Alternativlose Minimallösung oder verpasste Chance? Zwei Kommentare zu den Hallenbad-Plänen am Tegernsee

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Schwimmen, sonst (fast) nichts: Als zweckmäßiges Hallenbad ist das neue Bad im Tegernseer Tal derzeit geplant (Symbolbild). © mm

Am Tegernsee soll ein neues Hallenbad entstehen. Ist ein zweckmäßiges Schwimmbad ohne Schnickschnack ausreichend? Dazu ein Pro- und ein Contra-Kommentar von Gabi Werner und Katrin Hager.

Gabi Werner:

Dass der Wunsch nach einem freizeitorientierten Hallenbad aufkommen würde, war zu erwarten. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an den beliebten Badepark, der mit einer heimeligen Sauna-Landschaft und Attraktionen wie Außenbecken und Rutsche aufwarten konnte. Wer macht da schon gerne einen Schritt zurück und gibt sich mit weniger zufrieden?

Der Arbeitskreis Kommunales Schwimmen hat trotzdem gut daran getan, eine minimalistische Lösung zu erarbeiten und vorzulegen. Er hat sich damit schlichtweg den Realitäten gestellt. 21 Millionen werden die Kommunen allein für den Bau locker machen müssen, danach haben sie gemeinsam das alljährliche Betriebsdefizit zu stemmen. Will man auch finanzschwächere Gemeinden wie Kreuth an Bord haben, so ist das derzeit (leider) das Höchste der Gefühle. Ich denke, da dürfen die Bürger auf die Einschätzung des Arbeitskreises und des Bäderexperten vertrauen. Die haben sich immerhin ein Jahr lang die Köpfe über ein mögliches Konzept zerbrochen. Fazit: Wollen die künftigen Gesellschafter nicht baden gehen, sollten sie lieber auf kleiner Welle reiten.

Ob das die einzelnen Gemeinderäte auch so sehen oder ob doch die Forderung nach einem Spaßbad laut wird, bleibt abzuwarten – auch angesichts des Drucks vieler enttäuschter Bürger.

Katrin Hager:

Wer mehr über die Normalverteilung in einem Schwimmbad ohne Schnickschnack erfahren möchte, dem empfehle ich einen Besuch im Holzkirchner Batusa. Dort kann man beobachten, was in einem 25-Meter-Sportbecken mit fünf Bahnen passiert, wenn eben nicht nur Wasserretter und Schwimmkurse kommen. Sondern Tempo- und Genuss-Bahnenschwimmer, Familien mit Kindern, Halbstarke mit Ball, Floating-Kurs und Wassergymnastik. Der Andrang ist groß. Der Kompromiss auch.

Kaum anders wird es am Tegernsee zu erwarten sein. Das Lehrschwimmbecken ist ein wichtiger zweiter Baustein. Aber wer glaubt, dass in dieser touristischen Region nicht auch Freizeitplanscher kommen, könnte sein blaues Wunder erleben. Zumal ein Hallenbad eine willkommene Schlechtwetteralternative ist. Es muss nicht gleich ein Spaßbad sein und auch keine zweite Seesauna. Aber wenn man schon Geld in die Hand nimmt, dann doch bitte für eine Lösung, bei der man nicht die nächsten Jahrzehnte verpassten Chancen nachtrauert.

Mir ist klar, dass Kommunen nicht durch Wunschdenken mehr Geld haben. Aber wenn sich die öffentliche Hand immer nur auf Pflichtaufgaben und ein Minimum zurückzieht, verarmt unsere Gesellschaft. Zwischen Spaßbad und Sparversion gibt es jedenfalls viele fließende Grenzen.

gab/ag

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