ÖPNV Kempten: Parkplatz am Hofgarten wird dauerhafter Knotenpunkt für Busse

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Ab 2027 sollen am Hofgartenparkplatz in der Nähe des Kinderhaus Klecks sechs Bushalteplätze für Umstiege zur Verfügung stehen. Langfristig sind dort noch mehr angedacht. © Lüderitz

Der Parkplatz am Hofgarten in der Nähe des Klecksgebäudes wird großer Bus-Umsteigepunkt in Kempten. Noch fehlt ein Beschluss für die Übergangslösung.

Kempten – Einstimmig kürte der Ausschuss für Mobilität und Verkehr den Parkplatz am Hofgarten zum endgültigen Umsteigepunkt nördliche Innenstadt. Ab 2027 sollen die Busse in der Nähe des ehemaligen Klecksgebäudes Halt machen. Wie vor einem Jahr wird noch über die Übergangslösung diskutiert. Nur wenn die Baustellenfahrzeuge an der ZUM Platz zum Rangieren haben, kann der Umbau des Sparkassenquartiers beginnen, der zuletzt auf Herbst 2025 verschoben wurde. Auch für das neue dezentrale Bussystem und die Anschlusszeiten ist es wichtig, dass ein (Übergangs-)Umsteigepunkt nördliche Innenstadt so früh wie möglich funktioniert.

Hohe Taktung am Umsteigepunkt

Der Fahrplan für die Umsetzung ist eng: Anfang 2027 sollen sechs Bushaltestellen am endgültigen Umsteigepunkt nördliche Innenstadt bereit stehen, später acht weitere. Der erste Bauabschnitt ist für das Jahr 2026 vorgesehen. Bis dahin sind Ausschreibungen zu lancieren, Pläne zu erarbeiten, Förderungen zu beantragen, das Bauleitplanverfahren durchzuziehen, Genehmigungen einzuholen, politische Entscheidungen zu treffen, und und und.

„Die ganze Vorbereitung wird das komplette Jahr 2025 beanspruchen“, sagte Verkehrsmanager Stefan Sommerfeld. Um diesen Takt einzuhalten, hat der Ausschuss für Mobilität und Verkehr in seiner jüngsten Sitzung den Standort für den großen Umsteigepunkt festgelegt.

Vier Möglichkeiten waren ursprünglich zur Verfügung gestanden. Sommerfeld fasste die Abwägungen zusammen: Der Freistaat stellt den Pfeilergrabenparkplatz nicht als Busbahnhof zur Verfügung, die Pfeilergrabenstraße sei für einen längerfristigen Standort zu klein, der Feuerwehrparkplatz nicht so gut geeignet wie der Hofgarten-Parkplatz.

Dieser sei im Eigentum der Stadt, strategisch gut gelegen, ausreichend groß und die ÖPNV-Nutzer müssen die breite Rottachstraße von der Innenstadt aus nicht queren, um zu den Bussen zu gelangen. In Kauf nimmt man mit der Entscheidung, dass 62 Parkplätze für PKw und fünf für Busse wegfallen, außerdem gegebenenfalls Bäume. In Zukunft kann die Fläche auch nicht mehr für ein Verwaltungs- oder Kulturgebäude genutzt werden, wie es der Bebauungsplan vorsieht.

Bedeutender Beschluss für Kemptens dezentrales ÖPNV-Konzept

Mit einer Skizze hatte die Verwaltung das Platzangebot, Barrierefreiheit, Integrierung eines Servicegebäudes und die möglichen Ein- und Ausfahrten an einem Umsteigepunkt Hofgartenparkplatz überprüft. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, ja, es funktioniert und es lohnt sich an diesem Standort eine tiefere Betrachtung“, so Sommerfeld.

Weil die Kemptener Verkehrsbetriebe KVB Bauherr sein werden, wird ihnen das Grundstück übergeben. Auf die KVB kämen dann geschätzte Baukosten von 900.000 Euro zu, die sich zusammensetzen aus 4,5 Millionen Euro abzüglich 80 Prozent Förderung über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Die Finanzierung des neuen Bussystems inklusive Ringbus steht auf der Tagesordnung für die Novembersitzung des Haupt- und Finanzausschusses. „Denn der Ringbus ist essenziell für das neue Bussystem und auch für die Notwendigkeit dieser zwei Umsteigepunkte“, sagte der Verkehrsmanager.

Wie wichtig die jetzt gefällte Entscheidung als Grundlage für das neue System ist, betonten verschiedene Seiten, auch Josef Mayr (CSU), der darauf hinwies, dass mit dem gefassten Beschluss der Ringbus „ein Stück weit zementiert“ und demnach finanziell einzuplanen sei „mit Konsequenzen in anderen Bereichen des Haushalts“.

Unterschiedliche Auffassungen

Unklar blieb jedoch die Frage nach einem Interimsstandort. Wie bekannt, brauchen die Baustellenfahrzeuge für den Umbau des Sparkassenquartiers Platz an der ZUM. Die Sparkasse hatte ihren Baubeginn zuletzt auf Sommer/Herbst 2025 gelegt, weshalb der große Busbahnhof dort weichen muss.

Eigentlich war bereits vor einem Jahr im Verkehrsausschuss der Interimsstandort auf Höhe des ehemaligen Galeria-Kaufhof-Gebäudes favorisiert worden. Doch wegen Unstimmigkeiten – vor allem weil im Gespräch ist, dafür den Abschnitt vor der Residenz für den Autoverkehr zu sperren – wurde die Abstimmung im Stadtrat vertagt. In der Vorlage der aktuellen Ausschusssitzung war wieder ein Beschluss für eine Übergangslösung vorgesehen gewesen.

Während der Zusammenkunft des Gremiums wurden Differenzen zur Notwendigkeit einer Zwischenlösung deutlich: Erst wenn die Sparkasse beschlossen hat, tatsächlich anzufangen, werde der Interimsstandort Thema, so Alexander Buck (FW/ÜP). „Sind die Verantwortlichen bei der Sparkasse in Kenntnis und damit einverstanden, dass ihre Baumaßnahme dann erst 2027 beginnen kann?“, fragte Thomas Hartmann (Grüne) kritisch. Man sei „im regen Austausch“ mit den Verantwortlichen, so Baureferent Tim Koem­stedt. „Die Fragestellung nach einer Interimslösung muss noch geklärt werden.“

Revolution des ÖPNV in Kempten: Das halbe Konzept

Unzufrieden zeigte sich Julius Bernhardt (FFK). „Der Ringbus kann sein volles Potential erst entfalten, wenn der Rest des Systems läuft“, wies er auf einen zweiten Aspekt hin, der ein Interimskonzept nötig mache. Er wollte nicht aus der Sitzung gehen mit der Nachricht, dass das Mobilitätskonzept in Gänze erst im Herbst 2026 läuft. Was Bernhardt damit meinte, verdeutlichte Thomas Kappler (KVB). Nur wenn das komplette Bussystem auf „dezentral“ umgestellt ist, funktionieren alle Umsteigezeiten zwischen den außen herumkreiselnden Ringbus und den das Zentrum passierenden Linien optimal. Noch sei das nicht flächendeckend der Fall.

„Die Fragestellung mit einem möglichen Baubeginn der Sparkasse und einem dann nötigen Interimsstandort kann noch nicht zum heutigen Zeitpunkt geklärt werden“, antwortete Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann. Die Festlegung dränge zumindest insofern nicht so sehr, als dafür im Gegensatz zum endgültigen Standort keine größeren Maßnahmen nötig seien.

Wann will die Sparkasse bauen?

Wie Bürgermeister und Sitzungsleiter Klaus Knoll auf Nachfrage des Kreisboten erklärte, habe er den Beschluss über die Zwischenlösung von der Tagesordnung genommen, weil innerhalb der Politik und auch mit der KVB und den Busunternehmern noch keine Einigung darüber bestehe, ob man den temporären Umsteigepunkt brauche und wenn ja, wie er ausgestaltet sein solle. „Da müssen wir uns noch einmal an einen runden Tisch zusammensetzen“, so Knoll.

Stefan Sommerfeld erläuterte ebenfalls im Nachgang, dass die Verwaltung nun den Auftrag erhalten habe, einen neuen Ort für den Interimsstandort zu suchen. Derzeit werde untersucht, ob der Albert-Wehr-Platz in Frage kommen könnte. Die entscheidende Frage lautet hier: Sind die nötigen sieben Haltestellen mit der Allgäuer Festwoche unter einen Hut zu bekommen?

„Das Ziel der Verwaltung ist es, der Sparkasse einen Baubeginn ohne Verzögerung zu ermöglichen.“ Es komme auch auf die Sparkasse an, wann diese beginnen wolle. „Das letzte kommunizierte Wunschdatum ist voraussichtlich Herbst 2025“, sagte er. Dass die vorläufige Lösung auch am Baubeginn der Sparkasse hänge, erwähnten auch Mitglieder des Verkehrsausschusses.

Was sagt die Sparkasse Allgäu nun dazu? „Wir vertrauen darauf, dass unsere Absprache mit der Stadt gilt“, so Vorstandsvorsitzender Manfred Hegedüs, „unser Baubeginn wird Herbst /Winter 2025 sein.“

Nach einer wichtigen Zusammenkunft des KVB-Aufsichtsrates am 14. Oktober, spricht der Haupt- und Finanzausschuss in seinen Novembersitzungen über die Finanzierung von Bussystem, Ringbus und Umsteigestellen. Die Bebauungsplanänderung für den Hofgartenparkplatz steht zusammen mit den Ausschreibungsunterlagen auf der Agenda des Planungs- und Bauausschusses vom 21. November.

Lesen Sie zu diesem Thema auch: Kempten: Ausschüsse diskutieren kontrovers über mögliche Modernisierung des Bahnhofsvorplatzes

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