„Wurden gezwungen“: Putin schickt Nawalny-Anhänger in den Ukraine-Krieg

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Die russische Polizei nahm Hunderte fest, die öffentlich um Nawalny trauerten. Seine Unterstützer müssen nun zum Militär – unfreiwillig.

St. Petersburg – Nach dem Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny versammelten sich unter anderem in St. Petersburg Menschen für Kundgebungen. Das Putin-Regime reagierte mit Verhaftungen – und Vorladungen zum Militärdienst im Ukraine-Krieg.

Kundgebungen: Festgenommene sollen Militärdienst antreten

Die Demonstranten seien in die provisorische Haftanstalt „Moskowski 95“ in St. Petersburg gebracht worden. Nach Entlassung sei für viele das eingetreten, das schlimmer als eine Inhaftierung ist: Kämpfen in der Ukraine – und das unfreiwillig. Das berichtete das Putin-kritische Nachrichtenportal RusNews.

Die Zustellung der Vorladungen sei von drei unabhängigen Quellen bestätigt worden. Menschen in Zivil hätten die Nawalny-Unterstützer aufgesucht, sich nicht vorgestellt und eine Vorladung für den Militärdienst abgegeben. „Die Jungs wurden gezwungen, zu unterschreiben“, erzählte die Frau eines der Inhaftierten dem Nachrichtenportal. Auch Menschen, die nur Blumen vor der Haftanstalt abgelegt haben, sollen verhaftet worden sein und eine Vorladung erhalten haben.

Verhaftungen bei Kundgebungen für Nawalny.
Russische Polizisten nahmen Hunderte bei Kundgebungen für Nawalny fest. © IMAGO/Andrei Bok / SOPA Images

„Finger brechen“: Nawalny-Anhänger werden gezwungen zu Kämpfen

Ein anderer junger Mann sei am Dienstag (20. Februar) aus der provisorischen Haftanstalt entlassen worden – doch erleichtert sei er nicht gewesen. Denn: „Zwei Stunden vor der Entlassung wurden wir in einen Raum gebracht, in dem einige Männer saßen und Vorladungen verteilten. Sie sagten, wenn wir nicht unterschreiben, würden sie uns die Finger brechen“, schilderte er RusNews. „Sie wiederholten die ganze Zeit: ‚Na, wirst du für uns kämpfen? Wir sind so gut.‘“ Auch während des Haftaufenthalts habe eine Frau im Dienst sie immer wiederholt aufgefordert gegen die Ukraine zu kämpfen.

„In den Vorladungen heißt es, dass sich die Verhafteten innerhalb weniger Tage beim Einberufungsbüro melden müssen, um ihre Angaben zu überprüfen und sich zum Militärdienst zu melden“, berichtete Rotonda.

„Asoziales Verhalten“: Polizei verteilt Warnungen an Festgenommene

Das Nachrichtenportal berichtete auch von weiteren Methoden des Kremls, auf Kundgebungen in Russland zu reagieren. Demnach habe die russische Polizei Warnungen wegen „asozialem Verhalten“ an die Häuser der Festgenommenen gesendet. Der Menschenrechtsaktivist Dinar Idrisov habe RusNews zuvor mitgeteilt, dass sich mehrere Personen mit solchen Papieren an ihn wandten. Diese fordere insbesondere die Menschen auf, „an Wahltagen die öffentliche Ordnung nicht zu stören“, hieß es.

Hunderte Festnahmen: Russen trauern um Kreml-Kritiker Nawalny

Trotz Russlands harten Regeln bezüglich Demonstrationen trauten sich hunderte Menschen auf die Straße, um dem Kreml-Kritiker Nawalny zu gedenken. Besonders, weil weiterhin über die Todesursache spekuliert wird – und viele Putin als Verantwortlichen sehen. Trotz Räumungsaktionen und Festnahmen wurden vielerorts weiter Blumen niedergelegt, Kerzen angezündet und Bilder Nawalnys aufgestellt. Allein vergangene Woche gab es landesweit Hunderte von Festnahmen. Das Bürgerrechtsportal Ovd-Info schrieb am Samstagabend (17. Februar), dass mehr als 400 Anhänger Nawalnys in 36 Städten festgenommen worden seien, darunter auch in Moskau und St. Petersburg. Das Portal listete zugleich auch die Namen der Festgenommenen auf. (dpa/hk)

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