Kommentar: Wahlschlappe in Kochel – CSU-Kandidat Thomas Bacher sollte sein Verhalten erklären
Thomas Bacher war im Wahlkampf in Kochel weitgehend unsichtbar. Der CSU-Kandidat sollte nicht nur seinen Wählern und seiner Partei, sondern allen Kochlerinnen und Kochlern sein Verhalten erklären. Ein Kommentar von Redakteurin Christiane Mühlbauer.
Stell dir vor, es ist Wahlkampf, und der Kandidat taucht unter: Es war schon bemerkenswert, was sich in den vergangenen Wochen im Bürgermeister-Wahlkampf in Kochel abgespielt hat. Während Rosi Marksteiner (Mitte) und Jens Müller (UWK) für ihr Programm die Werbetrommel rührten und nun in der Stichwahl stehen, war vom CSU-Kandidaten Thomas Bacher nichts zu sehen. Einzig bei der Podiumsdiskussion unserer Zeitung kurz vor Weihnachten hat er öffentlich Fragen beantwortet, wie er sich die Zukunft Kochels vorstellt.
Bürgermeisterwahl in Kochel: Nominierung Bachers war eigentlich eine gute Entscheidung
Nun wäre man versucht zu sagen, dass ein Kandidat der CSU durchaus die Auffassung vertreten könnte, der Gewinn der Wahl sei „a gmahde Wiesn“. Eigentlich war die Nominierung von Bacher ja eine gute Entscheidung – als Kämmerer in Kochel hat er seit Jahren umfassende Einblicke in viele Bereiche und ist mit Abläufen der Verwaltung vertraut. Im Prinzip hätte Bacher seine Mitbewerber mit einem entsprechend geführten Wahlkampf locker in die Tasche stecken können. Hat er aber nicht – sondern er machte sich schlichtweg unsichtbar. Nicht nur in Kochel rätselt man, warum. Hatte der 28-Jährige womöglich Angst vor der eigenen Courage bekommen?
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Hätte er das Amt wirklich nicht ausüben wollen, wäre es fair gewesen, das einzugestehen und einen Rückzieher zu machen. Das ist schmerzhaft, aber ehrlich. Und es hätte, wenn er es rechtzeitig getan hätte, der Kochler CSU die Möglichkeit gegeben, eine Alternative zu suchen.
Das Verhalten des CSU-Kandidaten hat Vertrauen in die Politik beschädigt
Es wäre auch nicht das erste Mal für die CSU im Landkreis gewesen, einen Kandidaten zu verlieren. 2013 zum Beispiel cancelte Werner Weindl seine Kandidatur zum Landrat. Das war überraschend, aber ein klarer Schnitt. Bacher hingegen fuhr „das Ding“ sehenden Auges an die Wand und hat jetzt den ganzen Ortsverband blamiert. Wobei man aber auch die Frage stellen muss: Warum hat offensichtlich niemand eingegriffen? Und: Welchen Rückhalt hat der Benediktbeurer in der Kochler CSU?
Und noch etwas darf man nicht außer Acht lassen: Dass Menschen heute zum Wählen gehen, ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Das hat auch die Wahl in Kochel mit einer Beteiligung von unter 60 Prozent gezeigt. Dabei ist Kommunalpolitik die unterste Ebene – man kennt sich, kann miteinander reden, vertraut sich. Wenn sich also jemand auf dieser Ebene zur Wahl stellt und dann so abtaucht, schädigt das dieses Vertrauen immens. Es ist Wasser auf die Mühlen von denjenigen, denen Wahlen und Politik egal sind.
Es gibt viele Spekulationen. Deshalb wäre es umso wichtiger, dass Bacher nicht nur seinen Wählern und seiner Partei, sondern allen Kochlerinnen und Kochlern sein Verhalten erklärt. Noch ist es dafür nicht zu spät.
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