Von Null auf 200 000: FT lässt Hochwasser anhand von Zahlen Revue passieren
Sie sind beeindruckend und erschreckend zugleich: die Zahlen, die das Ausmaß des Hochwassers im Landkreis Freising beschreiben. Von null bis 200.000.
Vor zwei Wochen hat das Extrem-Hochwasser den Katastrophenfall im Landkreis Freising ausgelöst. Und auch wenn die Folgen des Jahrtausend-Hochwassers (in Hohenkammer) die betroffenen Gebiete im Landkreis Freising noch monatelang beschäftigen werden, ist es Zeit, eine erste Rettungsbilanz zu ziehen – ein Resümee in Zahlen von null bis 200 000.
0 Tote hat das Hochwasser im Landkreis Freising gefordert. Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigt der Blick über den Tellerrand des Landkreises hinaus. Mindestens sechs Menschen starben in Folge des Hochwassers, einer davon im Nachbarlandkreis Pfaffenhofen, wo auf tragische Weise ein Feuerwehrmann ums Leben kam. Der 42-Jährige kenterte bei einem Rettungseinsatz mit dem Boot, wurde von den Fluten mitgerissen und kurz darauf tot geborgen.
1 Baby haben die Einsatzkräfte der Wasserwacht mit einem Boot aus dem überfluteten Wohnbereich in Hohenkammer gerettet – samt Familie, die allein nicht mehr aus dem Haus gekommen wäre.
2 Personen wurden von der Polizei am Mittwoch, 5. Juni, wegen Plünderei festgenommen. Sie waren in ein Haus eingedrungen und hatten dort eine Uhr gestohlen. Freisings Vize-Polizeichef fand klare Worte: „Dieses Verhalten ist mehr als verwerflich. Hier wird eine Notlage gezielt ausgenutzt, um sich persönlich zu bereichern.“
4 Betreuungsstellen für evakuierte Menschen wurden vom BRK und den Johannitern betrieben – in Aiterbach, Hohenkammer, Allershausen und Moosburg.
5 Kreisstraßen hat das Landratsamt Freising wegen der Hochwasser-Situation sperren müssen. Hinzu kamen drei Staatsstraßen, die ebenfalls aufgrund von Überflutungen zeitweilig nicht befahren werden konnten und daher wortwörtlich aus dem Verkehr gezogen wurden.
10 Minuten – mehr brauchte das Glonn-Hochwasser nicht, um große Teile von Hohenkammer zu fluten. Bürgermeister Mario Berti, der zeitweilig wegen der Flut selbst im Haus eingesperrt war, berichtete: „Das Wasser kam mit Schwung. Es war beängstigend.“

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32 Bewohner des Seniorenheims in Allershausen erlebten mit dem Hochwasser aufregende Stunden. Zunächst waren die Betreuten, die im Erdgeschoß stationiert waren, in den ersten Stock gebracht worden. Doch weil in der Gemeinde zusätzlich der Strom ausfiel und damit unter anderem wichtige medizinische Geräte nicht mehr betrieben werden konnten, mussten sie evakuiert werden. Wobei: „Die Senioren haben das teilweise als Ausflug gesehen, weil sie so gut betreut wurden“, berichtete Hubert Böck vom BRK. Eine Dame habe in dem Heim, in dem die Senioren ersatzweise untergebracht wurden, sogar ein Doppelzimmer für sich und ihren 90-jährigen Freund bestellt.
70 Container, prallgefüllt mit vom Hochwasser ruinierten Mobiliar, wurden allein an einem Abend aus Allershausen weggefahren.
108 Stunden im Dauereinsatz waren die Rettungs- und Hilfskräfte von Samstag, 1. Juni, bis Mittwoch, 5. Juni. Das entspricht umgerechnet 4,5 Tagen, in denen ununterbrochen Maßnahmen geleistet wurden.

200 Personen wurden aufgrund des Hochwassers evakuiert, viele davon mit dem Boot, weil andere Fahrzeuge nicht mehr zu den Häusern vordringen konnten. Allein 59 Personen wurden in Hohenkammer in Sicherheit gebracht.
399 Zentimeter erreichte die Amper am Montag, 3. Juni, um 11 Uhr bei Inkofen. Es war nicht nur der höchste Pegel im Zuge des Hochwassers an diesem Messpunkt, sondern ein „Allzeithoch“, wie es im Fachjargon heißt.
1000-jährliches Hochwasser – diese Bezeichnung fand Florian Hinz vom Wasserwirtschaftsamt für die Pegelwerte, die in der Nacht zum 2. Juni in Hohenkammer gemessen wurden. Der höchste gemessene Wert der Glonn datiert vom 2. Juni, 7 Uhr: 387 Zentimeter Höhe. Zum Vergleich: Am Freitag der aktuellen Woche lag der Pegel der Glonn bei gerade mal 54 Zentimeter.
3000 Anrufe sind bei der Integrierten Rettungsleitstelle eingegangen, die mit Hochwasser-Alarmierungen in Verbindung standen. Weil die Zentrale in Erding das allein nicht mehr bewältigen konnte, wurde zusätzlich die Katastropheneinsatzzentrale in Freising in Betrieb genommen.

3100 warme Mahlzeiten haben fleißige Köchinnen und Köche vom BRK für Einsatzkräfte und Betroffene bereitgestellt. Dazu kamen 1800 kalte Mahlzeiten und zahlreiche Getränke.
4000 Einsatzkräfte waren über die fünf Tage im Einsatz von Rettungsdienst, Feuerwehr und THW.
5000 Euro an Soforthilfe können Privathaushalte, die Opfer des Hochwassers geworden sind, maximal vom Freistaat Bayern erhalten. Bei Ölschäden an Wohngebäuden bis zu 10 000 Euro.
60.000 Liter Wasser pro Minute haben die Hochleistungspumpen am Amperüberleitungskanal auf Höhe des Moosburger Flugplatzes „Auf der Kippe“ in die Isar gepumpt. So gelang es, den Druck auf das Grundwasser zu mindern und Keller im Wohngebiet Bonau zu schützen.
130.000 Kubikmeter Öl-Wassergemisch mussten in Allershausen und Hohenkammer entfernt werden, nachdem in etlichen Kellern Öltanks ausgelaufen waren. Die Massen wurden per Saugwagen wegtransportiert, Öl und Wasser in einer Zentrifuge separiert.
200.000 Sandsäcke wurden befüllt, um sich gegen die Fluten zu stemmen und Deiche zu verteidigen. Dafür wurden an vier Abfüllorten 750 Tonnen Sand eingesetzt, die Anlagen liefen Tag und Nacht. Andreas Binner vom THW dazu: „Stell dir vor, wir müssten das von Hand machen.“