Eingeschneit im Pub in England: Ehepaar aus Fischbachau mittendrin
Ein großes Medienecho hat das Tan Hill Inn Pub im Norden Englands erfahren, weil dort nach einem Schneesturm 23 Urlauber festsitzen. Zwei davon stammen aus Fischbachau.
Fischbachau/Richmond – „Snowed in“ – eingeschneit. Wer den WhatsApp-Status von Eva Köhler liest, vermutet die Fischbachauerin irgendwo hoch droben in den Alpen. Doch weit gefehlt: Die 55-Jährige, die viele im Ort über ihr Gemeinderatsmandat für die Grünen kennen, ist mit ihrem Mann Matthias (59) im England-Urlaub. Eine Woche im dank des großen Medienechos spätestens jetzt weltbekannten Tan Hill Inn Pub haben sie gebucht. Zum Wandern in den sanften Hügeln in der Region North Yorkshire Dales, ungefähr auf halber Strecke zwischen Manchester im Süden und der Grenze zu Schottland im Norden. Doch ein in dieser Heftigkeit für die Köhlers unerwarteter Schneesturm verwandelte die Gegend um Großbritanniens höchst gelegene Gaststätte auf 528 Metern über dem Meer (Fischbachau liegt fast 250 Meter höher) in eine polare Winterlandschaft. So sitzen die Köhlers nun mit 21 anderen Gästen und sechs Angestellten seit vergangenen Montag in dem nicht zuletzt für seine Veranstaltungen berühmten Pub fest. Wir haben gestern Mittag mit Eva Köhler telefoniert.
Frau Köhler, Sie sind eingeschneit an einem Ort, der gerade mal acht Meter höher liegt als München. Wie fühlt sich das an?
Immer noch ziemlich unwirklich. Klar wussten wir vom Wetterbericht, dass es dort oben schneien wird. Wir haben aber ehrlich gesagt eher mit einer Anzuckerung gerechnet. So war es auch bei unserer Anreise am Samstag. Als wir am Sonntag aufgewacht sind, türmten sich die Schneewehen schon bis an die Fenster des Hauses, unser Auto war kaum mehr zu erkennen. Mittlerweile scheint zwar die Sonne, aber der starke Wind bei nach wie vor eisigen Temperaturen weht wieder alles zu. Auch die Straße, die das Tan Hill Inn zu beiden Seiten mit dem Tal verbindet.
Es gibt also tatsächlich keinen Weg hinaus?
Zumindest noch keinen planbaren. Es fährt schon ab und zu ein Schneepflug, aber ein paar Minuten später ist die Straße wieder unter einem halben Meter hohen Schneewehen verschwunden. Das schafft auch unser Allrad-Audi nicht. Aktuell sind wir aber noch entspannt, weil wir ja eh eine Woche hier gebucht haben. Spätestens am Samstagfrüh müssen wir aber los, damit wir die Fähre in Newcastle erwischen.
Wie sind Sie denn überhaupt im Tan Hill Inn gelandet? Winterwandern könnten Sie ja auch daheim in Fischbachau.
Mein Mann und ich sind große England-Fans, machen fast jedes Jahr auf der Insel Urlaub. Heuer wollten wir mal den Winter in den baumlosen Hügeln im Norden erleben. Eine faszinierende Landschaft, auch wenn wir sie uns nicht ganz so wild und rau vorgestellt hatten... Dass wir genau in diesem Zeitraum angereist sind, lag am eigentlich in dieser Woche geplanten Enten-Treffen. Wir fahren daheim selbst einen Citroën 2CV, da hat uns das natürlich besonders gereizt.
Sagen Sie jetzt nicht, dass die Enten dem Schnee getrotzt haben...
(lacht) Nein, das Treffen wurde leider abgesagt. Aber wir haben trotzdem beste Unterhaltung und werden super versorgt. Der Wirt, seine Frau und das gesamte Personal sind großartig. Wir schlafen im Doppelzimmer mit eigenem Bad und WC. Die Heizung läuft, das Feuer im offenen Kamin brennt, wir haben Strom, Internetempfang, genug zu essen und zu trinken und Brettspiele gibt es auch. Besonders beliebt bei den Gästen ist das Monopoly, das es hier sogar in einer Yorkshire Dales Edition gibt. Es geht uns also rundum gut!
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Es gibt also nicht nur Dosenbohnen und Wasser aus geschmolzenem Schnee?
Keineswegs. Die Küche ist sehr abwechslungsreich, gestern Abend wurden wir zum Beispiel mit einem grandiosen selbstgemachten Curry verwöhnt. Wie ja bereits in den überregionalen Schlagzeilen zu lesen war, geht uns auch das Bier nicht aus.
Hätten Sie damit gerechnet, dass das eingeschneite Tall Inn plötzlich ein internationales Medienecho erfährt?
Dass es solche Kreise zieht, hat uns schon überrascht. Allerdings hatten sich schon am Freitag Journalisten der großen britischen Tageszeitung Guardian im Pub einquartiert, um quasi live vom Schneesturm zu berichten. Dass es sich so auswächst, haben aber auch sie nicht erwartet.
Mit am meisten fasziniert die Leser offenbar, dass es trotz fast 30 Leuten auf engem Raum keinen Lagerkoller gibt. Ist die Stimmung wirklich so gut wie berichtet?
Das können wir absolut bestätigen. Wir ratschen viel mit den anderen Gästen, jeder erzählt den einen oder anderen Schwank. Wir sind ja alle im Urlaub. Das Personal trifft es da schon ein bisschen härter. Eine Mitarbeiterin hat durch das Schneechaos den 18. Geburtstag ihrer Tochter verpasst, eine Kollegin ist ausgerechnet in dieser Woche Oma geworden. Aber auch sie sind dennoch gut gelaunt und machen das Beste aus dem Ausnahmezustand.
Und was ist aus Ihren Wanderungen geworden?
Die führen nun halt nicht in die Berge, sondern über die zugeschneite Straße rund ums Pub. Wir haben zum Glück Bergschuhe mit Schneeketten und winddichte Kleidung dabei. Als die Sonne herausgekommen ist, sind wir zu Fuß zu einem anderen Pub in Richtung Tal marschiert. 24 Kilometer in fünf Stunden, die sich angefühlt haben wie bei einer Polarexpedition. Ein echter Abenteuerurlaub!
In der Heimat der Köhlers war Wintersport in den Weihnachtsferien auch sehr gefragt, wie die Bilanz der Skigebiete zeigt.