3,50-Meter-Mauer steht: So sehen die Anwohner den umstrittenen Neubau

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3,50 Meter hoch ist die Mauer an der Sauerlacher Straße 15. Sie gehört zum Mehrgenerationen-Wohnhaus der Maro-Genossenschaft. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Sie ist nur ein Teil des Wohnbau-Projekts - aber der umstrittenste. Die Maro-Mauer an der Sauerlacher Straße. Einst gab es laute Proteste. Wir haben uns umgehört.

Wolfratshausen – Es ging nicht um die 24 Wohnungen, nicht um das Konzept des Mehrgenerationenhauses, nicht um Parkplätze, den Abriss, den Neubau oder das Denkmal auf dem Grundstück. Beim Projekt der Maro-Genossenschaft an der Sauerlacher Straße debattierten Stadträte und Anwohner vor allem über eins: die Lärmschutzmauer, die an der Kreuzung zum Floßkanal gebaut werden sollte. Inzwischen steht das Bauwerk und von den einstmals lauten Protesten ist nicht mehr viel zu hören – Unzufriedenheit gibt’s aber immer noch.

Mauer-Protest der CSU Wolfratshausen
Mit einem Stofftuch zeigten Mitglieder der Wolfratshauser CSU 2019 die Dimensionen der Mauer auf – und sammelten Unterschriften dagegen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

CSU protestierte gegen Mauerbau in Wolfratshausen - „Wir müssen damit leben“, heißt es heute

An vorderster Front kämpfte die Wolfratshauser CSU gegen den Mauerbau. Um die Ausmaße aufzuzeigen, hissten die Christsozialen bei einer Protestaktion ein Stofftuch auf 3,50 Meter Höhe. Über 500 Unterschriften gegen den Mauerbau sammelte die Partei. „Wir müssen damit leben“, sagt Vize-Bürgermeister Günther Eibl heute. 2019 war er Fraktionsführer und ein Frontmann des Protests. Die CSU hatte sich damals nicht gegen das Mehrgenerationenhaus per se ausgesprochen: Gegenstand der Kritik war ausdrücklich immer die Mauer. Im Rückblick sei es sinnvoll gewesen, dass sich die Partei für eine Reduzierung der Ausmaße eingesetzt habe, findet Eibl. „Sie ist dadurch etwas gefälliger geworden.“ Durch den dreistöckigen Wohnhaus-Neubau auf dem Grundstück „ist die Mauerhöhe im Vergleich erträglich“.

„Schrecklich“: Goldschmiedin hat deutliche Meinung zur Maro-Mauer

Das bewertet Susanne Döbler anders. Die Goldschmiedin hat ihren Laden direkt an der Kreuzung. „Schrecklich“ sei der tägliche Blick auf die 3,50-Meter-Mauer und das Gebäude dahinter. Das findet nicht nur sie: „Meine Kunden sprechen die Mauer auch immer wieder an – und finden sie so schlimm wie ich.“

Florian Nagler
Florian Nagler, Architekt des Maro-Mehrgenerationenhauses © Sabine Hermsdorf-Hiss

Architekt verteidigt Pläne: „Gibt gewissen Erklärungsbedarf“

Architekt Florian Nagler hat das von Anfang an anders gesehen. Wegen der heftigen Reaktionen auf die Pläne der Genossenschaft hatte er in einer Infoveranstaltung und in einer Pressekonferenz den Entwurf verteidigt. „Die Mauer wird kein Schandfleck“, sagte er damals. „Das Erläutern gehört zu unserem Job dazu“, meint er heute. „Es gibt einen gewissen Erklärungsbedarf, weil sich nicht jeder unter einem Entwurf etwas Genaues vorstellen kann.“ Nach den ersten Informationen „haben sich viele die Mauer schlimmer vorgestellt, als sie wirklich ist.“

Mauer an der Sauerlacher Straße: „Zwei Meter hätten es auch getan“, findet Passantin

Brigitte Sjöberg findet die fertige Mauer trotzdem deutlich zu wuchtig. „Zwei Meter Höhe hätten es auch getan“, findet sie. Einen Lärmschutz für die Freifläche an der Kreuzung kann sie zwar nachvollziehen, „aber so hoch muss es nicht sein“. Sie würde sich einen breiteren Gehsteig vor dem Grundstück wünschen, „für den ist fast kein Platz geblieben“. Auch der Radverkehr würde durch die Mauer erschwert – wegen des Sichtdreiecks und des fehlenden Platzes. Eine Radfahrerin, die an der Sauerlacher Straße unterwegs ist, siehts nicht so eng: „Die Mauer ist mir wurst. Da gibt’s viel wichtigere Dinge, die mich ärgern.“

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Architekt Nagler erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Wir haben eine Situation geschafft, die es schon einmal gab.“ Vor Jahrzehnten habe bereits eine Mauer das Areal um das alte Krankenhaus vor Lärm und Blicken geschützt. In Naglers Augen eine „sehr stimmige Maßnahme“. Da im Umfeld des Neubaus viele höhere Gebäude stehen, passe die Mauer in die Umgebung. „Das stört nicht. Städtebaulich passt das nicht nur rein, es ist sogar sinnvoll an dieser Stelle.“

Projekt „im Wahlkampf instrumentalisiert“? Maro-Projektleiter spricht über CSU-Proteste

Ralf Schmid musste sich im Vorfeld des Baus häufig mit der Mauer auseinandersetzen. Der Projektleiter der Ohlstädter Genossenschaft hat viel Gegenwind für die Mauer an der Kreuzung erfahren. Das habe sich aber geändert. „Es ist sehr ruhig geworden“, sagt er. Seit Baubeginn im Herbst 2020 habe sich niemand mehr bei der Maro wegen der Mauer beschwert. „Unser Projekt wurde im Wahlkampf ein bisschen instrumentalisiert“, vermutet Schmid. Die Baumaßnahme an der Sauerlacher Straße ist weitestgehend abgeschlossen. Bereits im März ist der Einzug der Bewohner ins Mehrgenerationenwohnhaus angedacht.

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