Günstige Miete für alle Altersklassen: Ein besonderes Projekt startet in Wolfratshausen
Das Mehrgenerationenhaus an der Sauerlacher Straße ist bald fertig. Im März ziehen die ersten Mieter ein. Ein Rundgang zeigt einige Besonderheiten.
Wolfratshausen – Es ist nicht nur ein Wohnbauprojekt, das sich Bürgermeister und Verwaltungsmitarbeiter da ansehen. Es ist ein Mehrgenerationenhaus, ein Neubau, ein saniertes Denkmal, ein Gemeinschaftsmodell und ja, auch ein Wohnbauprojekt mit 24 bereits vermieteten Einheiten. Die Bewohner werden am 1. März in ihr neues Heim am Hammerschmiedweg 16 und der Sauerlacher Straße 15 ziehen. Dort hat die Maro-Genossenschaft das Mehrgenerationenhaus fast fertiggestellt. Bei einem Rundgang zeigt Projektleiter Ralf Schmid die Besonderheiten des Neubaus in prominenter Innenstadt-Lage.
Günstige Miete vor den Toren Münchens: Ein besonderes Projekt startet in Wolfratshausen
Im Erdgeschoss öffnet Schmid die Tür zu einem Saal, der in einem normalen Wohnblock nicht zu finden ist: Ein Gemeinschaftsraum, zu dem jeder Bewohner einen Zugang hat. Auf den 80 Quadratmetern, die vom Sonnenlicht, das über die Mauer fällt, an diesem Vormittag gut beleuchtet sind, haben die Nutzer ziemlich viel Freiraum – vor allem bei der Gestaltung ihrer Zeit: „Hier können Kinder zusammen Hausaufgaben machen, die Nachbarn brunchen, sich Freunde zum Fußballschauen treffen oder Mieter mit Gästen ihren Geburtstag feiern“, sagt Schmid. Wie bei allen Gemeinschaftsflächen des Bauwerks entscheiden die Bewohner gemeinsam, wie der Raum gestaltet wird. Unter anderem deshalb treffen sich die Mieter bereits seit über einem Jahr zu monatlichen Besprechungen, um die künftige Nachbarschaft und das Zusammenleben zu planen.

Großteil der Wohnungen ist sozial gefördert: Genossenschaft hat in Wolfratshausen gebaut
In den Wohnungen selbst haben sie freie Gestaltungsmöglichkeiten. Für verschiedene Wohnmodelle hat die Maro vorgesorgt. „Für Singlehaushalte, Familien und Paare gibt es passende Wohnungen“, sagt Schmid, bevor er eine Vier-Zimmer-Wohnung im ersten Stock öffnet. Er steht im Außenflur, von dem aus er in den Bergwald blicken, die Kapelle und die Serpentinen nach Icking sehen kann. Er klappt eine Holzbank aus, die neben der Wohnungstür in die Wand integriert wurde, von der aus man den Panoramablick genießen könnte.
Ausblick bietet die 90-Quadratmeter-Wohnung auch auf der anderen Gebäudeseite: Von einer Loggia aus sehen die künftigen Mieter in Richtung Farchet. Daneben wird die Küche angesteckt und wohl ein Essbereich eingebunden. Die Wohnung ist einkommensorientiert gefördert – sprich: eine Sozialwohnung. 15 von 24 Wohnungen sind gefördert. „Wir haben die gleichen Standards bei all unseren Wohnungen“, sagt Schmid. Bei den Förderwohnungen wurde nicht an Qualität gespart. Die Fensterfront in Richtung Sauerlacher Straße ist bemerkenswert schalldicht: Durch die zweifache Doppelverglasung hört man das Verkehrsrauschen der viel befahrenen Kreuzung nicht.
Lärm der Sauerlacher Straße: Mauer tut ihren Dienst
Das ist von einem Balkon der Maisonette-Wohnung deutlich lauter vernehmbar. Schmid muss seine Stimme heben, wenn er erklärt, was in dem Garten darunter passieren soll. Dort werden zwei Bäume und ein paar Sträucher gepflanzt. Der Platz steht dann allen Bewohnern zur Verfügung. „Das ist Teil des Wohnkonzepts“, sagt Schmid. Und der Grund für den Bau der Mauer zum Kreuzungsbereich. Über diese Maßnahme war im Vorfeld heftig gestritten worden. Die Aufregung hat sich längst gelegt. „Mich haben sehr lange keine Beschwerden mehr erreicht“, sagte Schmid vor einigen Tagen über den Lärmschutz. Heute steht er zwischen Neubau und Mauer, blickt auf das denkmalgeschützte alte Krankenhaus und die 3,50-Meter-Schutzmauer daneben. In ihr sind kleine Löcher in regelmäßigem Abstand eingelassen. Darin sind Öllampen, die bei den Bauarbeiten im Denkmal gefunden wurden. „Die stammen aus der Bauzeit des Krankenhauses“, erklärt Schmid. Die rund 200 Jahre alten Lämpchen wollte die Maro nicht ungenutzt lassen – und verbaute sie in der Mauer.
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Altes Krankenhaus aus dem Jahr 1820: „Damals war es sehr modern“
Das Krankenhaus stammt aus dem Jahr 1820. „Damals war es ein sehr moderner Bau“, sagt Schmid. Heute freuen sich die Besucher des Gebäudes über die historischen Fensterläden, die frisch lackiert wieder eingebaut werden. Und sie schmunzeln über die nach heutigen Verhältnissen engen Türrahmen, die ebenfalls aus der Bauzeit stammen. Einige Verwaltungsmitarbeiter fotografieren in einem der beiden Büroräume ein Wandfresko. Das wurde von der Maro nicht überpinselt. Schmid: „Es gibt dem Raum einen ganz eigenen Charme.“ Eines der beiden Büros ist noch verfügbar. Für das Zweite gibt es bereits einen Mieter, eine Consulting-Firma. Der ursprüngliche Plan, die neuen Gewerbeeinheiten für einen sozialen Zweck zu nutzen, haben sich wie berichtet zerschlagen.
Über den Büros sind weitere Wohnungen eingerichtet. „Wenn man weiß, wie die vorher ausgesehen haben, staunt man“, sagt Bürgermeister Klaus Heilinglechner während des Rundgangs. Nur an ein paar wenigen Stellen knarzen 200 Jahre alte Dielen, sonst wirken die Räume modern mit historischen Noten. „Alles, was wir hier getan haben, ist mit dem Denkmalamt abgestimmt“, erklärt Projektleiter Schmid. Die Behörde war aber durchaus kulant – und erlaubte beispielsweise zwei kleine Balkone am alten Haus.
Carsharing-Konzept bei Wohnbau-Projekt: Zwei Autos für alle und einige Lastenräder
Wie alt das Gebäude ist, in dem sich die Besucher befinden, wird im Speicher mit alten Holzleitern unter die Dachgaube und beim Abgang in die Tiefgarage besonders deutlich: Die Wände offenbaren alte Backsteine. „Wir haben vieles so gelassen.“ Die Tiefgarage ist neu. Dafür musste ein Durchbruch im Krankenhauskeller vorgenommen werden. 22 Bewohnerautos können dort stehen, dazu zwei Carsharing-Autos und einige Lastenräder, die die Ohlstädter Genossenschaft zum Leihen anbieten wird. Mit Rädern und Sharing-Autos hat die Genossenschaft ein modernes Mobilitätskonzept aufgelegt – nicht ganz uneigennützig: „Durch die Leihautos und die Lastenräder müssen wir nur noch genau so viele Tiefgaragenplätze vorhalten, wie baulich funktioniert haben.“ Wären mehr Plätze gefordert gewesen, wäre der ganze Bau deutlich teurer geworden – und dadurch die Miete für die Bewohner rasant gestiegen. Dass die Parkplätze reichen, daran hat Schmid keinen Zweifel: „Wir haben in unseren Mehrgenerationenhäusern einen Schnitt von etwa 0,9 Autos pro Wohneinheit.“

Bürgermeister Heilinglechner lobt Neubauprojekt für alle Generationen
Bürgermeister Klaus Heilinglechner lobt die Maro-Genossenschaft für die Umsetzung. „Was mir an dem Projekt besonders gefällt, von Anfang an schon, ist das Gemeinschaftliche.“ Die Bewohner würden „nicht einfach nur nebeneinander wohnen“. Der Bau „ist sehr schön geworden“, der Spagat zwischen Moderne und Historie im alten Krankenhaus „sehr beeindruckend“.
Am Donnerstag, 15. Februar, findet um 15.30 Uhr ein etwa 90-minütiger Rundgang für Interessierte statt. Wer sich das Gebäude ansehen möchte, meldet sich vorher an – per E-Mail an die Adresse m.matejkova@maro-genossenschaft.de
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