Wertschätzung des Geistes und der Seele: Was den „Raum der Stille“ im Klinikum Freising so einzigartig macht
Mit dem neuen „Raum der Stille“ stellt das Klinikum Freising ab sofort einen Rückzugsort im 7. Stock zur Verfügung. Ihn können nicht nur Patienten nutzen.
Freising – „Dieser Ort ist auch ein Symbol der Wertschätzung des menschlichen Geistes und der Seele“, betonte die Geschäftsführerin des Klinikums Freising, Maren Kreuzer, bei der Einweihung des ganz besonderen Raums nahe der Krankenhaus-Kapelle am Dienstag. Das Besondere: Der Raum zur inneren Einkehr ist religionsneutral gehalten. Ein Verhaltenskodex soll für eine respektvolle Nutzung sorgen. Was Landrat Helmut Petz freute: „Die Umsetzung ist jetzt doch sehr schnell gegangen. Das war schon eine wahnsinnig kurze Verwirklichungszeit“, betonte er mehrmals, denn aus der ehemaligen Klinikum-Bibliothek war wohl innerhalb eines Jahres nun der Raum der Stille geworden.
Schon seit 2008 wünschte sich der Migrationsrat so eine Räumlichkeit
Diesbezüglich musste allerdings der ehemalige Sprecher des Migrationsrates, Mesut Ünal, schmunzeln. Der Grund: Schon seit 2008 wünschte sich und drängte der Migrationsrat auf eine solche Räumlichkeit im Klinikum – also seit 16 Jahren. Was Ünal als positiv betrachtete: „Wenn die richtigen Leute zusammen sind, dann geht’s tatsächlich schnell.“
Mehr Tempo bekam die Thematik unter anderem aber auch mit einer weiteren Fokussierung durch den Integrationsbeirat, der dann zusammen mit dem Migrationsrat an einem Strang zog, um diesen religionsneutralen Ort endlich auf die Beine zu stellen. Weshalb für Kreuzer der Raum längst nötig war: „Alle Menschen im Klinikum sollen geachtet und beachtet werden.“ Genutzt werden kann der Raum der Stille, so Kreuzer weiter, von Patienten und Angehörigen – aber auch von Beschäftigten des Klinikums Freising, um dort Energie aufzutanken. Voraussetzung: Der Verhaltenskodex, der für diesen Raum gelte, muss eingehalten werden.
Vor dem Betreten müssen die Schuhe ausgezogen werden
Was für den Raum der Stille gilt: Vor dem Betreten sind die Schuhe auszuziehen, die in einem Regal neben der Tür deponiert werden können. Mobiltelefone sind auf lautlos zu stellen, zum Telefonieren muss der Raum auf jeden Fall verlassen werden. Was sich das Klinikum auch wünscht: Die Zeit im Raum ist angemessen zu begrenzen, weil dieser schließlich gemeinschaftlich genutzt werde. Zudem sei er nicht als Schlafraum zu missbrauchen. Für rituale Waschungen hat das Klinikum Möglichkeiten nahe des Raums geschaffen.
Alle Menschen im Klinikum sollen geachtet und beachtet werden.
„Anfänglich gab es einen großen muslimische Aspekt, aber das haben wir jetzt erweitert“, erklärte die Integrationsbeauftragte des Landkreises Freising, Nathalie von Pressentin. Was ihr besonders an dem Raum der Stille gefällt: „Wir haben ihn in Gold und Weiß gehalten und später erst festgestellt, dass auch die Kapelle in diesen Farben gehalten ist – das ist eine schöne Referenz.“ Als neutrales Symbol für diesen Ort sei ein Baum gewählt worden, schmale Linien auf dem neuen Teppichboden geben die Gebetsrichtung nach Mekka vor – allerdings laut Pressentin äußerst unaufdringlich, so dass es zu keinen Irritationen von Andersgläubigen kommen sollte.
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Der größte Dank von allen galt dem technischen Leiter des Klinikums, Ludger Reuter, der den Raum der Stille im Klinikum Freising umgesetzt hat.
Richard Lorenz