre Mädchenrealschule sagen: „Sie ist eine Schule, in der man alt werden kann, besonders der tägliche Kontakt zu meinen Schülerinnen wird mir fehlen. Meine Tür ist immer und für jeden offen gestanden.”

Doch im Schulalltag gebe es eben nicht nur schöne Erlebnisse. Stichwort Lehrermangel: „Gerade bei uns kirchlichen Schulen suchen wir vermehrt Lehrer, denn was viele nicht wissen, unsere Lehrer werden in den seltensten Fällen verbeamtet.” Und so wünscht sich die Rektorin mehr Möglichkeiten wie zum Beispiel Quereinsteiger.

Doch daran ist bei der Verabschiedung nicht zu denken. Bei der gemeinsamen Andacht betont Stadtpfarrer Martin Garmaier den gemeinsamen Weg und die gemeinsame Liebe, die über allem steht. So sei es auch in der Schule. „Wenn ich alle Paragrafen kenne oder alle Noten korrekt vergebe, die Liebe aber nicht habe, dann ist auch der Schulalltag nichts. Und so habe ich auch dich erlebt, Christiane, mit Konsequenz, aber auch immer mit viel Liebe“, betonte der Pfarrer.

Ein großes Dankeschön kommt auch vom Schulträger, dem Erzbistum. Ralf Grillmayer dankt für über 38 Jahre Engagement und ihrer Werteorientierung im Schulalltag. „Sie stehen für alles was eine christliche Schule braucht, emphatisch, freundlich und immer mit einem offenen Ohr und einer offenen Tür für alle.“

Vize-Landrat Franz Hofstetter bezeichnete sie als „tolle Rektorin“, und Erdings 3. Bürgermeister Harry Seeholzer meinte: „Sie haben es geschafft, die Schule zu einer Zauberschule zu machen und die Schülerinnen hatten wahnsinniges Glück, sie als Schulleiterin gehabt zu haben.”

Nachdem ihr Geschenke überreicht worden waren, sagte sie: „Ich bin jetzt am Ende der Reise angelangt. Es war eine schöne Zeit und ich habe immer gerne unterrichtet.” Besonders betonte Scharfe die Bedeutung aller Lehrer und wünscht sich, dass sich wieder mehr Buben und Mädchen für den Lehrberuf interessieren. „Am meisten freue ich mich jetzt darauf, meine Zeit frei zu planen. Dann gibt es kein ,Ich muss mal schnell noch was machen‘”, meinte sie lachend. zum Abschluss. Scharfes Nachfolger wird Markus Rassiller.

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