Mögliches Trump-Putin-Treffen: Kreml-Zeitung räumt plötzlich großen Irrtum ein
Der Kommentator der kremlnahen Zeitung „Moskovsky Komsomolets“ gibt zu: „Ich habe mich geirrt“
„Die Herzen der Präsidenten Russlands und der USA neigen zu solchen plötzlichen Veränderungen, dass wir Normalsterblichen das unmöglich vorhersagen können. Als Verfasser der These „Der Besuch von Witkoff (der US-Sondergesandte, Anm der Red) wird nichts ändern“ streue ich mir Asche auf das Haupt, hänge mir ein Schild mit der Aufschrift „Ich habe mich geirrt“ um und mache hundert entschuldigende Verbeugungen. Aber selbst all diese entschuldigenden Verbeugungen haben mir noch nicht geholfen zu verstehen, was genau passiert ist.
Wir können weder Putins neues Spiel noch Trumps neues Spiel „diagnostizieren“. Und die Gründe für diese „Diagnoseschwierigkeiten“ liegen nicht nur darin, dass die Informationen über das Treffen zwischen Putin und Witkoff vertraulich sind.
Ein weiterer, nicht minder wichtiger Grund ist, dass derzeit mehrere Spiele gleichzeitig auf den „geopolitischen Schachbrettern“ der Welt stattfinden. Kaum hatte Witkoff den Kreml verlassen, kündigte das Weiße Haus an, Indien für den Kauf von russischem Öl zu „bestrafen“. Wenig später teilte das Büro des US-Präsidenten mit, dass das Treffen zwischen Putin und Witkoff „gut verlaufen” sei, aber dennoch bald neue Sanktionen gegen Russland verhängt würden.
Aus der politischen Sprache in die Sprache der einfachen Menschen übersetzt bedeutet dies in etwa Folgendes: Die Hochzeit verlief sehr gut. Dem Bräutigam wurden drei Zähne ausgeschlagen. Die Braut hat sich mit ihren Freundinnen gestritten. Die Schwiegermutter ist auf den Kronleuchter geklettert, heruntergefallen und hat sich das Bein gebrochen. Und der Trauzeuge wurde von der Polizei mitgenommen, weil er das Restaurant komplett verwüstet hat.
Wenn das „Treffen gut verlaufen ist”, was bedeuten dann die Drohungen mit neuen Sanktionen? Und warum wird Indien für die „Fortsetzung der russischen Aggression” bestraft? Und wie passt das alles zu Trumps fieberhafter Euphorie und seinen Plänen, sich so schnell wie möglich, fast schon nächste Woche, mit Putin zu treffen?“
Der amerikanische Sender „CNN“ analysiert: Gipfeltreffen von Trump und Putin wäre „ein großer Moment der Staatskunst"
„(...) Ist Putin, um den US-Präsidenten Trump in einem früheren, seltenen Moment der Klarheit in Bezug auf die Beziehungen zu Russland zu zitieren, nur wieder dabei, 'ihn zu täuschen'?
Trump sagte voraus, dass ein Gipfeltreffen innerhalb weniger Wochen den Krieg in der Ukraine beenden könnte, und erklärte, es gebe „sehr gute Chancen, dass wir ... das Ende dieses Weges erreichen könnten“.
Seine Zuversicht entsprach eher seinem Charakter als seine Haltung in den letzten Wochen, als er Putins „widerwärtige“ Luftangriffe auf Kiew scharf kritisierte und den Führer, den er immer zu beeindrucken versucht hat, als „absolut verrückt“ bezeichnete. (...)
Aber Putins Gründe für die Fortsetzung des Krieges sind weitaus überzeugender als jeder Anreiz, den Trump ihm bieten kann, um ihn zu beenden. (...)
Dennoch erfordert eine erfolgreiche Friedensstiftung oft, dass Präsidenten Risiken eingehen. Und wenn Trump es irgendwie schaffen würde, einen echten Friedensprozess in Gang zu setzen, würde er möglicherweise Tausende von Menschenleben in einem Krieg retten, der die ukrainische Zivilbevölkerung verwüstet hat. Er würde auch einen wichtigen Meilenstein für die USA und sich selbst erreichen.(...) Ein Gipfeltreffen mit Putin wäre ein großer Moment der Staatskunst und würde Trump ein lang ersehntes Einzelgespräch mit dem russischen Präsidenten bieten sowie die Chance, seine Überzeugung zu testen, dass er persönlich seine Verhandlungsfähigkeiten einsetzen kann, um den Krieg zu beenden. (...)
Die Maxime von Präsident Ronald Reagan aus dem Kalten Krieg zum Umgang mit Moskau – „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ – erscheint angesichts Putins doppelzüngiger Haltung in diesem Krieg kurios.“
Die britische „The Times“ kommentiert: Putin ist nicht zum Frieden bereit
„Trotz Donald Trumps neuem Optimismus gibt es keine Anzeichen dafür, dass Wladimir Putin eine Beendigung des Krieges in Betracht zieht. Unbestätigten Berichten zufolge könnte er bereit sein, einem Verbot von Luftangriffen zuzustimmen, aber es ist unklar, für wie lange und ob ein solches Moratorium sowohl militärische als auch zivile Ziele umfassen würde.
Freilich haben wir das schon einmal erlebt. Im Februar sagte Trump, er hoffe, Putin „sehr bald“ persönlich zu treffen, und dass er glaube, der russische Präsident wolle die Kämpfe beenden. Er erklärte damals nicht und hat auch seitdem nicht erklärt, was Putin seiner Meinung nach davon abhält, dies zu tun. (...)
Putin hat seine Invasion der Ukraine als einen Konflikt dargestellt, der für das Überleben seines Landes ebenso wichtig ist wie der Sieg im Zweiten Weltkrieg - der Große Vaterländische Krieg, wie er in Russland genannt wird. Mehr als 20 Millionen Sowjetbürger starben im Kampf gegen die Nazis. Wenn Putin tatsächlich glaubt, dass Moskau in einen ähnlichen Kampf gegen die von der Nato unterstützte Ukraine verwickelt ist, werden ihn weder das Ausmaß der russischen Verluste noch die Androhung neuer Sanktionen davon abhalten, das anzustreben, was er als seine Bestimmung ansieht. Solche Kriege lassen sich nicht durch Zölle beenden, wie drastisch diese auch sein mögen.“

Die dänische Zeitung „Jyllands-Posten“ schreibt: Keine großen Erwartungen an Putin-Trump-Gipfel
„Nach sieben Monaten ohne Bewegung bei den Bestrebungen um Frieden in der Ukraine scheinen Donald Trump und Wladimir Putin nun zu einem großen Sprung nach vorn bereit zu sein. Es ist die Rede von einem Treffen der beiden Präsidenten, nachdem Trump eine seiner typischen Pirouetten gedreht hat, die in Moskau mit breitem Lächeln aufgenommen wurde, andernorts aber überwiegend auf Stirnrunzeln stößt.
Es gibt mehrere Gründe, warum es leichtsinnig wäre, die Erwartungen an ein Putin-Trump-Treffen sonderlich hoch anzusetzen. Zum einen scheint es sich um einen Gipfel im für Trump typischen Improvisationsstil zu handeln - ein bisschen wie in seiner ersten Amtszeit bei seinen Treffen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un. Bekanntlich war das Ergebnis hier gleich Null - abgesehen von der PR, die Kim daraus zog. Zum anderen sind keine wesentlichen Veränderungen in den Positionen der beiden Kriegsparteien erkennbar, die den Weg für einen Durchbruch ebnen könnten.
Im besten Fall könnte der bevorstehende Gipfel den Druck auf Russland erhöhen, eine vollständige oder teilweise Waffenruhe einzugehen. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung, aber auch hier steckt der Teufel im Detail. Denn was sollte eine solche Waffenruhe beinhalten - und wer sollte sie überwachen? Auch dabei gibt es keine ernsthaften Gründe, Vertrauen in Moskaus Absichten zu haben.“
Die italienische Tageszeitung „La Repubblica“: Treffen mit Trump wäre Sieg für Putin
„Vor allem gelänge es ihm, Europa herauszuhalten. Er setzt alles auf das persönliche Treffen. Er hofft, die versteckte Bewunderung des amerikanischen Staatschefs und seinen Eifer, ein weiteres Häkchen in sein Friedenszeugnis zu machen, nutzen zu können, um ihm einen Deal zu seinen Bedingungen aufzuzwingen, nämlich die Kapitulation Kiews.
Für Putin wäre allein die Tatsache, den US-Präsidenten nach dreieinhalb Jahren der Isolation zu treffen, ein großer diplomatischer Sieg. Sollte es tatsächlich dazu beitragen, die Sanktionen (gegen Russland) zu verzögern oder Kiew zu schwächen, wäre dies ein doppelter Sieg. Unwahrscheinlicher ist jedoch, dass es gelingt, den Frieden näherzubringen.“
Ein britischer Ex-Minister äußerte derweil die Sorge, dass der ukrainische Selenskyj von Trump zu einem nachteiligen Friedensdeal gedrängt werden könnte.