„Da wird´s einem ganz anders“: Widerstand gegen geplante Asyl-Unterkunft
Im Gröbenzeller Ortskern soll eine Flüchtlingsunterkunft entstehen, wo vorher Geschäftsräume waren. Der Widerspruch ist enorm.
Gröbenzell – Rund 70 Gröbenzeller kamen in die Sitzung des Bauausschusses, um ihren Unmut auszudrücken. Dort liefen sie allerdings offene Türen ein.
Das Thema erhitzt die Gemüter: Vorab hatten sich bereits Anwohner mit einem Schreiben an die Gemeinde gewandt und sich gegen die Umnutzung der Räume der früheren Bank positioniert. Am Dienstag verfolgten rund 70 Gröbenzeller sowie einige nicht im Bauausschuss sitzende Gemeinderäte (auch Bürgermeister Martin Schäfer) die Sitzung. Am Ende votierte das Gremium gegen das Vorhaben im Ortskern, obwohl es „die Festsetzungen des Bebauungsplans vollumfänglich einhält und mithin planungsrechtlich zulässig“ ist, wie es schon in der Beschlussvorlage heißt.
Gewerbe-Einheit soll umgewandelt werden
Bauausschuss-Vorsitzender Martin Runge (Grüne) begründet die Entscheidung gegenüber dem Tagblatt: Er kenne niemanden im Gemeinderat, der das Projekt, so wie es derzeit vorgesehen ist, gutheiße. Es sei „relativ schwierig“, in dieser Angelegenheit „baurechtlich steuernd einzugreifen“.
Die Antragsteller wollen die Gewerbeeinheit im Erdgeschoss in eine Wohnung für 15 Asylbewerber umwandeln. Wie die rechtliche Lage ist, teilt die Gemeinde mit: „Der Bebauungsplan setzt für das hiesige Grundstück als Art der baulichen Nutzung ein Kerngebiet fest. Kerngebiete dienen vorwiegend der Unterbringung von Handelsbetrieben sowie zentralen Einrichtungen der Wirtschaft, der Verwaltung und der Kultur. Eine Nutzungsänderung in ‚Wohnen’ ist daher grundsätzlich ausgeschlossen.“ Unterkünfte für Asylbewerber stellen hingegen eine Ausnahme dar, da es sich um „Anlagen für soziale Zwecke“ handle.
Es sei das erklärte Ziel der Gemeinde, im Ortskern straßenseitig ebenerdig nur Gewerbe unterzubringen. Das Vorhaben sei daher „städteplanerisch ungünstig“, zum anderen sei man sich einig, dass es sich bei dem Projekt, so wie es jetzt vorgesehen ist, um „keine menschenwürdige Unterbringung“ handle, erklärte Vize-Bürgermeister Runge. Dem stimmte Cordula Braun (UWG), Referentin für interkulturelle Zusammenarbeit, zu: „Wenn man sich die Pläne anschaut, wird einem ganz anders – eine Toilette, ein Waschbecken. Und der Sozialraum ist dann auf der Straße.“
Anwohner fühlen sich ernst genommen
Sie streite sich mit Gott und der Welt, wenn jemand etwas gegen Ausländer sage, meinte eine in der Nachbarschaft wohnende Frau, die ebenfalls bei der Sitzung war. „Aber wir brauchen im Ortskern eine attraktive Infrastruktur, Geschäfte und Cafés sind wichtig für eine bürgernahe Ortsgestaltung.“
Sie sei sehr froh, dass die Belange der Bevölkerung von der Gemeinde ernst genommen würden, betonte sie. „Wir werden noch einmal einen Brief an den Landrat schreiben und planen auch, Unterschriftslisten in den Geschäften auszulegen. Ich bin von mehreren Leuten gefragt worden, wie sie unterstützen können“, sagte die Anwohnerin.
Bürgermeister Schäfer lud Interessierte zu einem Gespräch in einen kleineren Sitzungssaal ein. „Es herrschte in der Sitzung und danach eine ruhige, sachliche Atmosphäre“, sagte ein Mann. Er sehe sehr wohl die Probleme des Landkreises, der eben jede Woche neue Flüchtende irgendwie beherbergen müsse, aber die Gemeinde mache das gut mit ihrem Gröbenzeller Weg der dezentralen Unterbringung. Derzeit leben in Gröbenzell 142 Asylbewerber (Ukrainer ausgenommen) in elf Unterkünften.
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