Altwiessee bald auf der Denkmalliste?
Altwiessee mit seinen jahrhundertealten Höfen ist ein besonders schönes Fleckchen – und nach Ansicht des Kreisbaumeisters schützenswert. Er wirbt dafür, einen Teilbereich als Ensemble in die Denkmalliste eintragen zu lassen. Der Vorschlag warf im Gemeinderat zunächst viele Fragen auf.
Dass es in der jüngsten Gemeinderatssitzung um ihre Anwesen gehen sollte, hatten die betroffenen Bürger Altwiessees im Vorfeld mitbekommen. Nahezu alle kamen daher persönlich in den Sitzungssaal und verfolgten die Ausführungen von Kreisbaumeister Christian Boiger mit gespitzten Ohren.
An der Bedeutung Altwiessees mit seinem Dorfplatz und den teils schon als Denkmäler gelisteten Höfen wollte Boiger keinen Zweifel lassen. „Hier liegt die gesammelte Identität von Bad Wiessee“, sagte der Kreisbaumeister. Eine „Herzkammer“, die sich zwar weiterentwickeln, aber nicht verloren gehen dürfe. Um zu verhindern, dass sich das Ortsbild dort nachteilig verändert – möglicherweise durch eine maximale Bebauung auf freiem Grund – regte Boiger an, das Denkmal-Ensemble Altwiessee zu schaffen. Dadurch wäre das Ortsbild geschützt, inklusive der „Zwischenräume“.
Schutzstatus für Altwiessee: Landesamt für Denkmalpflege muss noch zustimmen
Es war Boiger sichtlich ein Anliegen, mögliche Vorbehalte von Beginn an zu zerstreuen. Weder über die Einzelgebäude noch über das Ensemble werde eine „Käseglocke“ gestülpt, betonte er. Die Objekte dürften sich auch mit dem neuen Schutzstatus entwickeln: „Wir wollen Denkmäler, die belebt sind und geliebt werden.“ Und: Ohne den Willen der Gemeinde gehe es nicht. Nach einem positiven Beschluss durch den Gemeinderat müssten zudem noch das Landesamt für Denkmalpflege und der Landesdenkmalrat zustimmen.
Die Frage, die den Eigentümern wohl am meisten auf den Nägeln brannte, formulierte in der Sitzung CSU-Sprecher Florian Sareiter: Welche Konsequenzen habe es, wenn die Gemeinde einen solchen Schutzstatus zulasse? Dürften die Eigentümer An- und Umbauten vornehmen? Wäre eine Solaranlage auf dem Dach weiterhin möglich?
Denkmalschutz für Altwiessee: Kein Hindernis für Energiewende
„Der Denkmalschutz arbeitet nicht gegen die Energiewende“, entgegnete Boiger. Solaranlagen seien daher in Maßen zulässig. Veränderungen an den Gebäuden bräuchten – wie auch sonst üblich – eine Genehmigung. Anschließend werde durch die Denkmalschutzbehörden geprüft, „ob es passt oder nicht“. Wobei bei Gebäuden, die selbst nicht als Denkmal gelten, sondern nur Teil des Ensembles sind, lediglich die Außenhülle geschützt sei.
Auf die Frage Benedikt Dörders (SPD), wo genau die Vorteile für die Gemeinde und die betroffenen Bürger lägen, zeigte Boiger verschiedene Fördermöglichkeiten auf. So könnten zum Beispiel bei Sanierungsmaßnahmen, die ein Ensemble-Gebäude aufwerten, staatliche Zuschüsse fließen. Im Übrigen ist das Thema für den Landkreis auch nicht neu. Die Rosenstraße in Tegernsee und der Stadtkern Miesbach sind beispielsweise schon als Denkmal-Ensembles gelistet, seit Ende 2021 steht auch Wildbad Kreuth unter diesem besonderen Schutz. Weitere Ensembles im Landkreis befinden sich laut Boiger in der Prüfung.
Denkmalschutz für Altwiessee: Anlieger werden noch befragt
Georg Erlacher (CSU) wollte wissen, auf welche Weise die Hauseigentümer bei dem Prozess mitgenommen werden. Gebe es für sie eine eigene Versammlung? Eine solche sei zwar nicht verpflichtend, er stehe aber gerne für einen Austausch zur Verfügung, sagte Boiger. Bürgermeister Robert Kühn (SPD) sagte daraufhin zu, dass die Bauverwaltung zunächst eine solche Fragerunde mit den Anliegern und dem Kreisbaumeister organisieren werde, ehe irgendwelche Entscheidungen getroffen würden. „Das ist ein extrem sensibles Projekt“, meinte er.
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Als jemand, der selbst in einem der Denkmäler in Altwiessee lebt und damit zu den Betroffenen gehört, brach Grünen-Gemeinderat Johannes von Miller eine Lanze für das Ensemble. „Altwiessee gegenüber ist das eine große Wertschätzung“, sagte er. Es dürfte spannend werden, ob das die anderen Eigentümer genauso sehen.
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