Emotionale Zeremonie: Nordkoreas Machthaber spricht über Gefallene im Ukraine-Krieg – „Herz schmerzt“
Kim Jong-un gedachte der gefallenen Soldaten. In einer Zeremonie zeigen sich die Verluste erstaunlich offen. Weitere Entsendungen sind geplant.
Pjöngjang – Mit einer gefühlsbetonten Aufführung hat der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un der im Ukraine-Krieg getöteten Soldaten gedacht. Es handelt sich um eine ungewöhnliche Zurschaustellung der nordkoreanischen Verluste durch die Hilfe für Russland im Krieg. Sein „Herz schmerzt“, erklärte Kim. Trotzdem dürfte Nordkorea schon bald weitere Soldaten nach Russland entsenden.
Bei einer Zusammenkunft mit Befehlshabern einer Truppe, die angeblich für Russland in der westlichen Region Kursk kämpfte, pries er Nordkoreas Streitkräfte als „eine heldenhafte Armee“. Aber auch Tränen wurden bei der Feier vergossen, als Kim auf Angehörige der getöteten Soldaten traf. Auf verschiedenen Aufnahmen ist erkennbar, wie der nordkoreanische Herrscher Soldaten oder weinende Kinder in die Arme schließt.

„Mein Herz schmerzt“: Nordkoreas Führer Kim präsentiert sich bei Gedenkfeier gefühlsbetont
„Während ich vor den trauernden Familien der gefallenen Soldaten stehe, weiß ich nicht, wie ich mein Bedauern und meine Entschuldigung dafür ausdrücken soll, dass ich unsere wertvollen Söhne nicht schützen konnte“, äußerte Kim nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Nordkoreas, KCNA, die von CNN wiedergegeben wurde.
„Mein Herz schmerzt und ist bitter angesichts der Tatsache, dass ich die edlen Persönlichkeiten, die ihr kostbares Leben für den großen Sieg und Ruhm geopfert haben, nur durch Fotos an der Gedenkwand kennenlernen kann“, erklärte der nordkoreanische Herrscher. Aufnahmen der Nachrichtenagentur KCNA belegen, wie Kim vor Bildern der getöteten Soldaten niederkniet, deren Namen auf Schildern mit goldener Schrift zu lesen sind. Der nordkoreanische Diktator zeichnete sowohl die gefallenen als auch die lebend heimgekehrten nordkoreanischen Soldaten aus dem Ukraine-Konflikt mit Orden aus.
Südkorea wittert Strategie hinter Gedenkfeier: Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un möchte „Moral stärken“
Bis jetzt kamen die Angaben über nordkoreanische Opfer hauptsächlich aus Geheimdienstmeldungen oder einzelnen Frontberichten aus dem Ukraine-Krieg. Nach Erkenntnissen ukrainischer und US-amerikanischer Geheimdienste sollen rund 12.000 nordkoreanische Soldaten in Russland stehen, die ersten bereits seit Herbst 2024. Ungefähr 4000 von ihnen sollen ums Leben gekommen oder verletzt worden sein, jedenfalls nach westlichen Angaben, die CNN anführte. Südkoreanische Politiker nannten im April 600 Todesopfer.
Nordkorea hüllte sich bislang über Opfer in Schweigen. Die Gedenkfeier gehört zu den seltenen Augenblicken, in denen die Fassade bröckelt. Die offiziellen Würdigungen sollten nach Aussage eines Beamten des südkoreanischen Vereinigungsministeriums, den die Nachrichtenagentur Yonhap zitierte, dazu dienen, „den Einsatz zu rechtfertigen und die Moral zu stärken“.
Ungeachtet der starken Militarisierung Nordkoreas mit geschätzten 1,2 Millionen Berufssoldaten und einer Wehrpflicht ab 17 Jahren verfügt das Militär über wenig Kampferfahrung. Nach dem Ende des Koreakriegs 1953 war das Militär nur selten aktiv im Einsatz, weshalb vermutlich insbesondere moderne Kriegstaktiken wie der intensive Drohneneinsatz unbekannt sind. Dennoch sollte man die nordkoreanischen Soldaten nach Ansicht ukrainischer Spezialkräfte im CNN-Interview nicht unterschätzen. Ihre Methoden seien brutal und Nordkoreas Soldaten würden auch vor eigenen Opfern nicht zurückschrecken, hieß es dort.
Verstärkung für Putin im Ukraine-Krieg: Weitere Nordkorea-Soldaten für Russlands Streitkräfte
Ungeachtet der Opfer soll Nordkorea seine Hilfe für Russland im Ukraine-Konflikt möglicherweise noch ausweiten. Ukrainische Beamte erklärten nach CNN-Angaben im Juli, dass Nordkorea in den kommenden Monaten eventuell 25.000 bis 30.000 weitere Soldaten nach Russland schicken könnte. Ein anderer westlicher Geheimdienstmitarbeiter habe vergleichbare Zahlen genannt. „Unsere Armee tut jetzt das, was sie tun sollte und was getan werden muss. Sie wird dies auch in Zukunft tun“, unterstrich Kim bei der Feier.
„Die Bande der kämpferischen Freundschaft, des guten Willens und der gegenseitigen Hilfe, die in den Tagen des Krieges vor langer Zeit gefestigt wurden, sind auch heute noch fest und verlässlich“, hatte der russische Präsident Wladimir Putin wenige Tage vor Kims Gedenkfeier in einem Brief an den nordkoreanischen Diktator geschrieben, wie The Guardian meldete. Anlass war der Jahrestag der koreanischen Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft 1945. Auch Putin bezeichnete die nordkoreanischen Truppen im Ukraine-Konflikt als „heroisch“. (lismah)