„Macht Atom-Krieg nicht unwahrscheinlicher“: Experten warnen die Welt

Ein Treffen zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump, dessen Sonderbeauftragter gerade in Moskau war und mit einem Frühstück für Aufsehen sorgte, und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin scheint möglich. Dabei wird es wohl vor allem um den Krieg in der Ukraine gehen und um einen möglichen Waffenstillstand. 

Doch im Schatten dieses dominierenden Themas gibt es noch ein zweites Spannungsfeld, das die Aufmerksamkeit der Amerikaner und Russen demnächst beanspruchen dürfte. Wie soll es weitergehen bei der Stationierung von Atomwaffen und den Atomabkommen zwischen beiden Staaten? 

Spannungen zwischen USA und Russland: Es gibt nur noch ein Atomabkommen

Russland hat am Dienstag bekannt gegeben, dass es sich nicht mehr an das selbst auferlegte Moratorium für den Einsatz von nuklearfähigen Mittelstreckenraketen gebunden fühlt. Die Lage entwickle sich so, dass landgestützte atomare Kurz- und Mittelstreckenraketen aus US-Produktion in Europa stationiert würden, hieß es zur Begründung aus Putins Kreml. 

Eine Warnung, die möglicherweise den Weg für ein neues Wettrüsten ebnet, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Denn seit dem Ende des INF-Atomwaffenvertrags im Jahr 2019 und eben dieser angesprochenen Entscheidung Moskaus in Bezug auf Mittelstreckenraketen bestehe heute nur noch ein einziges bilaterales Atomabkommen: der New-START-Vertrag von 2010. 

New START, unterzeichnet im April 2010, ziele darauf ab, Grenzen für stationierte Atomwaffen und Abschussvorrichtungen festzulegen und Vor-Ort-Inspektionen durchzusetzen. Er erlaubt Inspektionen vor Ort. 

Macht Atomkrieg „sicherlich auch nicht weniger wahrscheinlich“

Der Vertrag hänge laut Experten am „seidenen Faden“ und sei „funktional tot“. Er laufe zudem im Februar 2026 aus, und Russland habe bereits seine Teilnahme eingestellt, wenngleich es weiterhin die Begrenzungen einhalten will. Obwohl das Ende der Abkommen nicht automatisch einen Atomkrieg bedeutet, warnen Fachleute. 

Alexander Bollfrass, Experte für Atomwaffenkontrolle am „International Institute for Strategic Studies“, sagte, das Ende der Atomwaffenabkommen mache einen Atomkrieg zwar nicht unbedingt wahrscheinlicher, „aber es macht ihn sicherlich auch nicht weniger wahrscheinlich“. 

Wladimir Putin bei Stapellauf des russischen Atom-U-Boots „Perm“ in Murmansk.
Wladimir Putin bei Stapellauf des russischen Atom-U-Boots „Perm“ in Murmansk. Foto: imago/ITAR-TASS/IMAGO/Sergei Karpukhin

Die Beziehungen zwischen den USA und Russland gelten trotz eines möglichen Treffens, über das international berichtet wird, als zunehmend instabil, und mit dem Schrumpfen verbindlicher Verträge wächst die Sorge über ein neues Wettrüsten. Russland verfügt laut Experten über 5459 Atomsprengköpfe, während die USA 5177 besitzen. Zusammen machen diese etwa 87 % der weltweiten Atomwaffen aus. 

Der 1987 vom damaligen Kremlchef Michail Gorbatschow und US-Präsident Ronald Reagan unterzeichnete INF-Vertrag sah die Abschaffung aller landgestützten ballistischen Raketen und Marschflugkörper mit kürzerer Reichweite von 500 bis 1000 Kilometern sowie mit einer mittleren Reichweite von 1000 bis 5500 Kilometern vor. 

Deutschland sieht Gefahr durch russische Raketen

In einer Erläuterung der Bundeswehr zum russischen Vorgehen hatte es geheißen, Russland habe unter anderem nuklearwaffenfähige Iskander-Raketen in der Exklave Kaliningrad stationiert und könne mit seinen Mittelstreckenwaffen auch deutsche Städte treffen. Die Pläne seien eine Antwort hierauf und dienten der Abschreckung. Unter den US-Waffen für Deutschland sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk sein, die technisch gesehen auch nuklear bestückt sein können, Luftabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Hyperschallwaffen, die insgesamt weiter reichen sollen als bislang stationierte Landsysteme.

mit Agenturmaterial