Der Aufschrei der Militärblogger war groß: Russische Kommandeure sollen über angebliche Erfolge in der Ukraine gelogen haben – nun wurden sie verhaftet.
Moskau – Während russische Streitkräfte im Ukraine-Krieg ihre Angriffe intensivieren, soll es intern nicht gut laufen. Berichten zufolge hat das russische Militärkommando mehrere Kommandeure verhaftet und abgesetzt, nachdem sie unzutreffende Berichte über angebliche russische Vorstöße gemacht hatten. Ausschlaggebend sollen wiederholte Aufschreie russischer Militärblogger gewesen sein.
Der russische Präsident Wladimir Putin macht Ernst, nachdem mehrere Kommandeure der 3. kombinierten Waffenarmee Russlands (CAA) über die Situation in der Nähe von Bilohoriwka im Osten der Ukraine gelogen hatten. Die US-Denkfabrik Institue for the Study of War (ISW) sprach von russischen Militärbloggern, die auf Telegram von der Entlassung und Verhaftung berichtet hatten.
Mehrere prorussische Militärblogger hätten sich demnach beschwert, dass russische Offiziere ihren Vorgesetzten falsche Berichte übermittelten und „unverständliche“ Angriffe in der Nähe von Bilohoriwka planten. Nun hätten russische Behörden den Kommandeur und den Stabschef der 3. CAA sowie den Kommandeur der 7. motorisierten Schützenbrigade verhaftet. Weitere Kommandeure seien abgesetzt worden. Die 6. und 123. motorisierte Schützenbrigade Russlands sollen geprüft werden.
Eine andere russische Quelle behauptete außerdem, dass die russischen Behörden den Kommandeur der 123. motorisierten Schützenbrigade verhaftet hätten, weil er dem russischen Militärkommando Verluste und die „reale Lage“ in Siwersk, einer Stadt in der Oblast Donezk verschwiegen habe.
„Nicht existierende Dörfer“: Russische Kommandeure schreiben Berichte über erfundene Eroberungen
Anfängliche Beschwerden von russischen Militärbloggern über falsche Berichte in der Region seien lange ignoriert worden – ein dem Kreml verbundener russischer Militärblogger sprach deswegen von einem „trägen System.“ Das russische Militärkommando habe von den Lügen erst erfahren, als Vorgesetzte Bilohoriwka aufgrund der Berichte der angeblichen russischen Besetzung die Streitkräfte besuchen wollten. Sie seien überrascht worden, denn: Die Eroberung habe nicht stattgefunden und die Dörfer seien frei erfunden.
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Laut dem Militärblogger habe es sich nicht nur um falsche Berichte an den Kreml gehandelt, Frontkommandeure seien noch weiter gegangen. Sie hätten versucht, Interviews mit russischen Kriegskorrespondenten zu inszenieren. Die Kommandeure sollen sich damit gebrüstet haben, „nicht existierende Dörfer erobert zu haben“, um die falschen Berichte zu untermauern, zitierte Newsweek den Blogger.
Ukraine-Krieg: Russland reagiert auf falsche Berichte
Das ISW berichtete, dass russische Militärblogger derzeit beunruhigt seien. Gründe seien die hohen Verluste Russlands in der Region. Laut Denkfabrik zeige veröffentlichtes geolokalisiertes Filmmaterial, dass ukrainischen Streitkräfte kürzlich verlorene Positionen im Norden von Bilohoriwka zurückerobert haben – das sei ein weiterer Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um falsche Berichte russischer Kommandeure über russische Erfolge in der Region handelte.
In der Vergangenheit habe der Kreml die Kritik prorussischer Militärblogger ernst genommen. Ob die Verhaftungen der Kommandeure eine Reaktion auf die Berichte der Blogger sind, sei laut Denkfabrik jedoch unklar. (hk)