Nasa kämpft um das Überleben der „Voyager“-Sonden – „Die elektrische Energie wird knapp“

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Illustration: Eine „Voyager“-Raumsonde der US-Raumfahrtorganisation Nasa im Weltraum. © imago/Science Photo Library

Seit 1977 erforschen die „Voyager“-Sonden das All. Doch die Energie schwindet. Die Nasa trifft drastische Maßnahmen, um sie zu retten.

Washington D.C. – Die „Voyager“-Raumsonden der US-Raumfahrtorganisation Nasa sind Raumsonden der Superlative: Keine andere Nasa-Mission ist so lang aktiv wie die beiden, keine andere Raumsonde ist so weit von der Erde entfernt wie die „Voyagers“. Und keine andere Mission schickt Daten aus der Region, in der sich die beiden Raumsonden mittlerweile aufhalten. Kurz: Für die Nasa ist es wichtig, die beiden Sonden möglichst lange am Leben zu erhalten. Denn nur die beiden „Voyagers“ haben bisher das Sonnensystem verlassen und sind in den interstellaren Raum vorgedrungen.

Doch die lange Laufzeit der Mission hat ihren Preis: Die Raumsonden bekommen ihre Energie von Radionuklidbatterien, die Energie durch den Zerfall von radioaktivem Material erzeugen. Jedes Jahr verlieren die Batterien an Bord jeder Raumsonde jedoch vier Watt an Energie – dauerhaft und unwiederbringlich. Bereits seit einiger Zeit kämpft die Nasa damit, die wertvollen „Voyager“-Sonden am Leben zu erhalten, indem sie nach und nach Instrumente abschaltet.

„Voyager“-Raumsonden der Nasa müssen Energie sparen

Jetzt ist es wieder einmal so weit. Ende Februar hat die Nasa ein Experiment zur kosmischen Strahlung an Bord von „Voyager 1“ deaktiviert, Ende März soll das „Low-Energy Charged Particle“-Instrument von „Voyager 2“ deaktiviert werden. Danach bleiben auf jeder Sonde noch drei von ursprünglich zehn Instrumenten aktiv. „Die ‚Voyagers‘ sind seit ihrem Start die Stars im Weltraum und wir wollen, dass das so lange wie möglich so bleibt“, erklärt Suzanne Dodd, die Projektleiterin der „Voyager“-Mission, in einer Mitteilung. „Aber die elektrische Energie wird knapp. Wenn wir jetzt nicht auf jeder ‚Voyager‘ ein Instrument abschalten, haben sie wahrscheinlich nur noch ein paar Monate Energie, bevor wir das Ende der Mission verkünden müssen.“

Voyager 1 Voyager 2
Startdatum: 5. September 1977 Startdatum: 20. August 1977
Entfernung zur Erde: 25 Milliarden Kilometer Entfernung zur Erde: 21 Milliarden Kilometer
Besuchte Planeten: Jupiter, Saturn und deren Monde, Besuchte Planeten: Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun
Geschwindigkeit relativ zur Sonne: ca. 61.000 km/h Geschwindigkeit relativ zur Sonne: ca. 55.000 km/h
Im interstellaren Raum seit: 25. August 2012 Im interstellaren Raum seit: 5. November 2018
Quelle: Nasa

Seit Jahren im interstellaren Raum: „Voyagers“ liefern der Nasa wertvolle Daten

Einige Instrumente wurden bereits früh in der Mission abgeschaltet – nach dem Vorbeiflug an den Planeten des Sonnensystems wurden sie nicht mehr benötigt. Die verbleibenden lieferten einzigartige Daten aus dem interstellaren Raum – die kein anderes Raumschiff sammeln kann, da bisher keine andere Sonde das Sonnensystem verlassen hat. „Voyager 1“ erreichte den interstellaren Raum 2012, „Voyager 2“ folgte 2018. Um das Überleben der Sonden möglichst lange zu sichern, schaltet die Nasa seit einiger Zeit regelmäßig Instrumente ab. Trotzdem machten die Sonden in den vergangenen Jahren auch öfter Probleme.

„Die ‚Voyager‘-Raumsonden haben ihre ursprünglichen Missionen – die Erforschung der äußeren Planeten – mehr als übertroffen“, betont Patrick Koehn, der Programmwissenschaftler der „Voyager“-Mission bei der Nasa. „Alle zusätzliche Daten, die wir seither gesammelt haben, sind nicht nur ein wertvoller Bonus für die Sonnenphysik, sondern auch ein Beweis für die vorbildliche Technik, die in die ‚Voyagers‘ eingeflossen ist – angefangen vor fast 50 Jahren und bis heute.“

In etwa einem Jahr müssen erneut „Voyager“-Instrumente abgeschaltet werden

Die Nasa schätzt, dass die Energie der Sonden noch etwa ein Jahr ausreicht, bevor weitere Instrumente abgeschaltet werden müssen. Bis dahin wird „Voyager 1“ weiterhin Daten mit seinem Magnetometer und dem Plasmawellen-System sammeln. Das „Low-Energy Charged Particle“-Instrument soll bis 2026 aktiv bleiben. „Voyager 2“ nutzt derzeit Instrumente zur Erfassung von Magnetfeldern und Plasmawellen. Auch das Subsystem zur Messung kosmischer Strahlen soll 2026 deaktiviert werden, um weiter Energie zu sparen.

Wird der Energiesparplan fortgesetzt, könnten beide Sonden mit jeweils einem aktiven Instrument bis in die 2030er Jahre betrieben werden, hat man bei der Nasa berechnet. „Jede Minute eines jeden Tages erforschen die ‚Voyager‘ eine Region, in der noch kein Raumschiff zuvor gewesen ist“, betont Linda Spilker vom JPL. „Das bedeutet auch, dass jeder Tag unser letzter sein könnte. Aber dieser Tag könnte auch eine weitere interstellare Enthüllung bringen. Deshalb ziehen wir alle Register und tun alles, was wir können, um sicherzustellen, dass ‚Voyager 1‘ und ‚Voyager 2‘ ihre bahnbrechende Arbeit so lange wie möglich fortsetzen.“ (tab)

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