Gruselfund vor dem Kloster: Fünf Skelette geborgen - Historiker hat erste Details herausgefunden

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Dietramszell

Kommentare

Die Gebeine, die am Kirchenvorplatz gefunden wurden, wurden einer anthropologischen und archäologischen Untersuchung unterzogen. © Gemeinde Dietramszell

In Dietramszell machten Bauarbeiter einen besonderen Fund: fünf Skelette, teils ohne Schädel. Ein Historiker will wissen, wer die Toten waren.

Dietramszell – Einen gruseligen Fund machten Bauarbeiter im Sommer 2022 vor dem Kloster: Bei der Neugestaltung des Kirchenvorplatzes entdeckten sie menschliche Knochen. Insgesamt fünf gut erhaltene Skelette bargen Fachleute in der Folge (wir berichteten). Genaueres über ihre Herkunft und ihr Alter war bis dato nicht bekannt. Jetzt liegen die Ergebnisse der anthropologischen und archäologischen Untersuchungen vor.

Skizze: Skelette vor der Klosterkirche
Fünf Gräber fand man im August 2022 bei Bauarbeiten auf dem Vorplatz der Dietramszeller Klosterkirche. Die Skizze zeigt, wie die Toten in den Grabfunden auf der linken Seite gebettet waren. © Gemeinde Dietramszell

Skelette ohne Schädel: Wer waren die Toten von Dietramszell?

„In den Gräbern lagen drei Frauen und zwei Männer im Erwachsenenalter zwischen circa 20 und 60 Jahren. Alle Toten sind eines natürlichen Todes gestorben, gegenteilige Annahmen können eindeutig ausgeschlossen werden“, schreibt Historiker Dr. Michael Holzmann in einer Pressemitteilung der Gemeinde. Die Skelette seien in weitgehend vollständigem und intaktem Zustand. Auffällig ist allerdings – wie die Bilder erkennen lassen –, dass die Schädel teilweise zerstört sind oder ganz fehlen. Das erkläre sich aber allein durch die Lage im Wurzelbereich der drei alten Linden und durch frühere Straßenbaumaßnahmen, so Holzmann.

Skelette vor dem Kloster gefunden: Wissenschaftler geht von christlichem Friedhof aus

Alle bestatteten Personen lagen in gestreckter Haltung in Ost-West-Richtung und – soweit erkennbar – mit Blick nach Norden. Sie wurden in zwei übereinanderliegenden Erdschichten beigesetzt. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass es sich um christliche Begräbnisse handelt, die in einigem zeitlichen Abstand erfolgten. „Vermutlich sind die Grabstellen ein Ausschnitt des ehemaligen Friedhofs des Klosters Dietramszell und seiner Kirche Mariä Himmelfahrt.“ Grabbeigaben wie Schmuck oder Tracht fehlten.

Dr. Michael Holzmann
Dr. Michael Holzmann © Sabine Hermsdorf-Hiss

Geschichtswissenschaftler forscht nach Skelett-Funden: Fünf Skelette vor der Klosterkirche

Aber: Am Oberkörper der Bestatteten fanden sich einige Häkchen oder Ösen aus Bronze und Eisen. Diese sogenannten Haften lassen laut Holzmann auf eine Beisetzung in einem Totenhemd oder in einem Tuch aus Leinen schließen. Mögliche Textilreste seien wohl aufgrund der Bodenbeschaffenheit nicht erhalten. Nur beim Grab einer Frau deuten Fragmente eines Eisennagels auf eine Sargbestattung hin. „Es ist bekannt, dass bis in das Spätmittelalter nur reiche oder hochgestellte Personen in Särgen aus Stein oder Holz beigesetzt wurden. Alle übrigen Toten wurden, wie es von der Bestattung des Heiligen Lazarus bekannt war, bis Ende des 16. Jahrhunderts in Leinentücher eingewickelt oder eingenäht“, erklärt der Geschichtswissenschaftler.

Weitere Tests erwartet: Wie alt sind die Skelette in Gräbern vor dem Kloster?

Neben der sozialen Stellung des Toten spielte dabei auch der Platzmangel auf dem Friedhof eine Rolle: Ein Sarg verzögerte den Verwesungsprozess, sodass vorhandene Gräber erst nach längerer Wartezeit wieder belegt werden konnten. Aus welcher Zeit die Skelette stammen, ist noch unklar. Michael Holzmann hält eine Einordnung in das Spätmittelalter oder die frühe Neuzeit für plausibel. Er geht davon aus, dass die Gräber etwa 500 bis 700 Jahre alt sind. Denn um das Jahr 1500 herum wurde das Kirchlein am Kreuzbichl fertiggestellt; danach bestattete man die Toten am dortigen Friedhof. Holzmann: „Aber erst die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Altersbestimmung nach der C14-Methode können größere Gewissheit geben.“

Mehr News finden Sie in unserer brandneuen Merkur.de-App, jetzt im verbesserten Design mit mehr Personalisierungs-Funktionen. Direkt zum Download, mehr Informationen gibt es hier. Sie nutzen begeistert WhatsApp? Auch dort hält Sie Merkur.de ab sofort über einen neuen Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Hier geht‘s direkt zum Kanal.

Auch interessant

Kommentare