Nasa verliert Kontakt: „Voyager“-Sonden monatelang auf sich allein gestellt

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Die „Voyager“-Sonden erforschen seit 1977 das All und sind die einzigen Raumsonden im interstellaren Raum. Nun droht die Kommunikation lange abzureißen.

Pasadena – Die Nasa verliert für mehrere Monate weitgehend den Kontakt zu ihren historischen „Voyager“-Sonden, da die einzige Antenne, die mit ihnen kommunizieren kann, renoviert wird. Die beiden Raumfahrzeuge, die bereits im Sommer 1977 ihre Reise antraten, um die äußeren Planeten unseres Sonnensystems zu untersuchen, befinden sich heute in einer einzigartigen Position. Ihre wissenschaftliche Mission dauert bis heute an, allerdings in Regionen, die weit jenseits aller Planetenbahnen liegen. Beide Raumfahrzeuge haben die Grenzen unseres Sonnensystems bereits vor Jahren überschritten und bewegen sich durch den interstellaren Raum.

Die wissenschaftliche Bedeutung dieser Missionen ist kaum zu überschätzen, da kein anderes von Menschen konstruiertes Objekt jemals diese kosmischen Regionen erreicht hat. Die Messwerte, die sie aus dem interstellaren Raum zur Erde senden, besitzen für die Wissenschaft einen unschätzbaren Wert. Allerdings ist der Datenaustausch mit den weit entfernten und alternden Raumfahrzeugen grundsätzeine Herausforderung – und wird aktuell durch Modernisierungsarbeiten auf unserem Planeten erheblich komplizierter.

Nasa-Antenne, die zur Kommunikation mit den „Voyagers“ dient, fällt monatelang aus

Vom 4. Mai 2025 bis voraussichtlich Februar 2026 durchläuft die sogenannte „Deep Space Station 43“ in Canberra – eine 70 Meter große Antenne des Nasa Deep Space Networks (DSN) – umfassende Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten. Das heißt: Abgesehen von zwei kurzen Zeitfenstern im August und Dezember wird sie nicht betriebsbereit sein. Die Antenne ist für die Nasa allerdings die einzige Möglichkeit, mit den weit entfernten „Voyager“-Sonden zu kommunizieren, Steuerungsbefehle zu übermitteln und wissenschaftliche Daten zu empfangen. Die alternativen DSN-Antennenanlagen in Kalifornien und nahe Madrid verfügen nicht über die erforderlichen Kapazitäten für diese Aufgabe.

Voyager 1 Voyager 2
Start: 5.9.1977 Start: 20.8.1977
Entfernung zur Erde: 24,88 Milliarden Kilometer Entfernung zur Erde: 20,8 Milliarden Kilometer
Geschwindigkeit: 61.200 km/h Geschwindigkeit: 55.350 km/h
einfache Signallaufzeit: 23 Stunden und 3 Minuten einfache Signallaufzeit: 19 Stunden und 18 Minuten
Quelle: Nasa

„Diese Antennenverbesserungen sind wichtig für künftige Mondlandungen mit Besatzung und erhöhen auch die Kommunikationskapazität für unsere wissenschaftlichen Missionen im tiefen Weltraum, von denen einige auf den Entdeckungen von Voyager aufbauen“, erläutert Suzanne Dodd, die sowohl als Voyager-Projektmanagerin fungiert als auch das Interplanetare Netzwerk leitet, welches das Deep Space Network im Auftrag der Nasa betreibt. „Wir haben solche Ausfallzeiten schon einmal erlebt, also bereiten wir uns so gut wie möglich vor.“

Nasa verliert Kontakt zu „Voyager“-Raumsonden im interstellaren Raum

Im August und Dezember kann das „Voyager“-Team kurz mit den Raumsonden kommunizieren – doch es ist eine lange Zeit ohne jeglichen Kontakt. Um die ausgedehnte Kontaktunterbrechung bestmöglich zu bewältigen, gelang den Ingenieuren vorab eine bemerkenswerte technische Leistung: Sie reaktivierten Triebwerke von „Voyager 1“, die seit 2004 als defekt eingestuft waren. Diese Maßnahme ist besonders wichtig, da die Treibstoffleitungen der aktuell verwendeten Triebwerke Ablagerungen aufweisen, die laut Nasa möglicherweise bereits im Herbst zu deren Ausfall führen könnten.

Illustration: Eine „Voyager“-Raumsonde der US-Raumfahrtorganisation Nasa im Weltraum. © imago/Science Photo Library

In Anbetracht der wissenschaftlichen Relevanz der „Voyager“-Missionen verschafft diese alternative Lösung dem Missionsteam nun eine gewisse Sicherheit. „Ich denke, damals war es für das Team okay zu akzeptieren, dass die Haupt-Triebwerke nicht mehr funktionieren, weil sie ein gut funktionierendes Backup hatten“, erläutert Kareem Badaruddin, der für die Nasa die Koordination der Voyager-Missionen verantwortet. „Und, ehrlich gesagt, haben sie wahrscheinlich nicht geglaubt, dass die ‚Voyagers‘ noch weitere 20 Jahre weiter funktionieren würden.“ Dennoch sehen sich die Raumfahrzeuge regelmäßig mit technischen Schwierigkeiten konfrontiert.

„Es war ein weiteres Wunder, dass die Voyager gerettet werden konnte“

Falls die derzeit genutzten Triebwerke von „Voyager 1“ im August also ein Problem haben, kann das „Voyager“-Team problemlos auf die alten reaktivierten Triebwerke zurückgreifen. „Diese Triebwerke wurden als tot angesehen. Und das war eine legitime Schlussfolgerung. Aber einer unserer Ingenieure hatte die Idee, dass es vielleicht noch eine andere mögliche Ursache gab, die behebbar war. Es war ein weiteres Wunder, dass die ‚Voyager‘ gerettet werden konnte“, beschreibt es Todd Barber, ein Mitglied des „Voyager“-Teams begeistert. (tab)

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