Moderner Laufstall in historischem Weiler Ellmau
Ob nun in Ellmau die Berliner Bundespolitik oder die Brüssler Europapolitik „zuschlägt“, sei dahingestellt. Seit der jüngsten Sitzung des Rottacher Ortsplanungsausschusses steht fest: Milch- und Bezirksalmbauer Anton Maier darf endlich seinen Milchviehlaufstall im historisch geprägten Weiler bauen. Drei Jahre hat’s gedauert.
Rottach-Egern – Seit 2021, seit die beiden in Ellmau lebenden Landwirtsfamilien Maier und Bachmair zur Zukunftssicherung ihrer landwirtschaftlichen Unternehmen einen modernen Milchviehlaufstall beziehungsweise eine Reithalle mit Pferdeboxen beantragt haben, befassen sich der Rottach-Egerner Gemeinderat und das Bauamt mit der Weiterentwicklung des Örtchens Ellmau. Sogar Kreisbaumeister Christian Boiger war schon involviert, handelt es sich doch um einen idyllischen, von historischen Bauernhöfen geprägten und ursprünglichen Weiler im Außenbereich. Es geht um die Verträglichkeit der neuen Bauten mit dem schmucken Bestand. Für die Pferdezüchter-Familien Bachmair gab es im November 2022 schon grünes Licht.
Laufstall bewilligt
Und jetzt auch für Bezirksalmbauer Anton Maier: Ihm wurde jetzt als Laufstall ein großer geschlossener Baukörper von 36 auf 24,4 Metern ohne Anbau (ursprünglich 40,9 auf 19,9 mit Anbau) und einer reduzierten Höhe von 4,46 Metern bewilligt. Er soll in Richtung Valepper Straße, aber gut versteckt hinter einem alten Hag entstehen. „Der Bau ist verträglich situiert und gestaltet. Die Privilegierung durch das Landwirtschaftsamt gegeben“, urteilte Bauamtsleiterin Tanja Butz und empfahl die Genehmigung inklusive Abweichung für die Oberlichter: Die seien bei Milchviehställen mittlerweile gang und gäbe, weil wichtig für die Belüftung. Außerdem für den Bautenschutz, wie Martin Strohschneider (CSU) noch anmerkte.
Töchter wollen den Betrieb weiterführen
Dass sich Anton Maier, der bis dato einen klassischen Milchviehbetrieb inklusive Almbewirtschaftung und mit Pferdekutschfahrten im Nebenbetrieb führt, überhaupt dem Thema Laufstall mit seinem immensen Kosten angenähert hat, liegt in erster Linie an den Töchtern. Die haben sich bereit erklärt, den bestens funktionierenden Kombihaltungsbetrieb mit Viehaustrieb erst auf den Niederleger und später auf den Hochleger Siblialm weiterzuführen. Entsprechend haben sie sich auch für einschlägige Berufsausbildungen entschieden.
„Laufstall ist auch dem Menschenwohl zuträglich“
Aber nicht allein um die betriebliche Zukunft zu sichern, versuchen die Maiers die kommende Gesetzgebung, die sich allem voran das Tierwohl auf die Fahne geschrieben hat, zu adaptieren. Anton Maier sieht durchaus auch die Vorteile: „Ein neuer, moderner Laufstall ist auch dem Menschenwohl zuträglich.“ Die moderne Technik bringe optimierte Abläufe und Arbeitserleichterungen mit. Außerdem hätte er durch den neuen Stall für die Kühe, das Jungvieh und die Kälberboxen im alten Stall wieder ausreichend Platz für die Rösser seines Kutschfahrbetriebs. Künftig könne er sich auch wieder der Fohlennachzucht widmen, für die es Jahre lang an Platz mangelte.
Bürgermeister Christian Köck (CSU) bedauerte indes, dass sich auch die hiesige kleinstrukturierte Landwirtschaft mit ihrer dem Tierwohl zuträglichen Kombihaltung den neuen Gesetzmäßigkeiten beugen müsse.
Da der aktuelle Stand ist: Die ganzjährige Anbindehaltung soll verpflichtend ab Ende 2028 verboten sein. Aber auch die Kombihaltung, wie sie die Maiers betreiben und im Tierwohl-Sinn auch weiter betreiben wollen, soll nur bis zum Betriebsübergang zur nächsten Generation erlaubt sein.
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Noch keine Regelung für Fortbestand der Kombihaltung
Köck lobte im gleichen Atemzug die Landwirte, die sich wie die Maiers in Ellmau der Entwicklung stellen: „Wir hatten früher 30 bäuerliche Betriebe in Rottach-Egern. Jetzt sind es nur noch 15“, sagte Köck betrübt, weil diese Betriebe die Garanten dafür wären, dass sich Rottach als Urlaubsort in einer grünen und gesunden Landschaft definieren könne.
Daraufhin stellte Thomas Tomaschek von den Grünen klar, dass seine Fraktion, der Grünen-Abgeordnete Karl Bär aus Holzkirchen und auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özedmir pro Kombihaltungsform seien: „Da schlägt dann Europa, nicht unsere Bundesregierung zu, falls die tatsächlich auch verboten werden sollte.“ Aktuell ist es dennoch so: Auch wenn Özdemir in Richtung eines „Bayerischen Sonderwegs“ gehen möchte, gibt es für die Kombihaltung noch keine verbindliche Regelung. Das ist noch ein offener Gesetzesfindungs-Prozess in Berlin.