„Das größte Wunder“ – Nasa stellt Kontakt zur legendären „Voyager 1“-Raumsonde wieder her
Nach monatelanger Funkstille hat die Nasa wieder Kontakt zur Raumsonde „Voyager 1“. Doch noch ist das Problem nicht ganz gelöst.
Pasadena – Die Raumsonde „Voyager 1“ hält den Rekord als das am weitesten von der Erde entfernte menschengemachte Objekt. Seit einigen Jahren befindet sie sich im interstellaren Raum, jenseits unseres Sonnensystems, und hat bis zum 14. November 2023 wertvolle wissenschaftliche Daten zur Erde gesendet. Doch seit diesem Datum hat die US-Raumfahrtorganisation Nasa keine verständlichen Daten mehr von „Voyager 1“ erhalten. Ein Anlass zur Sorge, denn die Raumsonde ist allein wegen ihrer Entfernung zur Erde ein wichtiges wissenschaftliches Instrument.
„Voyager 1“ schickte fünf Monate lang unverständliche Signale
Etwas mehr als fünf Monate lang bereiteten die Schwierigkeiten mit „Voyager 1“ einem Team im Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa Kopfzerbrechen. Diese Sorgen dürften nun jedoch verschwunden sein. Am 20. April 2024 hat „Voyager 1“ erstmals wieder ein Signal zur Erde gesendet, das für das „Voyager“-Team verständlich war. Laut Nasa war es das erste Mal seit fünf Monaten, dass der Status und die Gesundheit der Raumsonde überprüft werden konnten.
Name: | Voyager 1 |
---|---|
Startdatum: | 5. September 1977 |
Entfernung von der Erde: | 24,3 Mrd. Kilometer |
Signallaufzeit (einfacher Weg) | 22 Stunden und 33 Minuten |
aktive Instrumente | 4 von ursprünglich 10 |
Besonderheit: | baugleiche Schwestersonde Voyager 2 ist etwa zwei Wochen früher gestartet |
Quelle: Nasa |
Nasa-Raumsonde „Voyager 1“ schickt verständliches Signal zur Erde
Vor dieser positiven Nachricht lagen jedoch viele Monate, in denen das Team verzweifelt versuchte, „Voyager 1“ wieder zum Sprechen zu bringen. Die Herausforderung: Die Raumsonde ist zu weit entfernt, um sie zu besuchen und zu reparieren – immerhin befinden sich mittlerweile mehr als 24 Milliarden Kilometer zwischen der Erde und der 1977 gestarteten Sonde. Dies hat auch Auswirkungen auf die Reparaturversuche: Ein Signal benötigt etwa 22 Stunden und 33 Minuten für den Weg zwischen Erde und Raumsonde – und der Rückweg dauert genauso lange.
Das „Voyager“-Team musste nach jeder Änderung, die es zur Raumsonde ins All schickte, fast zwei Tage warten. Erst dann konnte es sehen, ob die Änderungen erfolgreich waren. Am 20. April war es endlich so weit: Das Team konnte das Problem von „Voyager 1“ identifizieren und einen Lösungsansatz finden. Nach Nasa-Angaben stand das Flight Data Subsystem (FDS), einer der drei Computer an Bord der Raumsonde, im Zentrum des Problems.
Meine news
Ein Chip an Bord von „Voyager 1“ ist defekt
Das FDS ist für das Packen der wissenschaftlichen und Statusdaten vor dem Senden zur Erde verantwortlich ist. Ein Teil der FDS-Software war jedoch auf einem Chip gespeichert, der sich als defekt herausstellte. Das machte die versendeten Daten unlesbar. Weil man den defekten Chip im Weltall nicht einfach austauschen kann, musste das Team kreativ werden. Die Lösung: Der betroffene Software-Code sollte an einer anderen Stelle im FDS-Speicher abgespeichert werden.
Am 18. April wurde erstmals ein Befehl zu „Voyager 1“ geschickt, um den Code, der die Systemdaten der Raumsonde verpackt, an einer anderen Stelle zu speichern. Die Antwort der Raumsonde am 20. April zeigte, dass das Vorhaben erfolgreich war – „Voyager 1“ schickte ein lesbares Statusupdate zurück. In den nächsten Wochen sollen die restlichen Teile der betroffenen Software auf diese Weise umgezogen werden. Dann soll „Voyager 1“ auch wieder lesbare wissenschaftliche Daten zur Erde schicken. Zahlreiche Forscherinnen und Forscher warten bereits darauf.
„Voyager 1“ ist eine legendäre Nasa-Raumsonde
Die Nasa-Raumsonde „Voyager 1“ ist in der Raumfahrt legendär: Sie hat auf ihrem Weg zum Rande des Sonnensystems mehreren Planeten einen Besuch abgestattet und der Forschung zahlreiche Daten geliefert. Unter anderem hat sie auch das berühmte „Pale Blue Dot“-Foto geschossen, das die Erde als winzigen blassblauen Punkt im riesigen Weltall zeigt.
Suzanne Dodd, die Leiterin des „Voyager“-Projekts, äußerte sich im Februar noch vorsichtig optimistisch: „Es wäre das größte Wunder, wenn wir sie zurückbekommen würden. Wir haben noch lange nicht aufgegeben.“ Es scheint, als würde das „größte Wunder“ nun tatsächlich eintreten. (tab)