Seniorin aus Grafing feiert 101. Geburtstag – und offenbart unerfüllten Lebenstraum
Es ist ein bewegtes Leben, auf das Edith Hartl aus Grafing zurückblickt. Trotz vieler Tiefschläge hat die Seniorin ihre Lebensfreude nie verloren. Nun feierte sie ihren 101. Geburtstag.
Grafing – Edith Hartl blickt auf ein bewegtes Jahrhundert mit vielen Tiefschlägen zurück. Ihre Lebensfreude hat die Grafingerin dennoch nie verloren. Zusammen mit ihrer Familie feierte sie nun ihren 101. Geburtstag – und schaut dabei zurück auf schmerzliche Erlebnisse, Träume und Glücksmomente.
Grafingerin (101) erlebt schwierige Kindheit in Berlin
1923 im Berliner Stadtteil Neukölln geboren, erlebt Edith Hartl eine schwierige Kindheit. Als sie vier Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter und das junge Mädchen kommt in einer Pflegefamilie unter. Schon früh versucht sie daher auf eigenen Beinen zu stehen, beginnt als Jugendliche bei der Luftwaffe als Fernschreiberin zu arbeiten. „Das hat mir eigentlich ganz gut gefallen“, erinnert sich die Seniorin.
Doch mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges ändert sich alles: Vom Militär wird die junge Frau immer wieder versetzt, ihre junge Familie, die sie kurz zuvor gegründet hat, bricht auseinander. Als Edith Hartl ihre zwei kleinen Buben durch den Krieg verliert, flieht sie aus ihrer Heimatstadt.
Schwierige Anfänge in der Region: Edith Hartl kämpft für ihre Liebe
Es verschlägt sie nach Bayern, genauer gesagt nach Wasserburg. Beim Erntedankfest in Reitmehring lernt sie kurz darauf ihren späteren Ehemann Johann kennen. Doch die junge Liebe hat es nicht leicht. Schwiegereltern und Dorfgemeinschaft stehen nicht hinter dem Pärchen. „Er war schon versprochen, ich war geschieden und ein Preiß“, erzählt die 101-Jährige. Allen Widrigkeiten zum Trotz heiratet das Paar 1948. Ein Jahr zuvor war ihre erste Tochter Brigitte zur Welt gekommen. 1949 folgte die zweite, Johanna.
Da sich die junge Familie in Wasserburg nicht willkommen fühlt, ziehen sie mehrmals um. 1953 landen sie schließlich in Grafing. Dort werkelt Edith Hartl in einer Fabrik für Autoteile. Ehemann Johann ist indessen bei der Bergwacht im Chiemgau stationiert. „Wir sind mit den Kindern daher oft auf die Kampenwand gewandert“, sagt die Seniorin. „Das war eine schöne Zeit.“ Ihre Leidenschaft findet sie im Eislaufen. Mehrmals die Woche schwebt Edith Hartl über zugefrorene Seen in der Umgebung, probiert sich sogar im Eiskunstlauf.
Seniorin spricht über ihren unerfüllten Lebenstraum
Als ihr geliebter Johann 1985 jedoch stirbt, bricht für die Grafingerin eine Welt zusammen. „Das war sehr schwer für mich“, gesteht sie. Trost findet sie in dieser Zeit im Gärtnern. „Ich war narrisch nach Pflanzen“, sagt sie lächelnd. So narrisch, dass sie beschließt, in einem Blumenladen zu arbeiten. Was zunächst nur als Beschäftigung gegen traurige Gedanken gedacht war, entwickelt sich schnell zu einer Passion. „Es hat mir Spaß gemacht. Ich möchte das nicht missen“, betont die 101-Jährige, die zufrieden auf ihr Leben zurückblickt.
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Nur mit einer Sache hadere sie noch immer: Als begnadete Bäckerin sei es immer ihr Traum gewesen, ein eigenes Café zu eröffnen. „Es sollte aber nicht sein“, resümiert die Seniorin schulterzuckend. Dafür sei ihr eben eine große Familie vergönnt: Neben vier Enkeln, zählt Edith Hartl fünf Urenkel – und alle feiern mit ihr ihren Geburtstag.