Nach Hisbollah-Angriff auf Israel: Iran droht weiter mit Vergeltung
Am Sonntag kam es zum angekündigten Vergeltungsschlag der Hisbollah gegen Israel. Aber die Rache des Iran lässt weiterhin auf sich warten.
Tel Aviv – Nach der Tötung des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr Ende Juli drohte die Hisbollah-Miliz mit Rache. „Unsere Vergeltung wird kommen“, hatte Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah in einer Videobotschaft, die eine Woche nach dem tödlichen Anschlag auf seinen Kommandeur Schukr, ausgestrahlt wurde, angekündigt. Wochenlang schürte die Drohung Ängste vor einem größeren regionalen Konflikt. Das Hinauszögern der Rache war laut Nasrallah „Teil der Strafe und Teil des Kampfes“. Sonntagmorgen (25. August) war es dann so weit.
Etwa 40 israelische Präventivschläge auf Stellungen der libanesischen Hisbollah-Miliz meldete die Times of Israel am Sonntagmorgen. Daraufhin verhängte Israel einen 48-stündigen landesweiten Ausnahmezustand. Zwischen 5:30 Uhr uns 6:15 Uhr Ortszeit berichteten israelische Medien über den Abschuss von etwa 200 Raketen vom Libanon in den Norden Israels. Damit begann laut Hisbollah der lang angekündigte Vergeltungsschlag.
Angriff auf Israel: „Erste Phase“ sei abgeschlossen
So schnell der Angriff begann, so schnell war er wieder vorbei. Die Hisbollah-Miliz hatte kurz nach dem Abfeuern der Raketen den Vergeltungsangriff für beendet erklärt. Die „erste Phase“ sei damit abgeschlossen. Eine militärische Eskalation will die Hisbollah scheinbar vermeiden. Der Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte, Nadav Shoshani, sagte gegenüber NBC News, dass die Präventivschläge Israels den Angriff der Hisbollah verhaltener wirken ließen.
In einer Ansprache an die libanesische Zivilbevölkerung am Sonntag sagte Nasrallah, die Gruppe habe ihre Reaktion verzögert, um die Fortsetzung der Verhandlungen zu ermöglichen, und habe nicht die Absicht, zivile Infrastruktur ins Visier zu nehmen. Nasrallah warnte jedoch davor, dass man sich das Recht vorbehalte, zu reagieren, wenn die Ergebnisse der Operation am Sonntag „nicht ausreichen“ würden. Ein Verweis auf die aktuellen Verhandlungen zwischen Hamas und Israel in Kairo.

Neben Hisbollah-Angriff: Warten auf den angekündigten Angriff des Iran
Eine Entspannung der aktuellen Lage im Nahen Osten ist auch nach dem Vergeltungsschlag der Hisbollah nicht sicher. Der Iran hatte nach der Tötung des Hamas-Chefs Ismail Hanija und Hisbollah-Kommandeur Schukr mit Vergeltung gedroht. Ajatollah Ali Chamenei, der oberste Führer des Iran, kündigte Ende Juli auf seiner Website eine „harte Bestrafung“ gegen das „kriminelle zionistische Regime (Israel)“ an. Auch von dieser Seite wartet Israel bis heute auf einen Angriff.
Nach der Hisbollah-Offensive bekräftigte Teheran sein eigenes Versprechen einer „endgültigen“ Vergeltung gegen Israel und lobte die Angriffe der Hisbollah als Erfolg. Der neue Außenminister des Iran, Abbas Araghchi, betonte am späten Sonntag, dass die angekündigte Reaktion des Iran „endgültig“ sei. „Trotz der umfassenden Unterstützung von Staaten, wie den Vereinigten Staaten konnte Israel den Zeitpunkt und Ort einer begrenzten und kontrollierten Reaktion des Widerstands nicht vorhersagen“, schrieb der Sprecher des Außenministeriums Nasser Kanaani auf X.
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Nasrallah äußerte sich zufrieden über den Beschuss der israelischen Militär- und Geheimdiensteinrichtungen. Ob es zu einer „zweiten Phase“ des Angriffs der Hisbollah kommt, bleibt abzuwarten. Ebenso unklar ist wie, wann und wo der Iran zuschlagen wird. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu warnte jedoch zu Beginn einer Kabinettssitzung in Tel Aviv, dass die Feindseligkeiten am Sonntag „nicht das Ende“ seien. (lw)