Baum-Stelzenhäuser in Bernbeuren: So schläft es sich in den besonderen Häuschen

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Regenschirm und Bollerwagen hat unsere Autorin für die Anreise bekommen. Sie durfte im Haus „Eule“ (links) schlafen. © Hans-Helmut Herold

Die Baum-Stelzenhäuser in Bernbeuren werden an diesem Samstag feierlich eröffnet. Bevor die ersten Urlauber kommen, durften wir schon eine Übernachtung wagen.

Bernbeuren – Als mich Michael Schilling mit meinem Gepäck am Parkplatz bei der Seemühle in Bernbeuren einsammelt, hat es sich längst eingeregnet. Wie an vielen Tagen in diesem Sommer ist es nass und kühl, und laut Wetter-App wird sich das bis zum nächsten Morgen auch nicht ändern. Eigentlich finde ich Dauerregen ziemlich nervig, aber an diesem Abend freue ich mich sogar ein bisschen über das schlechte Wetter. Immerhin darf ich in einem Baumhaus schlafen. Und in meiner Vorstellung machen Regentropfen, die sanft auf das Holzdach prasseln, so eine Übernachtung nur noch gemütlicher.

Die Vision von Baumhäusern als Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber hatte der Bernbeurener Michael Schilling schon vor einigen Jahren. Im Mai 2023 bekam er die Zusage für das Projekt, und nach zehn Monaten Bauzeit feiern die Häuschen an diesem Samstag nun feierlich Eröffnung.

Vom Parkplatz aus, den Schilling für die Baumhaus-Gäste gepachtet hat, ist es nicht weit bis zu den Unterkünften. Während wir den Gehweg entlangstapfen, hält uns Schilling den blauen Regenschirm über die Köpfe und ich ziehe mein Gepäck im Bollerwagen hinter mir her. „So einen gibt es für jedes Haus“, sagt Schilling und deutet auf den Anhänger, den sich die Gäste beim Einchecken aus dem Schuppen nehmen können.

Häuschen richten sich an Familien

Nach ein paar Minuten kommen wir bei den Baum-Stelzenhäusern an. Sie sehen ein bisschen aus wie Tiny-Häuser, das Holz ihrer Verkleidung riecht noch ganz neu, und hinter ihnen steht der Wald in dunklem Grün. Ich darf im „Eule“-Haus schlafen. Das ist das Baumhaus, das am nächsten bei der Straße steht und als erstes fertig geworden ist. Die beiden anderen Gäste-Häuschen dahinter heißen „Specht“ und „Biene“ – weil in der Nähe ein Specht und Bienen wohnen. Den Namen für das „Eule“-Haus haben sich seine Kinder ausgesucht, erzählt Schilling lächelnd.

Als wir vor der Eingangstür stehen – die übrigens nicht so weit über dem Boden ist, wie man bei einem Baumhaus meinen könnte – zeigt mir der Hausherr, wie ich hineinkomme. Er hält den Chip, den die Gäste als Schlüssel bekommen, an den Türknauf, bis ein grünes Licht aufleuchtet und dreht den Knauf nach rechts. „Ganz schön hightech“, denke ich und staune nicht schlecht, als ich die Tür aufdrücke und in einer vollausgestatteten, kleinen Wohnküche stehe.

Sofort fällt mir die Spülmaschine ins Auge, für die ich in meiner Zeit als Studentin sehr viel gegeben hätte, und entdecke eine Mikrowelle, ein elektrisches Kochfeld mit zwei Platten und einen pinken Kühlschrank im Stil der 50er-Jahre. Über dem Esstisch hängt das Aquarellbild einer Eule, im Regal steht ein Espressokocher, die Kommode im Schlafzimmer schmückt ein Wiesenblumenstrauß. Die Technik und all die liebevollen Details lassen einen glatt vergessen, dass man gerade in einem Baum-Stelzenhaus steht, zwischen Wald, Bach und Wiese.

Einen Panoramablick ins Grüne hat man im Haus „Specht“ direkt vom Bett aus.
Einen Panoramablick ins Grüne hat man im Haus „Specht“ direkt vom Bett aus. © Hans-Helmut Herold

Bis zu fünf Personen haben in der „Eule“ Platz: Im Untergeschoss des Häuschens gibt es ein Schlafzimmer mit einem Doppel- und einem Stockbett, im oberen Bereich, den man mit einer Leiter erreicht, steht ein weiteres Doppelbett. Schilling will sich mit den Unterkünften gezielt an Familien richten, sagt er. „Deshalb sind Kinder bis zwei Jahre auch kostenlos.“ Auch ins „Specht“-Haus, das ähnlich wie die „Eule“ geschnitten ist und ein Panoramafenster mit tollem Blick in den Wald hat, passen bis zu fünf Gäste. Das „Bienen“-Haus dagegen ist etwas kleiner, weil es kein zweites Stockwerk hat, und eher für Pärchen ausgelegt ist. Von allen Stelzenhäusern aus kommt man direkt auf den Steg und die beiden Erlebnispfade, die durch den Wald und an dem Türkenbach entlang führen. Die Natur erlebbar machen, auch darum geht es Schilling.

Schon 40 Buchungen eingegangen

Obwohl die Baum-Stelzenhäuser erst ab der kommenden Woche offiziell für Gäste zur Verfügung stehen, sind bei dem Bernbeurener schon mehr als 40 Buchungen eingegangen. Vor allem jetzt, im Sommer, ist viel ausgebucht – wie es im Winter sein wird, wenn die Häuser dank Fußbodenheizung auch bewohnbar sind, wird sich zeigen. „Die vielen Buchungen haben mich ehrlich gesagt selbst überrascht“, sagt Schilling. Er erklärt es damit, dass die Baumhäuser auf großen Online-Buchungsportalen wie Airbnb und booking.com zu finden sind. „Die Portale nehmen nicht gerade wenig Provision“, sagt er. „Aber sie geben einem Reichweite.“ So haben sich schon jetzt viele internationale Gäste für ihren Urlaub in Bernbeuren angekündigt, manche kommen sogar bis aus Amerika.

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Nun bin auch ich gespannt auf die Nacht in der besonderen Unterkunft. Nachdem ich die Küche und das Bad ausgiebig getestet habe, satt und frisch geduscht bin, freue ich mich aufs Bett. Als ich unter die Decke schlüpfe, ist es ganz ruhig. In der Ferne höre ich nur die beiden Enten im Türkenbach quaken, von denen mir Schilling am Abend noch erzählt hat, und ab und zu rauscht leise ein Auto vorbei. Vom Regen höre ich leider nichts, dafür hätte ich wohl das Bett direkt unterm Dach beziehen müssen. Doch als ich mir vorstelle, wie sich die Baumwipfel draußen im Wind wiegen, der Bach ganz nah vorbeifließt und wie ich am nächsten Morgen im Grünen aufwache, schlafe ich auch ohne prasselnden Regen ganz schnell ein.

Eröffnungsfeier: Zum Fischerfest an diesem Samstag, 6. Juli, sind die Baum-Stelzenhäuser am Haslacher See von 15 bis 19 Uhr für Interessierte zugänglich. Zu besichtigen sind auch die beiden Aussichtskanzeln, der Rundweg und der Steg.

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