Zeitdruck bei den Fahrten: Änderung für fünf Stadtbus-Haltestellen

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Der Schongauer Stadtbus an seiner Haltestelle am Rathaus. Weil die Taktung des Fahrplans so knapp ist, gibt es demnächst Fahrplanänderungen im Forchet. © Elke Robert

Beim Schongauer Stadtbus ändert sich der Fahrplan. Fünf Haltestellen sollen nur noch stündlich angefahren werden. Der Stadtrat stimmte zu, aber nicht ohne Vorbehalt.

Schongau - Für die Fahrer des Schongauer Stadtbusses muss sich etwas ändern. Dies wurde in der jüngsten Stadtratssitzung deutlich. Simon Greinwald von der Enzian Bustouristik GmbH im Industriegebiet im Schongauer Westen hatte den Antrag an die Stadt gestellt, den Fahrplan zu ändern. Hintergrund: Die Fahrer kommen durch die knappe Taktung und die gleichzeitig längere Haltezeit an den einzelnen Stationen arg in Bedrängnis. Ohnehin gibt es nur eine einzige Pause je Runde, am Bahnhof einen Halt für sechs Minuten.

Dieser reiche aber, weil das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste länger dauert oder es vorher schon eine kleine Verspätung auf der Runde gab, oftmals nicht aus, dass sich die Fahrer mal kurz die Beine vertreten oder eine Toilette aufsuchen kann, lautete die Erklärung für die Stadtratsmitglieder. Unter Umständen führe die enge Taktung auch dazu, dass der Bus den Bahnhof nicht rechtzeitig erreicht.

Haltestellen nur noch stündlich anfahren

Greinwald habe sich Gedanken gemacht, wie man einen Zeitpuffer einbauen könne und beantragte, nach dem Berufsverkehr bei den Haltestellen im Forchet zu kürzen. Im Detail: Ab etwa 8.40 Uhr sollen die fünf Haltestellen Zugspitzstraße/Schnaidbergweg, Säulingstraße/Zugspitzstraße, Säulingstraße/Lerchenstraße, Martina-Hoerbiger-Straße und Im Forchet/Amselstraße nicht mehr halbstündlich angefahren werden wie bisher, sondern nur bei jeder zweiten Runde des Stadtbusses, also jede Stunde. Stattdessen soll es künftig eine Haltestelle auf der Marktoberdorfer Straße hinter dem Kreisverkehr beim Netto geben.

„Ich werde nicht zustimmen, das Forchet wird beim Halbstunden-Takt völlig abgekoppelt“, machte Hans Rehbehn (CSU) deutlich. Auch in anderen Stadtteilen lägen Haltestellen ganz nah beieinander. Außerdem könne man eventuell einen Schnitt machen und zur Mittagszeit insgesamt auf einen Stundentakt gehen“, so der Vorschlag Rehbehns. „Das wäre aber eine starke Verschlechterung für alle Fahrgäste“, gab Bürgermeister Falk Sluyterman zu bedenken. Insgesamt gehe es nicht um die Ruhezeiten der Fahrer, sondern um den großen Zeitdruck bei den einzelnen Fahrten, den man nehmen wolle.

Busfahren sei nervliche Belastung, erst recht, wenn man keine kurze Pause dazwischen habe

„Natürlich ist es misslich, dass ein Stadtgebiet dann nur noch mit einer Haltestelle angeschlossen ist, aber es geht um den zeitlichen Gewinn und der Parkdruck in Schongau-West ist sehr hoch“, erläuterte Schongaus Geschäftsleiterin Bettina Schade. Durch das Weglassen von fünf anderen Haltestellen könne das Busunternehmen nicht so viel Zeit einsparen wie im Forchet. Auch sei es keine komplette Abkoppelung des Forchets, ergänzte Sluyterman, es gehe nur um den Halbstundentakt für diese fünf Haltestellen. Der Vorschlag der Enzian Bustouristik sei auch mit dem Verkehrsplaner der Stadt abgesprochen, der den Vorschlag ebenfalls unterstützen würde, ergänzte Stadtbaumeister Sebastian Dietrich.

Diese auf jeder zweiten Fahrt leicht veränderte Route soll den Fahrern des Stadtbusses drei Minuten einbringen, rechnete Greinwald auf Anfrage der Schongauer Nachrichten vor. Damit bleiben rechnerisch und ohne Verspätung auf jeder zweiten Fahrt am Bahnhof neun statt bisher sechs Minuten Zeit für eine kurze Verschnaufspause für den Fahrer. „Fahrer sind Mangelware“, so Greinwald, der selbst in Vollzeit im Einsatz ist und die Problematik gut kennt. Neben ihm fahren weitere vier Fahrer in Vollzeit und vier Aushilfsfahrer in Teilzeit. Das Busfahren sei durchaus auch eine nervliche Belastung, erst recht, wenn man keine kurze Pause dazwischen habe, sondern vier Stunden am Stück fahren müsse, „ohne einmal aufzustehen, geschweige denn aufs Klo zu gehen“, so Greinwald. So hatte er es auch im Stadtrat erläutert, wo ihm Rederecht eingeräumt worden war.

„Eigentlich wollen wir die Stadtbuslinien eher erweitern als einschränken“

Tobias Fuhrmann (SPD) bedauerte in der Sitzung die Einschränkung. „Ich finde das sehr schade, eigentlich wollen wir die Stadtbuslinien eher erweitern als einschränken“, verwies er darauf, dass man sich eine dritte Runde wünscht, die das Plantsch und den Lido anbinden. Auch in München würden die Linien ausgedünnt, so der Hinweis eines Enzian-Fahrers. „Wenn die Bedingungen nicht stimmen, gehen Sie dorthin, wo es besser passt“, machte er deutlich. Bürgermeister Sluyterman wollte interne Abläufe nicht weiter vertiefen, machte aber deutlich: „Es ist kein reines Wunschkonzert, wir müssen sehen, dass das System insgesamt weiterläuft – wir wollen ja, dass der Stadtbus auch in den nächsten Jahren fährt.“

Er verwies auf die Fahrgasterhebung, die vor rund einem Monat gemacht worden sein, diese fünf Haltestellen im Forchet würden wirklich am wenigsten frequentiert. „Es ist sicher nicht schön für diejenigen, die es betrifft, aber wenn wir das Gesamtsystem stützen wollen, kommen wir nicht daran vorbei“, so das klare Votum des Bürgermeisters für die Änderung. Diese wurden dann gegen vier Stimmen beschlossen.

Wann die Umsetzung erfolgt, konnte Greinwald aber auf SN-Nachfrage noch nicht sagen. Zuvor müsse die Regierung von Oberbayern zustimmen, die sich wiederum erst ein Okay von der Verkehrsbehörde im Landratsamt holen werde. Angesprochen auf den in der gleichen Sitzung beschlossenen MVV-Beitritt, hielt sich Greinwald mit einer Prognose, ob dies Verbesserungen bringen könnte, zurück: „Ich lasse mich überraschen.“ Technisch seien die Busse darauf vorbereitet.

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