Kochler CSU rätselt nach verlorener Bürgermeisterwahl: „Können uns Verhalten des Kandidaten nicht erklären“

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Da waren sie noch zuversichtlich, die Bürgermeisterwahl zu gewinnen: Ortsvorsitzender Florian Lantenhammer (li.) und Thomas Holz (re., stellvertretender Ortsvorsitzender, ehemaliger Bürgermeister und jetzt Mitglied des Landtags) mit Kandidat Thomas Bacher bei der Nominierungsversammlung im November 2023. © arp

Nach der verpatzten Bürgermeisterwahl ihres Kandidaten äußert sich jetzt die Kochler CSU in einer Pressemitteilung. Die Vorstandschaft hatte sich am Montagabend zu einer Sondersitzung getroffen.

Kochel am See – Wie berichtet ist der CSU-Kandidat Thomas Bacher mit einem Ergebnis von 23,7 Prozent im ersten Wahlgang ausgeschieden. Die Stichwahl am 28. Januar bestreiten nun Jens Müller (UWK) und Rosi Marksteiner (Mitte). „Das Ergebnis hat uns erschüttert“, schreibt der Kochler CSU-Ortsvorsitzende Florian Lantenhammer. Die Vorstandschaft habe sich über das Ergebnis bei der Zusammenkunft „nicht sonderlich überrascht“ gezeigt: „Wer bewusst keinen Wahlkampf führt, braucht sich danach nicht wundern, wenn er nicht gewählt wird“, so Lantenhammer.

Eine Aufarbeitung „sei man den Mitgliedern schuldig“

Es gehe „nicht um Schuldzuweisungen“, erklärt der Ortsvorsitzende weiter, aber wenn die CSU bei einer Wahl nicht einmal 25 Prozent erreicht, sei man es den Mitgliedern schuldig, das Ergebnis schonungslos aufzuarbeiten. Damit habe man nun begonnen.

„Nach wie vor“, so Lantenhammer, halte man Bacher aufgrund seiner beruflichen Laufbahn als Kämmerer „grundsätzlich für einen guten Kandidaten“. Mit 28 Jahren sei er „jung und frisch genug, um vieles in unserer Gemeinde zu bewegen“. Dass es dennoch nicht für die Stichwahl gereicht habe, liege „vor allem am fehlenden Wahlkampf“. Dieses Bild habe sich auch „aufgrund vieler Rückmeldungen von Wählerinnen und Wählern verfestigt“.

Lantenhammer: Bacher habe von sich aus Kandidatur angeboten

Dabei hätte die Kochler CSU schon frühzeitig die Weichen gestellt, so Lantenhammer weiter. Als der bisherige Kochler Bürgermeister Thomas Holz im Dezember 2022 als Direktkandidat für die Landtagswahl nominiert worden war, habe man mit potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten Gespräche geführt. „In dieser Phase ist auch Thomas Bacher auf uns zugekommen und hat sein Interesse an einer Kandidatur bekundet“, schreibt Lantenhammer. „Nicht nur aufgrund seiner Fähigkeiten, sondern auch auf Grundlage guter gemeinsamer Ansätze und aufgrund der Tatsache, dass er in die CSU eingetreten ist und einen Posten im Vorstand übernommen hat, wurden diese Gespräche intensiviert.“ Bereits damals habe die Vorstandschaft „mehrfach angeboten, den Wahlkampf vorzubereiten“, so der CSU-Ortschef. Aufgrund seiner beruflichen Position habe Bacher aber abgelehnt und „für die Zeit nach der offiziellen Nominierung den Einstieg in den Wahlkampf angekündigt“.

Kandidat soll im Wahlkampf die Vorgaben machen

Warum auch nach der Nominierung Mitte November kein Wahlkampf geführt wurde, könne sich die Vorstandschaft nicht erklären. „Es ist klar, dass der Kandidat die Vorgaben macht, über die Maßnahmen entscheidet und die Ortsvorstandschaft nur beratend und unterstützend mitwirkt“, so Lantenhammer. Bei den vergangenen Wahlkämpfen habe es „immer ein konstruktives Miteinander gegeben“, und bei Bedarf habe man auf die personellen und strukturellen Ressourcen der CSU zurückgegriffen. Dies hätte man Bacher „vielfach angeboten und versucht, mit ihm zusammen eine Wahlkampfstrategie zu entwickeln“.

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Bacher sei darauf aber nicht eingegangen, so der Ortsvorsitzende weiter. Er habe entgegen erster Absprachen in der heißen Wahlkampfphase angekündigt, das Vorhaben nach seinen Vorstellungen umzusetzen. „Auch, nachdem viele Rückmeldungen von Wählern bei der Vorstandschaft eingegangen waren, dass sie sich sehr darüber wundern, dass der CSU-Kandidat keinerlei Wahlkampf führt, und trotz öffentlicher Ankündigung bei der Podiumsdiskussion hatte sich diese Einstellung nicht geändert.“

Selbstkritik: „Hätten vor der Nominierung Wahlkampf klarer abstecken sollen“

Insofern, schreibt Lantenhammer weiter, sei das Ergebnis „nicht überraschend“. „Wir können es uns nicht erklären und sind sehr enttäuscht, dass das Potenzial des Kandidaten und der CSU überhaupt nicht genutzt wurde“, fasst Lantenhammer die Diskussion im Vorstand zusammen. Aber es gibt auch Selbstkritik: „Als Ortsvorstandschaft haben wir sicherlich versäumt, bereits vor der Nominierung den Wahlkampf klarer abzustecken.“ Den Kopf in den Sand zu stecken, nütze jetzt nichts. „Wir müssen nach vorne schauen.“ Der Ortsverband wolle sich „mit seinen Mitgliedern im Gemeinderat weiterhin mit großem Engagement“ für die Kommune einsetzen, so Lantenhammer. (müh)

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