Schongaus Kirchen: Viele anstehende Projekte, aber kein Geld dafür

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Die Epitaph aus der Friedhofskirche hängt bis zur Sanierung von St. Sebastian im Pfarrhof an der Wand, soll dann aber nach Wunsch von Pfarrer Norbert Marxer (links) und Anton Englert wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück. © Herold

Bis die neuen Glocken für die Schongauer Stadtpfarrkirche auf den Kirchturm kommen, könnten noch Jahre vergehen. Grund: Es stehen noch andere Kirchensanierungen an, die nicht aufgeschoben werden können. Was geplant ist, warum die Stadt sich doch finanziell beteiligen soll und welche Hoffnung es für die Glocken gibt.

Schongau – Schon 2022 hatte eine Standsicherheitsprüfung der Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt eine Reihe von Mängeln ergeben, die bei einer Außensanierung behoben werden sollen. Das Dach muss saniert werden, der Turmumgang ist nicht mehr sicher, der Glockenstuhl aus Stahl korrodiert. In der Reihe der anstehenden Sanierungsmaßnahmen an sakralen Gebäuden in Schongau ist Mariae Himmelfahrt jedoch an derzeit letzter Stelle. Stadtpfarrer Marxer und Kirchenverwaltungsleiter Anton Englert erklären auf Anfrage der Schongauer Nachrichten auch genau, warum.

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Auf der Prioritätenliste ganz oben steht die Heilig-Kreuz-Kapelle. Sicherungsmaßnahmen am Gewölbe sind notwendig. „Da muss man behutsam vorgehen, es sind bereits Risse drin“, weiß Englert. Auch der Dachstuhl muss statisch instand gesetzt werden. Das Dach wird anschließend komplett neu eingedeckt, und zwar mit Holzschindeln. „Wir wollen noch in diesem Halbjahr damit beginnen“, so Englert.

Bittere Entscheidung des Stadtrats

Phase zwei am Dach, der vom Landesamt für Denkmalpflege gewünschte rote Anstrich der Dachschindeln, werde aber wohl warten müssen. „Das werden wir leider nicht finanzieren können“, so Englert. Er verweist darauf, dass die Heiligkreuz-Kapelle ursprünglich von Schongauer Bürgern gestiftet worden sei – aus Dankbarkeit. „Das ist leider in Vergessenheit geraten“, so Englert mit Blick auf die jüngste Entscheidung des Stadtrats.

Statt des beantragten Zuschusses in Höhe von 46 000 Euro, zehn Prozent der Sanierungssumme, gewährt die Stadt nur einen eher symbolischen Beitrag in Höhe von 1500 Euro. „Man muss doch sehen, dass das eine für Schongau stadtprägende Kapelle ist“, hebt Marxer hervor. Die Kapelle sei der Heiligen Helena gestiftet, der Mutter Konstantins des Großen. Marxer: „Da kann man nicht einfach argumentieren, dass die Kapelle keine Funktion mehr hat.“

Der Kirchturm Verklärung Christi: Die Fassade muss noch einmal neu gemacht werden.
Der Kirchturm Verklärung Christi: Die Fassade muss noch einmal neu gemacht werden. © Herold

Das nächste Sanierungsprojekt auf der Liste ist die Friedhofskirche St. Sebastian. Die Kirche war 2021 begast worden, um den Holzwurm zu bekämpfen. Dies ist auch gelungen, zugänglich ist die Kirche seitdem jedoch nicht mehr. „Der auslösende Punkt für die Sanierung ist die Stadt Schongau“, verrät Englert. Diese fordere, dass Schneefanggitter auf dem Dach montiert werden. „Dem müssen wir nachkommen im Sinne der Verkehrssicherungspflicht.“ Bei der Untersuchung der Machbarkeit habe sich nun aber herausgestellt, dass der Dachstuhl statisch verbessert werden müsse. Dies soll im Jahr 2025 passieren. Genaue Zahlen, was die Sanierung der Friedhofskirche kosten wird, gibt es noch nicht, die werde erst die Voruntersuchung liefern, die derzeit laufe. Englert geht aber von mehreren hunderttausend Euro aus.

Sanierung war fehlerhaft

Sorgen macht den Verantwortlichen auch die Pfarrkirche Verklärung Christi. Zwar wurde eine Betonsanierung gemacht, aber die Sanierung sei fehlerhaft ausgeführt worden, so Englert. Der Feinputz löst sich bereits wieder von der neuen Betonauflage. Zwar sei die Firma regresspflichtig gemacht worden, aber die Mängel muss nun eine andere Firma beheben. Bei der ersten Ausschreibung hatte sich niemand gemeldet.

Der Kirchturm Mariae Himmelfahrt: Der marode Umlauf ist schon seit geraumer Zeit gesperrt.
Der Kirchturm Mariae Himmelfahrt: Der marode Umlauf ist schon seit geraumer Zeit gesperrt. © Herold

Das Problem: Der moderne, vor gerade einmal 56 Jahren geweihte Bau an der Schönlinder Straße steht unter Denkmalschutz, weshalb auch in aufwendiger Prozedur ein spezieller Sanierungsbeton aufgebracht werden müsse. „Es sind staatliche Kriterien, die uns da die Hände fesseln“, kritisiert Englert.

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Erst an nächster Stelle der Sanierungsliste kommt nun die Stadtpfarrkirche. Zwar gebe es mittlerweile ein positives Schwingungsgutachten. Aber der marode Glockenstuhl aus Stahl müsse in jedem Fall ersetzt werden, sonst könnten die bronzenen Glocken – sechs neue, zwei alte – nicht aufgehängt werden. „Wir werden noch einmal in Augsburg vorstellig werden, ob die Planung beschleunigt werden kann“, so Englert.

Aber auch da geht es ums Geld: Die Diözese beteilige sich mit 60 Prozent, 40 Prozent müsse die Kirchenstiftung aufbringen. Er schätzt, dass die Kosten sicherlich eine Million Euro betragen werden. Gemeinsam mit Marxer appelliert er an die Stadt, sich finanziell an der Sanierung ihres Wahrzeichens zu beteiligen. „Es muss doch auch ein kulturelles Interesse geben, das zu erhalten“, so Marxer. Auch mit Blick auf die vielen Kirchenaustritte werde man darüber diskutieren müssen, was mit Gebäuden passiere, die man nicht mehr bespiele. Marxer: „Wir brauchen keinen Raum. Die Kirche von morgen braucht kein Steingebäude, um sich zu manifestieren.“

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

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