Schluss mit Integration Aktiv – Im Geretsrieder Rathaus werden eigene Stellen geschaffen

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Im Geretsrieder Rathaus soll es bald Stellen für Streetwork und Asyl geben. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Im Geretsrieder Rathaus wird es künftig Stellen für Streetwork und Asyl geben. Diese Entscheidung fiel im Stadtrat nicht unumstritten.

Geretsried – Auf dem Papier geht es um zwei Stellen. In der Diskussion während der jüngsten Stadtratssitzung wurde klar: Es geht um deutlich mehr. Nämlich darum, wo die Kompetenzen in der Jugendarbeit und der Integration künftig liegen sollen. Das Gremium entschied erneut über einen Antrag auf zusätzliche Mitarbeiter im Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit (TVJA) Geretsried und zum anderen die Fortführung des Projekts Integration Aktiv.

Beschluss aus der Dezember-Sitzung des HFA wurde neu aufgerollt

Im Dezember hatte der Haupt- und Finanzausschuss einen Antrag des TVJA abgelehnt. Der Verein wollte 30 zusätzliche Personalstunden. Der Ausschuss beschloss hingegen, eine zusätzliche Streetworker-Stelle in der Stadtverwaltung anzugliedern. Dieser Beschluss, der auf Initiative des Jugendreferenten Felix Leipold (Freie Wähler) gefasst worden war, kam für den TVJA überraschend.

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Bürgermeister: Wollen eigene Fachkompetenz im Haus aufbauen

SPD-Stadträtin und TVJA-Vorsitzende Kerstin Halba warb dafür, keine Parallelstrukturen zu schaffen. Denn der TVJA hat bereits einen Streetworker. Bürgermeister Michael Müller (CSU) hielt dagegen: „Es werden keine Parallelstrukturen geschaffen. Sondern wir wollen eigene Fachkompetenz im Hause aufbauen.“ Es gehe nicht nur um die Jugendarbeit, sondern um weit mehr, etwa auch um Obdachlose.

Stadtrat Patrik Kohlert von der Geretsrieder Liste wollte wissen, was der Mitarbeiter auf dieser neu zu schaffenden Position bei der Stadt machen wird. „Wie ist die Koordinierung? Was ist das Ziel?“ Müller antwortete: „Die Stelle ist Ansprechpartner für soziale Belange. Wir hatten bislang viele Aufgaben ausgelagert, aber wir brauchen fachliches Know-how in der Stadt, um schnell reagieren zu können.“ Ein weiterer Kritikpunkt Kohlerts: „Aus 1,7 Stellen, die der TVJA haben wollte, wird jetzt eine Stelle bei der Stadt. Und das, obwohl der Verein erklärt hat, dass die Arbeit mit nur einer Stelle nicht leistbar ist.“

Mit einer Mehrheit von 18:11 stimmten CSU, Freie Wähler und Beate Paulerberg sowie Peter Curtius von den Grünen für die Stelle bei der Stadt.

Integration Aktiv wird noch bis Jahresmitte von der Stadt gefördert

Da die Kommune dem Antrag des TVJA auf zusätzliche Stellen nicht entsprochen hatte, gab der Trägerverein die Koordination des Helferkreises Asyl wie berichtet zum Jahresende ans Rathaus zurück. Ohne das zusätzliche Personal könne er die Aufgaben des Asylhelferkreises nicht mehr stemmen, so der Verein. Wie es dann mit dem Projekt Integration Aktiv (IAG) weitergeht, ist seit Dienstagabend klar: Zum 30. Juni wird die Förderung, die die Stadt bisher übernommen hatte, eingestellt. Im Anschluss übernimmt die Stelle „Migration und Koordination“ im Rathaus die Aufgaben. Das Abstimmungsergebnis war dasselbe: In der Minderheit waren SPD, Geretsrieder Liste sowie Josefine Hopfes, Gabriele Riegel und Dr. Detlev Ringer von den Grünen.

Sonja Frank: Integrationsforen „nice to have“

Halba hatte zuvor in der Sitzung erklärt, dass es mit einer Stelle bei der Stadt für IAG nicht getan sei. Sie appellierte dafür, dass der Trägerverein eine Stelle behält, etwa für die Durchführung des Integrationsforums.

Vize-Bürgermeisterin Sonja Frank (Freie Wähler) meinte: „Wir müssen Integration immer im Fokus haben, aber wir dürfen das nicht an dieser Stelle festmachen.“ Sie bezeichnete die Integrationsforen, die der Verein seit einigen Jahren veranstaltet, als „nice to have“. Man könne das „ein bisschen zurückfahren“.

Dr. Elmar Immertreu (Geretsrieder Liste) sagte zur ganzen Problematik: „Zwischenmenschlich ist es immer mal schwierig. Aber wir sind groß genug, damit umzugehen.“ Außerdem sei „im Vorfeld zu wenig miteinander gesprochen“ worden. „Und da meine ich auch Sie, Herr Bürgermeister.“ Es sei Geschirr zerschlagen worden. Diesen Vorwurf ließ der Rathauschef nicht auf sich sitzen. „Das weise ich zurück“, so Müller. „Die Stadt hatte die Verpflichtung, zu handeln.“ Immertreu nahm daraufhin seine Bemerkung zurück und entschuldigte sich mehrfach beim Bürgermeister.

Am Mittwoch zeigte sich Halba im Gespräch mit unserer Zeitung enttäuscht: „Es war vorherzusehen, dass es so ausgeht.“ So etwas verunsichere auch die Mitarbeiter des Trägervereins. Gleichzeitig betonte sie: „Wir wollen zusammenarbeiten, für Geretsried und die Menschen in Geretsried. Aber das muss auf Augenhöhe passieren.“ oy

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