Trump plant Abkehr von erneuerbaren Energien: Droht USA nun die Stromkrise?
Donald Trumps Abneigung gegen erneuerbare Energien könnten die Kosten für die Verbraucher in die Höhe treiben und China einen Vorsprung im Wettlauf um künstliche Intelligenz verschaffen, warnen Branchenvertreter.
Washington D.C.– In seiner ersten Woche im Amt ordnete der US-Präsident ein Moratorium für die Genehmigung von Offshore-Windkraftanlagen sowie die Überprüfung bestehender Windpachtverträge an. Gleichzeitig setzte der US-Präsident Milliarden US-Dollar an Anreizen für grüne Energie aus. Diese Maßnahmen haben die Branche erschüttert. Dabei war der Strombedarf in den USA noch nie so hoch.
Laut dem Beratungsunternehmen Bain müssten die Versorger die jährliche Stromerzeugung bis zum Jahr 2028 gegenüber 2023 um bis zu 26 Prozent steigern, um die Nachfrage zu befriedigen – deutlich mehr als die bisherigen Steigerungsraten in den vergangenen zwanzig Jahre in den USA. Nahezu 45 Prozent dieses Nachfragewachstums entsteht durch den Bau von stromintensiven Rechenzentren, die für innovative KI-Technologien erforderlich sind.
KI-Technologien lassen Strombedarf stark ansteigen
Branchenexperte Jim Robb, Chef der North American Electric Reliability Corporation, warnte davor, den Energiebedarf von KI zu unterschätzen: „Wir werden mehr Strom brauchen, und zwar eine Menge davon. Ich bin mir nicht sicher, ob es klug ist, die Entwicklung irgendeiner Ressource zum jetzigen Zeitpunkt zu bremsen.“ Die USA sollten bei der Entwicklung der Zukunftstechnologie KI nicht ohne Not anderen Staaten den Vortritt lassen, sagte Robb der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times.
„Ich glaube nicht, dass wir wollen, dass die KI-Infrastruktur des Landes vom Nahen Osten oder China oder Indien oder einem anderen Ort abhängig ist, der die Macht hat, sich sehr schnell zu entwickeln.“ Der Wettbewerb in Sachen KI hat sich deutlich verschärft, seitdem China seine künstliche Intelligenz DeepSeek vorgestellt und damit die Aktien der US-Anbieter in den Keller geschickt hat.
US-Regierung setzt auf fossilie Brennstoffe
Donald Trump hat seinen Wählern günstige Strompreise versprochen und will damit auch der hohen Inflation in den USA in den Griff bekommen. Doch um die Herstellung günstigen Stroms ist in den USA ein Glaubenskrieg entbrannt. Trumps neuer Energieberater, Doug Burgum, setzt dabei auf mehr fossile Brennstoffe. Große Projektentwickler, darunter die Ölgiganten Shell und TotalEnergies, haben nach Trumps Wahlsieg bereits ihre Wind- und Solar-Projekte zurückgefahren oder aufgegeben.
Verlangsamung bei den erneuerbaren Energien könnte zu Stromengpässen führen
Viele Energieexperten halten hingegen erneuerbare Energien in Kombination mit Batteriespeichern für am besten geeignet sind, den wachsenden Strombedarf des Landes zu decken. Sie weisen darauf hin, dass Gaskraftwerke mit längeren Entwicklungszeiten, Versorgungsengpässen und höheren Kosten zu kämpfen haben. Branchenbeobachter warnen, dass eine Verlangsamung des Ausbaus der erneuerbaren Energien den steigenden Bedarf nicht länger decken und das Risiko von Stromausfällen erhöhen könnte. Claire Broido Johnson, Mitbegründerin von Sunrock Distributed Generation, sagte der Financial Times: „Es wird weitere Stromausfälle geben. Trump hofft, dass Öl und Gas alle seine Probleme lösen werden. Das kann es aber nicht.“
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Nach einer Untersuchung der Investmentbank Lazard werden die Herstellungskosten für erneuerbare Energien im Vergleich zu fossilen Brennstoffen deutlich sinken. Ein Grund sind Steuererleichterungen sowie sinkende Kosten bei Bauteilen. Der Branchendienst BloombergNEF rechnet vor, dass in den kommenden Jahren rund 90 Prozent der prognostizierten 100 Gigawatt Strom aus erneuerbaren Energien in Kombination mit Batteriespeichern stammen. „Angesichts eines nationalen Energienotstands macht es doch keinen Sinn, die günstigste Lösung vom Tisch zu räumen“, sagte Mark Brownstein vom Environmental Defense Fund der FT.