„Naturraum wird zum Wohnraum“: Erstes Stelzen-Baumhaus bei Bernbeuren steht

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Das erste Stelzen-Baumhaus (links) am Haslacher See bei Bernbeuren steht. Der Wald soll im Frühjahr aufgeforstet werden. © Hans-Helmut Herold

So langsam nehmen sie Gestalt an, die Stelzen-Baumhäuser am Haslacher See. Das erste Gästehaus steht inzwischen, und auch bis zur Aufforstung des Walds ist es nicht mehr lange hin.

Bernbeuren – Michael Schilling wirkt zufrieden. Eingehüllt in Stoffmantel und Wollmütze, lehnt der Bernbeurener an der rohen Wand und schaut sich in dem Zimmer um, in dem bald eine Pelletheizung und ein PV-Speicher stehen sollen. Die Technik fehlt in dem Raum noch genauso wie Türen und Fenster, nur dünne Folien halten im Moment die feuchte Winterluft draußen.

Wenn das Häuschen fertig ist, wird Schilling es als Funktions- und Werkstattgebäude für seine Baumhäuser nutzen. „Von hier aus werden alle Häuser mit Wärme und Strom angesteuert“, sagt er.

Stelzen-Baumhäuser am Haslacher See: Erster Holzbau ragt in die Höhe

Insgesamt drei Stelzenhäuser sollen auf dem Grundstück unweit des Haslacher Sees entstehen: Eingebettet zwischen Wald, Wiese und dem Türkenbach, ausgestattet mit Solarpaneelen und Fußbodenheizung. Ganzjährlich bewohnbar.

Ortsansässige Handwerksbetriebe haben im September mit den Bauarbeiten begonnen. „Die Firmen arbeiten super zusammen. Die haben das richtig zu ihrem Projekt gemacht“, lobt Schilling, der den Traum von Baumhäusern als besondere Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber schon lange hegt. Inzwischen ragt der erste zweistöckige Bau in die Höhe: Eine Holzhütte auf Stelzen, nur wenige Meter von dem Technikgebäude entfernt.

Seine Vision wird Realität: Michael Schilling in seinem ersten Gästehaus.
Seine Vision wird Realität: Michael Schilling in seinem ersten Gästehaus. © Theresa Kuchler

Schilling stapft über die schneenasse Wiese zu dem Gästehaus und stellt sich ins Erdgeschoss. Der Raum ist hell und riecht nach Holz. „Hier, neben den Eingangsbereich, kommt eine Sitzecke hin“, sagt der Bernbeurener. Dann deutet er in die Ecke gegenüber und zeigt, wo die Küchenzeile hin soll.

Nebenan gibt es ein Schlafzimmer für Eltern, und gleich bei der Eingangstür führt eine schmale Leiter in den Raum nach oben, der als Kinderzimmer gedacht ist. Maximal fünf Personen haben in dem Stelzenhaus Platz. „Der Raum ist knapp, aber das ist Teil des Konzepts“, sagt Schilling. „Weniger ist mehr.“

Baumhaus hat Balkone: Außenbereich als Wohnraum einkalkuliert

Außerdem gibt es noch den Außenbereich, den der Bauherr als bewohnbare Fläche einkalkuliert hat. „Der Naturraum wird zum Wohnraum.“ Er durchquert das Häuschen und stellt sich auf den Balkon, der das Erdgeschoss noch einmal um einige Quadratmeter vergrößert. Auch der Raum im ersten Stock hat ein solches Plateau.

Wenn alles nach Plan läuft, soll in den Gästehäusern im Sommer Hochbetrieb herrschen. Eine Art „Richtfest“ für sein Projekt feierte Schilling am Freitag: In seiner Käsküche in Bernbeuren haben Wally und Ami Warning ein Wohnzimmerkonzert gespielt.

Vom Balkon aus lässt sich bis zum Türkenbach und in den Wald schauen, der teilweise zum Nachbargrundstück gehört. Sowohl seine, als auch die angrenzende Fläche will Schilling gemeinsam mit der Waldbesitzervereinigung Schongau im Frühjahr kräftig aufforsten. Einen nachhaltigen „Wald der Zukunft“ zu schaffen, ist schließlich Teil seines Konzepts. Dafür pflanzt er 30 verschiedene Baumarten.

Im April soll der Wald mit 600 Bäumen aufgeforstet werden

„Zugegeben: Momentan sieht es nicht wirklich nach einem grünen Projekt aus“, sagt Schilling und meint damit die vielen umgeschnittenen Eschen, deren Stümpfe im Waldboden stecken. „Die Bäume wegzunehmen, war aber notwendig.“ Immerhin seien viele Eschen krank gewesen, Wurzeln und Triebe abgestorben. Einige Baumstümpfe braucht Schilling auch, weil sie die geplanten Aussichtskanzeln tragen sollen. Diese werden für jeden zugänglich sein, genau wie der Walderlebnispfad, der über das Gelände führen wird.

Ab April soll der Wald wieder ein anderes Bild abgeben. In einem Zug werden dann 600 neue Bäume gepflanzt – auch in Zusammenarbeit mit den Kindergärten und Schulen in Bernbeuren und Burggen, wie Schilling erklärt. Denn das Bewusstsein für den Wald als schützenswerten Lebensraum zu schärfen, ist das, worum es ihm im Kern geht. „Das Projekt ist nicht die Rettung der Welt“, meint Schilling. „Aber es kann den Menschen helfen, den Wald als Ort der Besinnung, Erholung und Schönheit zu sehen.“

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