"PV-Epidemie": Mysteriöse Solarpark-Brände und E-Auto-Frust beschäftigen Griechenland
Es waren dramatische Stunden am Nachmittag des 25. Juli. „Feuer in Kilkis: Die Stadt wurde im letzten Moment gerettet‘, titelte die Wirtschaftszeitung „Naftemporiki“. Ein Brand in einem großen Solarpark vor den Toren Kilkis war außer Kontrolle geraten.
Die Stadt wird in den Medien auch „Akku Zentralmakedoniens“ genannt. Ein Hotel, ein Teil der lokalen Hochschule, mehrere andere Gebäude und der dortige Lidl-Discounter wurden laut Lokalpresse evakuiert.
Rund um die Stadt ist alles schwarz und verbrannt
Offenbar war das Feuer riesig. Die Flammen umkreisten eine Militärkaserne, am Stadteingang von Kilkis brannte ein Lagerhaus mit Traktoren nieder. Mehrere Fahrzeuge explodierten, Waren wurden zerstört. Auch umliegende Gewerbebetriebe und landwirtschaftliche Flächen fielen den Flammen zum Opfer.
Insgesamt waren laut den Medienberichten 86 Feuerwehrleute mit 32 Fahrzeugen im Einsatz. Den Griechen eilten außerdem Spezialkräfte aus Bulgarien zu Hilfe. Zwei Feuerlöschhubschrauber und drei Spezialflugzeuge unterstützten den Kampf gegen die Flammen aus der Luft.
Die Verkehrsverbindung von Kilkis gen Süden war wegen des Feuers gesperrt. Die Kleinstadt verschwand unter einer dichten Rauchwolke. Auch die Abfalldeponie brannte, zum Rauch kamen also freigesetzte Giftstoffe. Am Tag danach offenbarte sich ein Bild der Verwüstung: Rund um die Stadt war alles schwarz und verbrannt.
Chefredakteur einer griechischen Zeitung sagt, was viele denken
Experten vermuten ein Solarpanel als Brandquelle. Ein Kurzschluss oder ein überhitzter Akku könnte das Feuer ausgelöst haben. Der Chefredakteur der Lokalzeitung „Eidisis“, Kostas Terzenidis, brachte jedenfalls zur Sprache, was viele in Kilkis denken: Solarparks waren an mehreren Bränden der letzten Monate beteiligt.
Er fordert einen besseren Schutz der Anlagen gegen Feuer und kritisiert die planlose Errichtung direkt neben Städten und gefährdeten Gebieten.
Für die Bewohner ist das Feuer kein Einzelfall. Wissenschaftler warnen: Wald- und Buschbrände beschleunigen die Klimakatastrophe - was wiederum für höhere Temperaturen und Waldbrände sorgt. Ein Teufelskreis, dem auch Kilkis zum Opfer fällt.
Die Region leidet zusätzlich unter den Folgen früherer Agrarreformen. Fruchtbare Flächen wurden durch Hartweizen-Monokulturen ausgetrocknet. Die Böden sind ausgelaugt, der Weizenertrag ist kläglich – da erscheinen Solarparks vielen Bauern als letzte wirtschaftliche Option.
Notfallpläne für Solaranlagen fehlen
Doch es fehlt an Brandschutz und Notfallplänen für Anlagen, die häufig neben Feldern mit trockenen Pflanzenresten installiert sind. Auch die frühere Regierungspartei SYRIZA kritisiert das. Die kommunistische Partei warnt sogar vor „anarchischer“ Ausbreitung von Photovoltaik- und Recyclinganlagen.
Bereits vor dem Großbrand in Kilkis gab es Proteste gegen die Solarparks – etwa im Dorf Cherso. Die 900 Bewohner wehrten sich im April gegen die Umwandlung ihrer Äcker in riesige Solarflächen. Es geht um rund 600 Hektar Land.
Die linke Zeitung „EfSyn“ schrieb: „Eine Photovoltaik-‚Epidemie‘ bedroht Cherso Kilkis! Die Bewohner eines historischen Dorfes mit 900 Einwohnern müssen empört zuzusehen, wie sich Tausende Hektar Ackerland aus rein spekulativen Gründen in eine Wüste aus schwarzen Spiegeln verwandeln.“
Auch die rechtspopulistische Partei NIKI griff das Thema auf und nutzte es für regierungskritische Stimmungsmache. Der Vorsitzende Dimitris Natsios postete im vergangenen Herbst auf X: „Ich ging zu Feldern in Kilkis voller Photovoltaik. Überall ist es schwarz. Das ist die Mitsotakis-Regierung.“
Längst kursieren Schreckensszenarien
In Kilkis kursieren indes Schreckensszenarien über die Folgen von Solarparks: lokale Temperaturerhöhungen, Bodendegradation, Migration und sogar Wüstenbildung. Experten warnten zudem vor giftigen Dämpfen und Schwermetallen im Boden nach Bränden. Das Vertrauen in die Energiewende leidet.
Nicht alles davon ist belegt – manches mag übertrieben sein. Doch fest steht: Die Hitze legt Planungsfehler und technische Schwächen schonungslos offen. Auch ohne Feuer zeigten sich während der Hitzewelle die Grenzen der E-Mobilität.
In Athen fielen täglich rund 60 von 240 Elektrobussen aus, weil die Klimaanlagen die Akkus zu stark belasteten. Sogar ältere Verbrenner machten Probleme, Fahrzeuge mit Wartungsstau fingen bei der Hitze teilweise Feuer.
Für ältere Diesel- und Benzinautos gibt es bislang keine Beschränkungen im Fährverkehr. E-Autos und Plug-In-Hybride hingegen dürfen bei über 40 Prozent Akkuladung nicht an Bord. Für gasbetriebene Fahrzeuge gilt eine Grenze von 50 Prozent Tankinhalt.