Küssende Liebesbäume zwischen Unterspann und Gelting
Werner Resch ist 70 und war Profifotograf. Er fotografiert einmal im Monat dasselbe Motiv bei Gelting. Warum eigentlich?
Gelting - Einen „Liebesbaum“ kennt die Botanik nicht. Werner Resch ist das wurscht. Er hat zwei ganz nah nebeneinander befindliche Bäume einfach mal so genannt. Entdeckt hat er sie für sich vor gut zwei Jahren auf der Anhöhe zwischen Gelting und Unterspann, also auf dem sogenannten Probstberg. Unter den beiden Baum, einer Kastanie und einer Hainbuche, steht ein Feldkreuz. „Vielleicht ein Kraftort, ein magischer Ort, jedenfalls hat man von dort einen wundervollen Blick bis nach München“, sagt der 70-Jährige. Und manchmal sogar bis zur Zugspitze.
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Liebesbaum passt irgendwie. Die Biologie kennt einen ähnlichen Begriff, die „kissing trees“. Gemeint sind damit zwei Bäume unterschiedlicher Art, deren Rinden sich berühren und bei flüchtiger Betrachtung zusammengewachsen scheinen zu einem großen Baum.
Zwei Bäume, die sich wie ein Liebespaar berühren
Diese küssenden Bäume haben es ihm angetan. Sie wachsen, sagt er, im Gleichklang und je nach Belaubung zusammen und scheinen eine gewisse Herzform anzustreben. Sie stehen wohl schon seit 80 Jahren dort, hat er recherchiert. Gepflanzt wahrscheinlich 1944 durch die Probstbauern Josef und Therese Huber, Besitzer des traditionsreichen, 1327 erstmals urkundlich erwähnten Probsthofes zu Unterspann, wie ihm Heimatforscher Willy Kneißl einst berichtete. Und der weiß auch: „Ein Vorgängerkreuz hat hier schon seit 1900 gestanden“.
Seit Januar 2022 besucht Resch die Örtlichkeit regelmäßig. Mindestens aber einmal im Monat. Dann positioniert er sich exakt immer an der gleichen Stelle und macht Fotos. Einmal im Monat. So ist inzwischen eine stattliche Serie von Bildern entstanden, die die küssenden Bäume in ihrer jahreszeitlichen Entwicklung und in ihrer Entwicklung überhaupt in den Fokus rücken. Für den Liebensbaum hat Resch eigens einen Instagram Account eingerichtet, jeden Monat postet er ein aktuelles Bild. Im Internet ist das Ganze unter www.resch-foto.de/fotoprojekte/liebesbaum-pliening/ zu betrachten.
Zurzeit nimmt der Geltinger an der laufenden Kunstaktion ART BREAK im Langbau der alten Mittelschule in Markt Schwaben teil. Dort wurde ihm ein ehemaliges Klassenzimmer zur Verfügung gestellt, in dem er eine Auswahl von Aufnahmen seiner küssenden Bäume einem interessierten Publikum vorstellt. Vorerst ist die Aktion in der Marktgemeinde noch bis zum Sonntag zu besuchen; und dann wieder am kommenden Donnerstag bis einschließlich 22. September.
Der Geltinger bereitet parallel dazu zurzeit einen Jahreskalender für 2025 vor, der noch heuer in den Verkauf kommen soll. Das Motiv: Natürlich das botanische Liebespaar zwischen Gelting und Unterspann. Wann und wo dieser Kalender erworben werden kann, teilt die EZ noch mit, wenn es so weit ist. Resch hat jedenfalls versprochen, die Heimatzeitung entsprechend zu informieren.
Meine news
Begeistert von der Industriearchitektur des Kohlenpotts
Werner Resch, inzwischen Rentner, war einst Profifotograf. Hatte sich einst spezialisiert auf Industrie- und Architekturfotografie. Und war in diesem Zuge oft im Ruhrgebiet. Zeche Zollverein in Essen mit der benachbarten Kokerei oder der Landschaftspark in Duisburg-Nord sind dem gebürtigen Münchner keine unbekannten Fotomotive. Der Geltinger schwärmt sogar davon. Erzählt von nicht nur zweckmäßigen Gebäuden an Rhein und Ruhr, sondern auch solchen, die zugleich schön waren (und oft sogar noch sind). Ja geradezu ästhetisch. In München, fügt er an, suche man solche Motive leider vergebens. Industriearchitektur sei hierzulande eher einfallslos und beliebig. Wie gut, dass es die Landschaft zwischen Gelting und Unterspann gibt.