Die Ukraine hat in den letzten Wochen mehrere russische Ölraffinerien mit Drohnen angegriffen. Wie eine Analyse der „BBC“ zeigt, wurden seit Januar 21 der 38 großen Raffinerien des Landes, in denen Rohöl zu Kraftstoffen wie Benzin und Diesel verarbeitet wird, ins Visier genommen. Die Zahl der erfolgreichen Angriffe liegt damit bereits um 48 Prozent höher als im gesamten Jahr 2024.
Ukraine trifft über 1.200 Kilometer von Grenze entfernte Raffinerie
Laut dem „Kyiv Independent“ trafen die Angriffe unter anderem die Salavat-Raffinerie in Bashkortostan, die sich über 1.200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt befindet.
Auch die Afipsky-Raffinerie bei Krasnodar wurde erneut beschädigt. Bereits im August war diese Anlage Ziel eines Angriffs gewesen. Zusätzlich wurde der Hafen von Noworossijsk ins Visier genommen - ein wichtiger Knotenpunkt für russische Ölexporte.
Diesel-Exporte brechen ein
Die Folgen dieser Angriffe sind deutlich spürbar. Russlands Diesel- und Benzinexporte sind laut dem „Kyiv Independent“ um 30 Prozent eingebrochen. Besonders betroffen sind demnach entfernte Abnehmer wie Brasilien oder die Vereinigten Arabischen Emirate, die nun auf andere Lieferanten wie die USA ausweichen müssen.
Russland verliert dadurch monatlich Millionen an Einnahmen. Ein vollständiger Exportstopp könnte laut Experten erhebliche Auswirkungen auf den globalen Markt haben, da Russland der zweitgrößte Diesel-Exporteur der Welt ist.
Chaos an russischen Tankstellen
Während internationale Märkte flexibel reagieren können, ist die Lage in Russland selbst angespannt. In südlichen Regionen, der Krim und im Fernen Osten gibt es Berichte über leere Tankstellen und lange Warteschlangen.
In der Stadt Kertsch auf der Krim wird Benzin nur noch gegen Vorlage von Dokumenten verkauft, die eine Zugehörigkeit zu einer Organisation nachweisen. Privatkunden gehen leer aus. Ein Bewohner berichtete dem „Kyiv Independent“, dass in manchen Orten überhaupt kein Benzin mehr verfügbar sei. Verifizierte Videos zeigen laut „BBC“ lange Schlangen an den Tankstellen.

Auswirkungen auf Russlands Armee
Die Angriffe treffen nicht nur die Zivilbevölkerung, sondern vor allem auch die russischen Streitkräfte. Der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyi sagte, dass die Attacken die Treibstoffversorgung und Logistik der russischen Armee erheblich stören.
Unklare langfristige Folgen
Wie stark die russische Ölproduktion insgesamt beeinträchtigt ist, bleibt unklar. Viele Raffinerien veröffentlichen keine genauen Produktionsdaten, und einige Anlagen könnten trotz Schäden noch teilweise in Betrieb sein.