„Diese Kritik tut mir weh“: Freisings FFW-Chef erhält Rückendeckung von allen Seiten
Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und der ehemalige Stadtbrandinspektor Anton Frankl stellen sich hinter Oliver Sturde, der nach dem Hochwasser massiv kritisiert wurde.
Freising – Kritik an der Feuerwehr im Nachgang zum Hochwasser „hat zu Verstimmungen bei der gesamten Kameradschaft geführt“, sagte Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher in der Finanzausschusssitzung am Montag. Diese Kritik war in einem Leserbrief konkret an den Feuerwehrkommandanten gerichtet, der auf FT-Nachfrage, ob die geöffnete Moosach während und nach dem tagelangen Starkregen ein Problem gewesen sei, mit Nein geantwortet und auf das vom Wasserwirtschaftsamt vorgegebene und vom Bauhof ausgeführte Schleusenmanagement verwiesen hatte. Eine Passage aus diesem Leserbrief zitierte der Oberbürgermeister in der Sitzung: „Herr Sturde hat wahrscheinlich das Hochwasser in seinem Sessel im Büro verbracht, sonst würde er nicht so haarsträubende Aussagen treffen.“
Der OB dazu: „Das ist ein persönlicher Angriff auf den ehrenamtlichen Kommandanten, der seit 22 Jahren die Verantwortung trägt. Die Kritik muss ich massiv zurückweisen.“ Oliver Sturde sei ehrenamtlich neben seinem Hauptberuf während des Hochwassers Tag und Nacht im Einsatz gewesen, alle Feuerwehrkameradinnen und Kameraden hätten ihr Bestes gegeben, um die Menschen bestmöglich zu schützen.
Auch 2. Bürgermeistern Eva Bönig, die selbst bei der Feuerwehr war, um sich ein Bild der Lage zu machen, wies die Vorwürfe gegenüber der Feuerwehr entschieden zurück.
Doch was machen derart persönliche Angriffe mit den Menschen, die ehrenamtlich für die Sicherheit der Bevölkerung unterwegs sind, bei manchen Einsätzen sogar ihr Leben riskieren? Stadtbrandinspektor Oliver Sturde wollte sich zu der Sache nicht mehr äußern. Das FT hat bei seinem Vorgänger, Stadtrat Anton Frankl, nachgefragt. Und der fand deutliche Worte: „Die Feuerwehr derart zu kritisieren ist dem Ehrenamt sicher nicht zuträglich.“ Frankl fürchtet, dass nach so einer Kritik ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sagen könnten: „Warum soll ich mir das noch antun?“ Denn die Feuerwehrkameradinnen und Kameraden würden ihre Freizeit opfern, ihre Familien in zweite Reihe stellen ebenso wie eigene Betroffenheiten – und das alles, um andere zu schützen, ihnen zu helfen. Dafür dann derart abgewatscht zu werden – „ich sag‘s ganz ehrlich, diese Kritik tut mir weh, das haben die Kameradinnen und Kameraden nicht verdient“.
Es trifft denjenigen, der am wenigsten dafür kann
Freilich sei es nicht schön, vom Hochwasser betroffen zu sein. Doch nun die Feuerwehr, namentlich den Kommandanten, zu kritisieren, „ist einfach der völlig falsche Weg und es trifft denjenigen, der am wenigsten dafür kann“.
Menschen mit einer Vollkasko-Mentalität müssen wissen: einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht.
Auf die Frage, ob Frankl die Kritik inhaltlich nachvollziehen könne, es Versäumnisse der Stadt und des Wasserwirtschaftsamts gebe, erinnert der an das verheerende Hochwasser von 2013, wo er als Chef der Freisinger Feuerwehr im Einsatz war. „Die Stadt ist keinesfalls untätig gewesen, hat zahlreiche Hochwasserschutzmaßnahmen in Angriff genommen.“ Damals sei das Wasser in Garten-, Frühlings- und Saarstraße gestanden. „Freilich kann man im Nachhinein immer sagen, da hätten wir noch was gebraucht, aber du weißt halt nie, wo die Natur zuschlägt“, sagt Frankl und verweist auf Allershausen und Hohenkammer, die beiden Gemeinden, die es im Landkreis am Schlimmsten getroffen hat. Mit Blick auf den Landkreis-Westen sagt Frankl außerdem, man könnte in Freising einfach dankbar sein, „dass es uns hier nicht so schlimm getroffen hat“ – anstatt jetzt nach einem Sündenbock zu suchen. „Menschen mit so einer Vollkasko-Mentalität müssen wissen: einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht. Wir sprechen da von einer Naturgewalt.“
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Feuerwehr ist nicht der richtige Ansprechpartner
Alles in allem sei das Thema Hochwasserschutz aber so komplex, dass die Feuerwehr da nie der richtige Ansprechpartner sein kann. „Wasserwirtschaftsamt, Planer, Gutachter – die können darüber Auskunft geben. Die Feuerwehr ist der Retter in der Not, die Feuerwehr baut keine Dämme“, sagt Frankl.
Und jeder, der glaubt, die Feuerwehr mache zu wenig, sei herzlich eingeladen, beim nächsten Hochwasser zum Sandsäcke befüllen vorbeizukommen. „Aber es ist freilich einfacher, vom Wohnzimmer aus einen Leserbrief zu schreiben.“