FOCUS-Briefing von Thomas Tuma: Migration, Corona, Klima, AfD: Wie die Linke Deutschland ruinierte
Die Fakten am Morgen
Das FOCUS Briefing von Tanit Koch und Thomas Tuma. Kompakt die wichtigsten Informationen aus Politik, Wirtschaft und Wissen ab jetzt werktags immer um 6 Uhr in Ihrem Postfach.
Wenn ich die hiesige Berichterstattung schon seit der US-Wahl richtig deute, ist Trump die Inkarnation von Dschingis Khan, Hitler und Darth Vader in Personalunion. Mindestens. Dass trotzdem nicht die vorab heiliggesprochene Gegenkandidatin Kamala Harris der Demokraten gewählt wurde, sondern ein böser, alter Frauenhasser mit orangefarbenem Teint, wollte hier niemand wirklich verstehen. Viel leichter war es ja, ihn als Unfall der Weltgeschichte abzubuchen.
Irrtümer reihen sich an Irrtümer
Genauso, wie man auf der anderen Seite in Deutschland einst Barack Obama wie einen Messias feierte, was sich dann auch als Illusion entpuppte. Irrtümer reihen sich da an Irrtümer, weil man’s nicht so hat mit nüchternem Blick auf die Realität.
Haben Sie gesehen, wie bei Trumps „Tag der Befreiung“ am Mittwoch ein Vertreter der mächtigen US-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) die Zölle lobte. Ich hätte darüber gern mehr erfahren. Wurde aber in Deutschland gekonnt ignoriert. Voldemort wird von einer Gewerkschaft unterstützt? Kann ja nicht sein. Was nicht ins eigene Weltbild passt, wird passend gemacht oder verschwiegen.
Perspektivwechsel gelten als degoutant. Haltung ist wichtig. Auch wenn’s mal schiefgeht. Das zeigt sich auch an anderen linken Enttäuschungen, an deren Folgen die Bundesrepublik schon länger leidet und laboriert.
Medien haben sich aufgeopfert, um eine neue „Willkommenskultur“ zu feiern
Ich war in meiner Jugend auch links. Das ist völlig okay. Aber dann wird man ja älter und etwas pragmatischer. In der Flüchtlingskrise 2015 fiel mir zum Beispiel auf, wie wir Medien uns aufgeopfert haben, eine neue „Willkommenskultur“ zu feiern, während bei den normalen Leuten längst die berechtigte Frage keimte: Wer kommt da eigentlich?
Damals fing das an, dass man schon für solche Skepsis von links den Rassismus-Stempel aufgedrückt bekam. Menschen vergessen aber nicht, wenn Politik sie ausgrenzt oder für dumm verkauft. Blöderweise hatten auch bei Corona die Skeptiker in manchem Recht, was ein eher rot-grünes Großstadtpublikum bis heute als persönliche Kränkung empfindet.
Erst aus der narzisstischen Unfähigkeit heraus, eigene Irrtümer zuzugeben, erwuchs eine gesellschaftliche Spaltung, die sich in der Coronakrise noch verschärfte. Rechthaberische Unversöhnlichkeit ist seither beiden Seiten eigen.
Selbst Elon Musk und Tesla waren ein linker Selbstbetrug
Blöd ist nur: Je härter die Linke einen Kampf zu führen bereit war, umso brutaler wurde sie wieder und wieder von den eigenen Illusionen enttäuscht. Selbst Elon Musk war mit seinen tollen E-Autos von Tesla letztlich ein linker Selbstbetrug, der erst aufflog, als der US-Unternehmer sich für rechtsradikale Parteien und Donald Trump zu begeistern begann.
Ähnliches galt für den Klimawandel, den leider weder die Letzte Generation stoppen konnte noch die vergurkte Energiepolitik von Robert Habeck. Selbst die Fridays-for-Future-Ikone Greta Thunberg hat sich in ihrem antisemitischen Kampf für ein freies Palästina inzwischen um jede Glaubwürdigkeit protestiert.
Aber ist nicht wenigstens am Scheitern der Ampel die FDP schuld? Nein, ist sie nicht. Der rot-grüne Teil der Ampel ist indes durchaus mitverantwortlich dafür, dass sich in ihrer Regierungszeit die AfD-Wählerschaft glatt verdoppeln konnte.
Und weil auch dieser Zusammenhang zwischen gescheiterter Politik und den wachsenden Rändern des Parteienspektrums nicht zugegeben werden kann, mussten so viele Brandmauern gebaut werden, dass Regieren dazwischen jetzt kaum noch möglich ist. Nazi ist heute schon, wer Friedrich Merz nicht für einen hält.
Als quasi letzte Rache für ihre selbstverschuldete Marginalisierung treiben Rot und Grün die immer schwächer werdende Union bei den Koalitionsverhandlungen gerade in eine Art Selbstaufgabe. Da sind wir jetzt. Die AfD muss gar nichts tun und wächst und wächst. Aber auch dafür werden wieder ganz viele Ursachen gefunden. Nur nicht die richtigen. Denn das müsste ja in bitterer Selbstreflexion enden.
Kein Wunder also, dass die Republik so dauer-empört und schlechtgelaunt ist. Wenn es so weitergeht, wird es keine vier Jahre dauern, bis wir eine andere Kanzlerin haben. Daran ist dann sicher auch wieder jemand anderes schuld. Im Zweifel Donald Trump.