Putins Abhängigkeit: Xis China-Kurs rächt sich für Russlands Wirtschaft
Hört bei Geld die Freundschaft auf? Die Sorge vor Sekundärsanktionen steht bei der Zusammenarbeit zwischen China und Russland offenbar im Vordergrund.
Moskau – Russlands Wirtschaft gerät in eine immer riskantere Abhängigkeitsspirale: Seit dem Ukraine-Krieg ist Wladimir Putin auf Hilfe aus China angewiesen. Unter anderem die Folgen der Sanktionen isolierten Russland wirtschaftlich, sodass Putin auf Verbündete hoffen muss. Allmählich zieht sich Peking jedoch aus Geschäften mit Russland zurück und lässt Putin zappeln.
Wegen Sanktionen und Ukraine-Krieg: Russlands Wirtschaft zu abhängig von China?
Experten zufolge fürchten chinesische Unternehmen eine Verletzung der von den USA verhängten Sanktionen. Chinesische Banken würden ihre Geschäfte aussetzen, um unter anderem die neuen Risiken zu bewerten, sagte Pavel Bazhanov, ein russischer Anwalt, der russische Unternehmen in China rechtlich unterstützt, gegenüber Newsweek in einem Beitrag vom 5. Juli 2024.
Zum Hintergrund: Im Dezember 2023 hatte der US-Präsident Joe Biden die Daumenschrauben für Institutionen angezogen, die Transaktionen ermöglichen, die den militärisch-industriellen Komplex in Russland und damit Putins Kriegsmaschinerie unterstützen. Als Reaktion haben in den letzten Monaten mehrere Banken aus China angekündigt, sich aus Geschäften mit Russland zurückzuziehen. Bereits im Februar war die Zhejiang Chouzhou Commercial Bank aus den Finanztransaktionen mit Russland ausgestiegen. Die Banken aus China wollen auch die Annahme von Yuan-Zahlungen aus Russland stoppen. Über die schweren Folgen für Russlands Wirtschaft sorgen sich mittlerweile auch Putins Top-Banker.
Russland besorgt um Folgen für Wirtschaft wegen China-Entwicklung: „ziehen alle Risiken in Erwägung“
„Wir ziehen alle Risiken in Erwägung“, sagte Elwira Nabiullina, Präsidentin der russischen Zentralbank, laut Newsweek jüngst auf einer Pressekonferenz in St. Petersburg auf die Frage, ob man eine Aussetzung des Yuan-Handels befürchte. Für Putin spielt der chinesische Yuan eine entscheidende Rolle für die russische Wirtschaft und Putins Bestreben, sich vom US-Dollar zu lösen.
„Über 80 Prozent der Handelstransaktionen zwischen Russland und der Volksrepublik China werden in Rubel und Yuan abgewickelt“, erklärte Putin 2023 laut einer offiziellen englischen Mitschrift seiner Rede auf der Jahrestagung der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ).
Russlands Wirtschaft ist auf chinesische Währung angewiesen – wegen Sanktionen
Zudem ist Putin umso mehr auf Yuan als Reservewährung angewiesen, da wichtige russische Finanzinstitute vom SWIFT-System ausgeschlossen wurden. Das System der Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (Swift) wird von mehr als 11.000 Banken und Finanzinstitutionen in über 200 Ländern genutzt und ist daher wichtig für den globalen Geldfluss. Die USA und die EU haben nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs wichtige russische Banken aus dem Zahlungssystem als Sanktionsmaßnahme ausgeschlossen.
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Aus dem Swift ausgeschlossene Banken können weder Fremdwährungen beziehen (da eine Überweisung von Fremdwährungen zwischen zwei Banken im Allgemeinen als Auslandsüberweisung unter Einschaltung einer ausländischen Zwischenbank abgewickelt wird) noch Vermögenswerte ins Ausland übertragen. Zwar wäre es möglich, internationale Transaktionen auch ohne das Swift-System abzuwickeln, doch dieser Prozess wäre teuer, komplex und erfordert gegenseitiges Vertrauen zwischen den Finanzinstituten.
Droht Russlands Wirtschaft finanzielle Isolation?
Auch wenn unter Russlands Ökonomen Unruhe vor negativen Folgen für Russlands Wirtschaft wächst, will Moskau das schlimmste Szenario ausschließen. Von einem Risiko der finanziellen Isolation geht Russland zumindest jetzt noch nicht aus. „Die Gefahr einer vollständigen finanziellen Isolierung besteht nur dann, wenn der Weltmarkt unsere Exportgüter nicht benötigt. Zahlungen werden getätigt, solange sie benötigt werden, und Wirtschaftseinheiten in vielen Ländern brauchen unseren Markt; das wirtschaftliche Interesse ist vorhanden“, zitierte Newsweek Nabiullina. Jedoch stellt sich die Frage, wie lange Russland die Exporte wertvoller Güter als Druckmittel nutzen kann. Laut einer DIW-Studie wäre es für die EU sogar möglich, künftig ohne russisches Gas zurechtzukommen. (bohy)