Gemeinde Bad Wiessee liebäugelt mit Seethermie - und lässt Möglichkeiten prüfen

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Der Tegernsee als Energielieferant: Die Firma Athos möchte sich das Potenzial bereits zunutze machen - hier im Vordergrund die Baustelle fürs Hotel Seegut. © Thomas Plettenberg

Lässt sich der Tegernsee für die Gemeinde Bad Wiessee als Energiequelle nutzen? Genau das möchte die Kommune herausfinden. Einem Antrag der Grünen, die Potenziale der so genannten Seethermie zu prüfen, hat der Gemeinderat zugestimmt.

Bad Wiessee – Der Tegernsee als Energielieferant. Es war die Firma Athos, die das innovative Energiekonzept vor gut einem Jahr erstmals öffentlich auf den Tisch brachte. Die Strüngmann-Firma möchte auf diese Weise Wärme und Kälte für die neue Hotelanlage Seegut in Bad Wiessee erzeugen. Während beispielsweise in der Schweiz die Energiegewinnung durch Seewasser bereits gang und gäbe ist, wäre es hierzulande eine Premiere – der Investor wartet noch auf die endgültige Genehmigung durch die Behörden.

Grünen-Gruppe ist überzeugt: Seethermie ist zukunftsfähig

Dass viel Potenzial in der „thermischen Seewassernutzung“ steckt, davon ist derweil auch die Ortsgruppe der Grünen überzeugt. Die Gemeinderäte Karl Schönbauer und Johannes von Miller hatten daher zur jüngsten Gemeinderatssitzung einen Antrag formuliert. Als „Antwort auf den Klimawandel“ sei der Seethermie „eine Zukunftsfähigkeit einzuräumen“, heißt es darin. Bei dem Verfahren werde durch die eingesetzte elektrische Energie für den Antrieb einer Wärmepumpe etwa das Drei- bis Vierfache an nutzbarer Wärmeenergie geliefert, erläuterte Schönbauer in der Sitzung. Und: „Aufgrund des glücklichen Umstands, hier einen See zu haben, bleibt die Wertschöpfung in der Region.“

Karl Schönbauer sitzt für die Grünen im Gemeinderat Bad Wiessee
Grünen-Gemeinderat Karl Schönbauer © Thomas Plettenberg

Für die Seethermie müssen Rohre im Tegernsee versenkt werden

Athos hatte die zugrunde liegende Technik damals bei einem Pressegespräch erläutert. Demnach müssen in einer Tiefe von etwa 30 Metern Rohre im See verlegt werden. Das Seewasser wird über eine Ansaug-Anlage entnommen, über die Rohre einer Wärmepumpe zugeführt, in Wärme oder Kälte umgewandelt und dann wieder in den See zurück gepumpt.

Die Grünen beantragten nun, eine Analyse in Auftrag zu geben, um auch für die Gemeinde ein geeignetes Konzept zu finden. Ein Experte solle eingeladen werden, der über mögliche Potenziale, Kosten und Umsetzungsstrategien referiert.

Vorschlag zur Nutzung der Seethermie findet Anklang im Gemeinderat

Die Idee fand Anklang. Die Kommunen müssten sich ohnehin verpflichtend mit der Wärmeplanung befassen – „im Prinzip ist der Antrag daher ein Muss“, sagte CSU-Sprecher Florian Sareiter. Er regte allerdings an, das Thema Seethermie talweit anzugehen. „Der See gehört ja allen“, meinte Sareiter. Sämtliche Talorte müssten ein Interesse daran haben, ein solches Energiekonzept prüfen zu lassen. Auch Vize-Bürgermeisterin Birgit Trinkl erklärte für ihre FWG-Fraktion: „Wir begrüßen den Antrag.“ Für sie sei es dabei nicht entscheidend, ob die anderen Talkommunen mitziehen oder nicht. „Wir sollten hier voran gehen“, forderte Trinkl, die ebenfalls viel Potenzial in der Seewärme sah.

Von Miller: „Energiepolitischen Dornröschenschlaf beenden“

Johannes von Miller räumte ein, dass das Thema Nahwärmenetz nicht neu sei, das Spannende sei die Weiterentwicklung. Durch das Strüngmann-Projekt sei man auf die Idee mit der Seethermie gekommen, nun gelte es, zu klären, ob diese Energiegewinnung an den hiesigen Seen umsetzbar sei. Auch Miller drängte auf eine rasche Umsetzung: „Wir müssen rauskommen aus unserem energiepolitischem Dornröschenschlaf.“

Dass die Infrastrukturkosten für ein solches Energiekonzept gewaltig seien, betonte Rolf Neresheimer (Bürgerliste Bad Wiessee). Er schlug daher vor, sowohl mit dem Investor des Seeguts als auch mit der Rock Capital Group als Inhaberin des Hotels Seegarten zu kooperieren. Auch Letztere wolle die Seewärme nutzen, wusste Neresheimer. „Man muss ja nicht drei Mal Rohre im See verlegen“, meinte er mit Blick auf das hohe Investitionsvolumen.

Bürgermeister Kühn will Energiekonzept talweit zum Thema machen

Einhellig stimmte der Gemeinderat letztlich für den Vorschlag der beiden Grünen-Gemeinderäte, eine Analyse in Sachen Seethermie in Auftrag zu geben und einen Referenten von einem unabhängigen Ingenieur- oder Planungsbüro „mit nachgewiesener Expertise“ einzuladen. Bürgermeister Robert Kühn (SPD) sicherte darüber hinaus zu, das Thema „in die nächste Bürgermeister-Dienstbesprechung zu tragen“.

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