US-Sanktionen zeigen Wirkung: China kehrt Russlands Wirtschaft den Rücken zu

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Der Rubel-Kurs ist seit Kriegsbeginn stark gefallen, und die wirtschaftlichen Folgen der US-Sanktionen sind stärker spürbar. Doch Präsident Putin bleibt gelassen.

Moskau – Der Rubel-Kurs ist im vergangenen Monat stark gesunken und erreichte sein Allzeittief seit dem russischen Einfall in die Ukraine. Trotz leichter Erholung sorgt der tiefe Wechselkurs für wirtschaftliche Engpässe im Land. US-Sanktionen führten zu Einschränkungen bei den Gasexporten, die den russischen Handel in Europa zunehmend zum Erliegen bringen. Aber auch der wichtigste Handelspartner China scheint sich etwas zurückzuziehen. Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin gibt es jedoch „absolut keinen Grund zur Panik.“

Russische Währung auf Allzeittief seit Angriffskrieg in der Ukraine

Der russische Rubel befand sich mit rund 113 Dollar pro Rubel auf einem Allzeittief Ende November seit dem Start des Angriffskriegs in die Ukraine im Februar 2022. Am Dienstag, 10. Dezember, lag der Rubel bei 100 Dollar. Zum Vergleich: Zuvor hatte sich der Rubel im Bereich von 80 bis 90 Dollar eingependelt. Auch an Wert zum Euro und dem chinesischen Yuan hat der Rubel verloren. Im Zuge der stark sinkenden Kurse gab die russische Zentralbank daher bekannt, in diesem Jahr keine ausländischen Währungen auf dem inländischen Devisenmarkt mehr zu kaufen.

Wladimir Putin (r), Präsident von Russland, steht neben Xi Jinping (l), Präsident von China, während des traditionellen Gruppenfotos am zweiten Tag des 16. BRICS-Gipfels.
Die US-Sanktionen schwächen Russlands Wirtschaft – zudem wollen chinesische Exporteure ihre Verkäufe im russischen E-Commerce Bereich einstellen. © Kristina Kormilitsyna/Brics-Russ/dpa

„Alles fällt – der Aktienmarkt, der Anleihemarkt, der Rubel usw.“ beschreibt das Online-Magazin Newsweek, die Finanzlage in Russland. Als Ursache für den Kursfall wird in vielen Berichten auf die neuen US-Sanktionen gegen die russische Gazprombank sowie auf die rückläufigen Einnahmen aus Energieexporten verwiesen, die teilweise damit in Zusammenhang stehen.

So wirken sich die US-Sanktionen von November auf Russlands Wirtschaft aus

Die US-Sanktionen vom 21. November trafen die Gazprombank, die laut einem Gesetz von Putin seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine die einzige Zahlungsoption für Kunden für den Erwerb von Gasprodukten bietet. Durch die Sanktionen können Kunden nicht mehr für das Gas bezahlen, wodurch ihnen der Zugang zu russischem Gas verwehrt bleibt. Das betrifft vor allem die letzten europäischen Abnehmer Russlands, darunter Ungarn und die Slowakei.

In einem veröffentlichten Bericht der russischen Zentralbank hieß es, dass derzeit nach Möglichkeiten gesucht werde, die Sanktionen zu umgehen. Als Reaktion wurde die Umtauschmechanik in Rubel bei der Gazprombank zunächst ausgesetzt.

Wirtschaft in Russland leidet unter Konsequenzen, doch Wladimir Putin sieht „keinen Grund zur Panik“

Für Präsident Wladimir Putin liegen die Ursachen der Kursschwankungen an anderer Stelle und seien vor allem auf „den Haushalt und saisonale Faktoren zurückzuführen.“ Daraus schließt er: „Insgesamt ist die Situation meiner Ansicht nach unter Kontrolle, und es gibt absolut keinen Grund zur Panik.“

Auch ein Analyst des Finanzhaus Finam erklärt im Business Insider, dass „der Hauptgrund für die so deutliche Abwertung ist, dass diese erwünscht ist.“ So sei die Abwertung des Rubels besonders förderlich für den Ausgleich des russischen Haushalts, da die Exporte besonders billig werden. Aber gerade die russischen Haushalte und Unternehmen zahlen den hohen Preis des Wertverlusts. Die hohe Inflation von 8,5 Prozent, veranlasste bereits die russische Zentralbank zu einer Leitzinserhöhung auf 21 Prozent. Durch die Abwertung des Rubels wird dieser Trend weiter verstärkt.

Steigende Preise in China durch Rubel-Verfall: Der größte Handelspartner Russlands zieht sich zurück

Und wo der Export begünstigt wird, steigen die Importpreise, sodass auch die russische Kaufkraft sinkt. Das trifft vor allem Russlands größten Helfer und Exporteur: China. Der Rubelverfall hat die Rohstoffpreise in China stark ansteigen lassen und damit die Bestellung aus China reduziert. Die hinzukommenden Wechselkursschwankungen vermindern zudem die Gewinnchargen von China weiter. Viele chinesische Exporteure haben daher ihre Verkäufe im russischen E-Commerce Bereich eingestellt, um keine weiteren Verluste zu riskieren.

Pavel Bazhanov, ein russischer Anwalt, der russischen Unternehmen in China hilft, hält es jedoch für wenig wahrscheinlich, dass sich China vollständig aus den Online-Handelsplattformen zurückziehen wird. „Chinesische Unternehmen müssen alle verfügbaren ausländischen Märkte erkunden, und der russische Markt könnte immer noch eine Option sein“, sagte er gegenüber Newsweek.

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