Auf den Bergen wohnt die Freiheit. - Wie ist doch dieser Satz gerade in den letzten Jahren missbraucht worden!
Kempten/Oberallgäu – Als ob Freiheit darin bestünde, in den Bergen möglichst viele Rohheiten zu begehen, auf den hehren Gipfeln Unrat und Flaschen herumzuwerfen, zu schreien, zu johlen, auf das Vieh Steine abzulassen, den Zaun des Bauern abzubrechen, die Hütten zu verdrecken und unsere einzig dastehende Flora mit Stumpf und Stiel auszurotten!“ Mit diesen klaren Worten des Immenstädters Bergretters Wägele zur Gründung der Allgäuer Bergwacht, begannen die beiden Bereitschaftsleiter Sebastian Kunkel (ab 2025) und Felix Vetter (bis 2025) ihre Rückschau auf das 100-jährige Jubiläum der Bergwacht Kempten.
Um dieses Ereignis gebührend zu feiern, hatten die Verantwortlichen der Bergwacht Kempten zu einem Festakt in den Gasthof „Waldhäusle“ westlich von Waltenhofen geladen. Rund 100 Gäste waren der Einladung gefolgt, darunter aktive Mitglieder, Ehemalige, Freunde und Wegbegleiter der Bergwacht sowie Kemptens 2. Bürgermeister Klaus Knott und Waltenhofens 1. Bürgermeister Stefan Sommer.
26 aktive Bergretter
„Derzeit haben wir 26 aktive Mitglieder, darunter nur eine Frau. Bei den 14 Anwärtern sind allerdings bereits die Hälfte weiblichen Geschlechts“, sagt der aktuelle Bereitschaftsleiter Sebastian Kunkel. „Grundsätzlich sind uns alle Anwärter und Anwärterinnen willkommen, allerdings setzen wir alpinistische Kenntnisse und Fähigkeiten voraus. Bis ein Anwärter ein vollständiges aktives Mitglied bei der Bergwacht werden kann, braucht es in etwa 3-4 Jahre“, fügt Kunkel hinzu.
Die Einsatzbereiche der Bergwacht Kempten erstrecken sich von Dietmannsried im Norden, Eschacher Weiher im Westen, dem Kemptner Wald im Osten bis Kranzegg im Süden. „Wir rücken aus, wenn Wanderer oder häufiger Mountainbiker an Orten verunglücken, wo andere Rettungsdienste sie nicht erreichen können, beispielsweise in Schluchten und Tobeln.“
Ein Blick zurück
Am 8. Juni 2023 wurde in Immenstadt die Allgäuer Bergwacht gegründet. Die primäre Aufgabe bestand in der sofortigen Aufnahme des Naturschutz- und Ordnungsdienstes in den Allgäuer Alpen. 1924 bildete man dann die ersten Ortsgruppen, darunter die in Kempten, Lindenberg und Pfronten.
1925 wurde Kempten die stärkste Abteilung des Allgäus und folgerichtig verlegte der Bergwacht Allgäu seinen Sitz 1927 nach Kempten. Der Aufgabenbereich wurde erstmals um Sanitätsdienste, den „Gebirgsunfalldienst“, erweitert. Ab 1928 erfolgten erste Rettungseinsätze mit Tragbahren, Pferdefuhrwerken und der Bahn. Ab den 30er Jahren richtete sich der Fokus zunehmend auch auf den Naturschutz, darunter u.a. die Kontrolle der Edelweißbestände.
Vielfältige Aufgabenbereiche
Heute ist die Bergwacht Kempten eine eigenständige Bergrettungswache mit festgelegtem Dienstgebiet und 24/7 Einsatzbereitschaft. Zu den aktuell 26 aktiven Einsatzkräften gehören u.a. ein Notarzt Berg, ein Notarzt, zwei Rettungssanitäter, zwei Lawinenhundeführer und vier Luftretter.
Ein Höhepunkt der Jubiläumsfeier war die Zurschaustellung der Dienstkleidung der Bergwacht über die letzten 100 Jahre durch die Mitglieder der Bergwacht Kempten selbst. Nach dieser Modenschau, dem Vortrag, Grußworten und Buffet wurde bei Livemusik des Alpkrainer Trios aus Moosbach bis in den späten Abend gefeiert.
Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.
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