Kaufland will an deutschem Standort offenbar alle Mitarbeiter entlassen – „wir sind fix und fertig“
Der zur Schwarz-Gruppe gehörende Lebensmittelhändler Kaufland will an einem Standort offenbar die gesamte Belegschaft entlassen. In der Filiale herrscht helle Aufregung.
Neckarsulm – Der Lebensmittelhändler Kaufland, der wie Lidl zur Schwarz-Gruppe mit faktischem Sitz in Neckarsulm bei Heilbronn (Baden-Württemberg) gehört, hat bis März 2025 deutschlandweit mehrere Standorte geschlossen. Demnach musste sich die Belegschaft in diesen Filialen notgedrungen nach neuen Arbeitsplätzen umschauen. Das droht nun offenbar auch der Belegschaft in der Kaufland-Filiale in Albstadt-Ebingen (ebenfalls Baden-Württemberg), obwohl dieser Standort nicht endgültig, sondern im Zuge eines Umbaus nur temporär geschlossen werden soll.
Das ist aber eben wohl der Grund, warum die gesamte Belegschaft der Kaufland-Filiale in Albstadt-Ebingen vor die Tür gesetzt werden soll. Wie die Schwäbische Zeitung aus Mitarbeiterkreisen erfahren hat, habe die Nachricht die Belegschaft am Dienstag (24. Juni) völlig unvorbereitet getroffen. Demnach habe die Geschäftsführung in zwei Besprechungen kurz und knapp kommuniziert, dass die gesamte Belegschaft im Zuge der temporären Schließung entlassen werde. Die Mitarbeiter zweifeln allerdings an dieser Darstellung.
Kaufland will in Albstadt laut Mitarbeitern gesamte Belegschaft entlassen – „sehr traurig“
Am Standort Albstadt-Ebingen plant Kaufland bereits seit einiger Zeit einen Neubau, bislang gab es in Bezug auf die Planung aber immer wieder Verzögerungen. Der Schwarzwälder Bote berichtete beispielsweise im März, dass sich die Baupläne verändert hätten, und stellte bereits zu diesem Zeitpunkt infrage, ob die neue Filiale überhaupt realisiert wird. Das fragt sich nun auch die Belegschaft am Standort, die, je nach Aussage, zwischen 70 und 80 oder aber über 100 Personen zählen soll. „Würde man einen neuen Laden hinstellen, müsste man uns nicht feuern“, zitiert die Schwäbische einen Mitarbeiter.
Name | Kaufland Stiftung & Co. KG |
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Gründung | 1968 |
Sitz | Neckarsulm, Baden-Württemberg |
Branche | Lebensmitteleinzelhandel |
Mitarbeiter | 155.000, davon 90.000 in Deutschland (2024) |
Umsatz | 34,2 Milliarden Euro (2023/2024) |
Deshalb waren die Angestellten wohl entsprechend überrascht, als in den Sozialräumen des Standorts Aushänge der Geschäftsleitung auftauchten, die zu zwei Besprechungsterminen – einem zur Früh- und einem zur Spätschicht – einluden. Bei diesen Terminen wurde nach Mitarbeiterangaben außerdem erklärt, dass ihnen Abfindungen und keine alternativen Stellen im Unternehmen angeboten werden. Eben das sei zuvor aber von Kaufland für die Dauer des Umbaus kommuniziert worden. „Wie Kaufland mit uns Mitarbeitern umgeht, ist sehr traurig“, heißt es aus der Belegschaft. „Wir sind fix und fertig.“
Kaufland begründet Entlassungen offenbar mit deutlich längerer Umbauzeit
Die Entlassung der gesamten Kaufland-Mannschaft in Albstadt-Ebingen betrifft laut der Schwäbischen auch Mitarbeiter, die erst kürzlich von der geschlossenen Filiale in Sigmaringen an den Standort gewechselt waren und dort auf eine Zukunft hofften. Ein Verkaufsleiter soll den Mitarbeitern sogar geraten haben, „sich zum Mindestlohn in anderen Filialen neu zu bewerben“. Als Grund für den Schritt nannte das Unternehmen demnach, dass der geplante Umbau für die neue Filiale deutlich mehr Zeit in Anspruch nehme als bislang angenommen.
Die Mitarbeiter wollen die Kündigung aber nicht auf sich sitzen lassen. Dem Bericht zufolge bildete sich bereits am Tag nach der Bekanntgabe Protest und die Belegschaft will mithilfe von Anwälten klären lassen, ob die Entlassungen rechtmäßig sind. Der Lebensmittelvollsortimenter Kaufland, der seinen Sitz ebenfalls in Neckarsulm hat, betreibt über Europa verteilt mehr als 1.500 Filialen und beschäftigt etwa 155.000 Mitarbeiter. Zuletzt war das Unternehmen im Zuge eines Hygiene-Skandals in die Schlagzeilen geraten.