Peitinger Traditions-Gasthaus Buchberger schließt, Wirte-Paar Hanni und Rainer Schäffler sagt „Servus“
Es ist eine traurige Nachricht zum Jahresbeginn in Peiting: Eine von drei bayerischen Traditions-Wirtschaften im Ort schließt im März für immer ihre Türen. Mit Hanni und Rainer Schäffler endet im März eine Peitinger Gastro-Tradition.
Peiting – Der Gasthof Buchberger in Peiting: Seit 1890 im Familienbesitz – und jetzt das Aus. Eine Mischung aus übergeordneten und persönlichen Entscheidungen. Fest steht: Hanni und Rainer Schäffler haben es sich nicht leicht gemacht.
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An vielen Tagen hätten sie draufgezahlt, erzählt Rainer Schäffler. Wenn der Wirt ohne Stammtisch dasteht: Dann passt irgendwann das gesamte Gastro-Konstrukt nicht mehr. „Corona hat viel kaputt gemacht“, sagt Schäffler. Das in Gastro-Kreisen sogenannte „Stammtisch-Sterben“ habe damit seinen Höhepunkt erreicht. Die Alten bleiben weg. Die Jungen kommen nicht mehr nach.
Reine Familiensache
Freilich, erklärt er: In der Gastronomie lebe man vor allem von kalkulierbaren Feiern, vom Geschäft mit dem Essen. Die Stammtische aber: „Die brauchst Du in den ruhigen Zeiten. Und die sind weggestorben.“
Der Langzeit-Gastronom, der mit zwei Mitbewerbern jahrzehntelang die Fahne für die bayerische Gastronomie in Peiting hochgehalten hat, gibt auf. Zu viele ungute Umstände. Zu denen gehört neben der Mehrwertsteuer-Erhöhung auch der permanente Personalmangel. Seit einiger Zeit schmeißt die Familie Schäffler den Laden zu dritt: Mutter Hanni am Tresen und im Service, Papa Rainer und Sohn Thomas in der Küche. Und – mit viel Glück – bei größeren Feiern noch eine Aushilfe.
Mit Übernachtungsgeschäft schon aufgehört
Keine Besserung in Aussicht, auch die Nachfolge ist nicht geregelt. Mit dem Übernachtungsgeschäft haben die Schäfflers schon im vergangenen Jahr abgeschlossen. Da hatten sie bereits beschlossen, die Fremdenzimmer im Obergeschoss zu Wohnungen umzubauen (wir berichteten). Die Aktion, erzählt Rainer Schäffler, hätte damals allerdings noch nichts damit zu tun gehabt, dass man jetzt die Gaststätte schließe. Tatsächlich hätte man einen außerordentlichen Wasserschaden gehabt, der kaum eine andere Entscheidung zugelassen hätte.
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Heute Wirt: Macht das noch Spaß? Hanni und Rainer Schäffler ist es aus dem Gesicht abzulesen, dass sie einen langen Kampf mit sich selbst ausgetragen haben. Sind sie doch seit Jahrzehnten Wirtsleute mit Leib und Seele, vom Tresen und von der Küche kaum wegzudenken.
Eigenheim gebaut, Schluss mit Wirtschaft
Bei all’ der Verklärung um den Beruf mit der eigenen Kneipe, um die jahrzehntelange Berufung, mussten sie sich nun selbst eingestehen: Irgendwann ist es gut. „Ich stehe seit fast 50 Jahren am Herd“, sagt Rainer Schäffler. Viele Jahre davon nach der Ausbildung in der eigenen Küche. Und freilich: Der Körper wird nicht jünger. Mehr und mehr habe sich in den vergangenen Monaten herausgestellt, dass weder er, noch seine Frau dem Stress noch gewachsen seien, den der Gastro-Job täglich mit sich bringe. Nie frei, Dauer-Stress, zum Teil schlaflose Nächte. Das Wirte-Paar Schäffler zählt 64 Lenze. Da wird jede schlaflose Nacht noch um einiges länger.
Das fleißige Wirte-Ehepaar hat sich jetzt in Peiting ein Eigenheim gebaut. Schluss mit Wirtschaft. Alleine: Wie es mit eben dieser weitergehen soll, das ist noch unklar. Über die Brauerei und über Fachzeitschriften versuchen die Schäfflers bereits seit Wochen, einen Nachfolge-Gastronomen zu finden. „Aber es schaut nicht gut aus“, so Rainer Schäffler. Viele überaus gepflegte oberbayerische Wirtschaften stünden derzeit leer. Nur: Pachten will keiner. Zu schlecht, zu ungewiss die Zeiten. Wie es also mit dem „Buchberger“ mitten im Ort weitergeht: Fragezeichen.
Keinen Nachfolger gefunden
Viel Zeit und Geld hat er investiert, erzählt Schäffler. Zeigt die mit Liebe ins Detail gestalteten Hölzer eines alten Stadels, die die Wände zieren. Der „Buchberger“: Er war das Ein und Alles der Familie Schäffler. „Jetzt ist eine Ära vorbei“, erklärt Rainer Schäffler schweren Herzens. Seine Frau Hanni ist trotz Ruhetags nur schwer, vom Tresen wegzubewegen. Sie kennt es ja nicht anders.
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Den Laden einfach so dicht machen? In Rainer Schäfflers Augen könnte man ein paar Tränen erkennen, wenn man genau hinschaut. Selbst Hanni Schäffler – ihres Zeichens eher taff – räumt ein: „Es werden noch ein paar harte Wochen, bis zu ist.“ Und damit meint sie nicht das Ausräumen eines Lebenstraums. Bis dahin bleibt zumindest noch die kleine Vorfreude auf ein besonderes Ende einer Tradition in Peiting: Am letzten Tag wollen sich die Schäfflers noch von ihren Stammgästen verabschieden. Es soll ein „Ausessen und Austrinken“ geben. „Und dann ist gar.“