Belgorod-Verluste für Russland: Militärblogger kritisieren Putin – „So gewinnen wir nie“

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Russlands Grenzregionen werden wegen pro-ukrainischer Partisanen zum Schauplatz des Ukraine-Konflikts. Die Kritik an Putins ‚Sanitärzone‘ wächst.

Moskau – Die Kriegsführung Wladimir Putins erreicht immer mehr die russischen Grenzgebiete. Jüngst haben russische Freiwilligencorps, die für die Ukraine kämpfen, die Grenze zur Region Belgorod überschritten. Kritische Stimmen unter den russischen Militärbloggern werden lauter: Sie sehen eine Diskrepanz zwischen den Behauptungen Moskaus und der tatsächlichen Situation in Russland.

Pro-ukrainische Truppen greifen Russland im Ukraine-Krieg an

Bereits 2022 gab es vereinzelte Angriffe auf die russische Grenzregion Belgorod im Zuge des Ukraine-Kriegs. Im letzten Jahr nahm der Beschuss der Oblast zu. Die damaligen Partisanenangriffe haben Russland laut der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) „überrascht“. Während der russischen Präsidentschaftswahl 2024 intensivierten sich die ukrainischen Angriffe auf die russische Grenzregion Ende der letzten Woche erneut. Auch pro-ukrainische Einheiten aus russischen Kämpfern griffen wieder das russische Grenzgebiet an.

Ein Symbolbild einer Explosion, daneben Wladimir Putin
Putin lässt in Russland eigene Dörfer im grenznahen Gebiet Belgorod angreifen, um sich gegen die pro-ukrainischen Partisanen-Gruppen zu wehren. © picture alliance/dpa/Ukrinform & Alexander Zemlianichenko/dpa

Am Montag räumte Wladimir Putin ein, dass die grenzüberschreitenden Angriffe andauern. Aufgrund der „tragischen Ereignisse“ schloss er die Einrichtung einer entmilitarisierten „Sanitätszone“ in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten entlang der ukrainisch-russischen Grenze nicht aus, so der russische Präsident. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Tass, dass es sich dabei um die Schaffung eines Korridors, einer Art Pufferzone, handeln solle, „sodass alle Mittel, mit denen der Feind zuschlagen könnte, außerhalb der Reichweite liegen.“

„So werden wir nie gewinnen“ – Militärblogger kritisieren Militärführung Russlands

Russische Militärblogger reagierten verärgert auf diese Entwicklungen. „Was ist mit der Sanitärzone, über die Wladimir Putin neulich sprach?“ Man war sich einig, „dass die Grenze dieser Zone am besten entlang der Westgrenze der Ukraine verlaufen sollte“, so der Rechtsextremist Igor Skurlatow. „Aber nein. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow entschied, dass sie durch Belgorod verlaufen würde. Interessante Wende. So werden wir nie gewinnen!“

Das ISW analysiert, dass Putins Darstellung der entmilitarisierten Zone subtiler sei als Medwedews direkter Aufruf zur totalen Vernichtung des ukrainischen Staates, aber immer noch deckungsgleich mit den Zielen, die Medwedew in seinem Sieben-Punkte-„Friedensplan“ genannt hatte. Russische Quellen spekulieren, dass Putin seine Strategie geändert haben könnte. Die „Sanitärzone“ könnte womöglich auf weitere Regionen ausgeweitet werden. Die russische Armee wolle zwar weiterhin ihre Kontrolle über ukrainische Gebiete ausdehnen. „Gleichzeitig werden diese Gebiete selbst nicht Teil Russlands sein und von der lokalen prorussischen Regierung regiert.“

Spielt Russlands Regierung die Gefahr durch Partisanen herunter?

Der Regionalgouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, berichtete zuletzt von „massivem Beschuss“ mit Toten und Verletzten. In mehreren Ortschaften im Grenzgebiet sollen nun Kontrollpunkte eingerichtet und Schulen vorübergehend geschlossen werden. Zudem kündigte Gladkow die Evakuierung von rund 9000 Kindern aus der Region an. Schon im vergangenen Jahr hatte es Evakuierungen in der Region Belgorod gegeben. Am Mittwoch behauptete das russische Verteidigungsministerium, dass die Intensität der Angriffe auf Belgorod und Kursk abnehme. Man habe die russischen Freiwilligencorps vollständig aus Kozinka verdrängt, hieß es.

Doch russische Militärblogger sehen die Situation anders: „In der Realität gehen die feindlichen Angriffe nicht nur weiter, sondern zwingen uns sogar dazu, Menschen aus Grenzregionen ins Landesinnere zu evakuieren“, so der Blogger Pyatiletka. „Eine solche Diskrepanz zwischen den vom Staatschef skizzierten Ansätzen […] und den Realitäten in einigen Gebieten des ‚alten‘ Russlands, vor allem im Zusammenhang mit der ersten aufgezeichneten Massenevakuierung der Bevölkerung von dort, hat in unserer patriotischen Gemeinschaft berechtigte Empörung hervorgerufen.“

Verteidigungsminister ändert Lagebericht – Putins Regierung besorgt?

Der russische Politologe Michail Winogradow wies ebenfalls auf Widersprüche hin: „Es gibt einen gewissen Kontrast zwischen den Nachrichten über die ‚angemessene Vernichtung‘ des Feindes bei der Annäherung an die Grenze und den Einreisebeschränkungen […].“ Der Ultranationalist Skurlatow äußerte die Hoffnung, „dass die Evakuierung der Bewohner von Belgorod eine vorübergehende Maßnahme sein wird“.

Es gibt jedoch Anzeichen, die auf das Gegenteil hindeuten: Das russische Verteidigungsministerium hatte in seinem täglichen Lagebericht kürzlich einen Abschnitt hinzugefügt, in dem die „Richtung Belgorod“ beschrieben wird. Das deutet laut ISW darauf hin, dass man im Ministerium besorgt sei, wie lange diese grenzüberschreitenden Angriffe noch andauern werden. (bme)

Redakteurin Bettina Menzel hat diesen Artikel verfasst und anschließend zur Optimierung nach eigenem Ermessen in ein KI-Sprachmodell eingesetzt. Alle Informationen wurden sorgfältig überprüft. Hier erfahren Sie mehr über unsere KI-Prinzipien.

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