Asylbewerber: Landkreis beendet Belegung der Turnhallen
Seit drei Jahren sind Turnhallen in Geretsried und Wolfratshausen mit Flüchtlingen belegt. Das endet nun. Nach Angaben des Landratsamts werden die Hallen so schnell wie möglich geräumt.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Geflüchtete in Turnhallen unterzubringen, ist im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen vorerst Geschichte. „Die Halle der Mittelschule in Geretsried und die Mehrzweckhalle in Wolfratshausen werden so schnell wie möglich wieder ihrer ursprünglichen Funktion als Sportstätten für Schulen und Vereine zugeführt“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts. Die Entwicklung der Ankunftszahlen im ersten Quartal dieses Jahres und das Drängen beider Städte führten zu dieser Entscheidung.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt's jetzt auch in unserem regelmäßigen Bad-Tölz-Newsletter.)
Nutzung wird bis Ende Juni beendet
„Es war schon immer erklärtes Ziel, die Turnhallen freizubekommen und den Städten zurückzugeben“, sagt Landrat Josef Niedermaier. „Die Zugangszahlen sind aktuell gesunken. Aus den Städten, zuletzt aus Geretsried, kamen sehr deutliche Signale, dass die derzeitige Belegung ein Ende haben müsse. In Absprache mit den Bürgermeistern Michael Müller und Klaus Heilinglechner, denen ich für ihre Kooperation in dieser Sache außerordentlich danke, beenden wir die Nutzung einvernehmlich zum 30. Juni“, erklärt der Landrat.
Hallen sollen endlich wieder als Sportstätten genutzt werden
Die Städte hatten zuletzt immer auf das Räumen der Hallen gedrängt. „Unsere Sporthallen sind für die Kinder, Vereine und Schulen unserer Stadt unverzichtbar“, sagt der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller. „Eine weitere Belegung mit Flüchtlingen oder Asylbewerbern würde das gesellschaftliche Leben massiv einschränken. Wir brauchen nachhaltige Lösungen statt Notlösungen.“ Klaus Heilinglechner, Bürgermeister der Stadt Wolfratshausen, äußert sich ähnlich: „Ich bin erleichtert, dass die Mehrzweckhalle in Farchet endlich wieder als Sportstätte für unsere Kinder und Vereine zur Verfügung steht. Damit kehrt ein Stück Normalität zurück, auf das wir sehr lange warten mussten.“
Zuweisungszahlen sind gesunken
Während in den vergangenen beiden Jahren dem Landratsamt jeden Monat rund 100 Personen zugewiesen wurden, sank die Zahl im ersten Quartal auf etwa 40 Personen monatlich. Parallel konnten neue Unterkünfte in Betrieb genommen werden, sodass nun ein ausreichender Puffer an Plätzen vorhanden ist. Unter anderem ging Anfang des Jahres die Unterkunft am Kranzer bei Reichersbeuern in Betrieb, die mit ihren 240 Plätze die größte im Landkreis ist. Neu hinzugekommen sind auch die Unterkunft in Münsing, in der Lenggrieser Kaserne und in Benediktbeuern.
560 Plätze als Reserve bis Herbst
Am 20. März waren 169 Personen in den Turnhallen untergebracht. Sie ziehen in den nächsten Wochen in andere Unterkünfte um. Dann stehen noch etwa 560 Plätze zur Verfügung. „Ausgehend vom derzeitigen Ankunftsgeschehen wird diese Anzahl bis zum Herbst des laufenden Jahres ausreichen“, so das Landratsamt.
Meine News
Erstaufnahme nun in der Leichtbauhalle in Bad Tölz
Bisher waren die Turnhallen die Erstaufnahmeeinrichtungen im Landkreis. Diese Funktion wird nun in die Leichtbauhalle neben dem Landratsamt in Bad Tölz verlagert. Die Turnhallen sollen ab dem 30. Juni saniert werden. Ziel ist es, die Arbeiten bis zum Beginn des neuen Schuljahres abzuschließen.
Landratsamt will „in der Akquise nicht nachlassen“
„Mit der Auflösung der Turnhallenunterkünfte ist aber klar, dass die Gemeinden nach wie vor bei der Bereitstellung von Unterkünften mitwirken müssen. Nicht nur wegen des Zugangsgeschehens, sondern vor allem auch, weil Mietverträge auslaufen“, betont Niedermaier. „Wir dürfen deshalb in der Akquise nicht nachlassen, denn eine Unterkunft baut man nicht über Nacht. Sie zu planen und errichten, dauert in der Regel sechs bis neun Monate.“ Sollte der Puffer im Herbst aufgebraucht sein, „werden mit Blick auf den Winter und das nächste Jahr anderweitig Plätze zur Unterbringung geflüchteter Menschen benötigt“. In diesem Zusammenhang sei auch weiterhin die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger gefordert, „Unterkünfte gegebenenfalls zu akzeptieren“, appelliert Landrat Josef Niedermaier an die kommunale Familie und an die Gesellschaft.
Mehrere Standorte stehen im Fokus von Diskussionen
Der Appell des Landrats kommt nicht von Ungefähr. Mehrere Standorte stehen derzeit im Fokus von Diskussionen. Der lauteste Widerstand regt sich in Bairawies (wir berichteten). Zuletzt war das leer stehende ehemalige Pflegeheim in Bad Heilbrunn nach der Absage der Lebenshilfe als Asylunterkunft ins Gespräch gebracht worden. Wenig angetan von dem Gedanken ist die Gemeinde. „Ich finde das nicht richtig an dieser Stelle, und das habe ich dem Landratsamt auch mehrfach weitergegeben“, sagte Bürgermeister Thomas Gründl seinerzeit auf Anfrage. Nicht genutzt werden kann nach einer Eilentscheidung des Gerichts weiterhin die neu gebaute Unterkunft am Isarleitenweg. Wie es hier weitergeht, ist nach wie vor offen. Es gebe nichts Neues, sagt Landratsamts-Pressesprecherin Marlis Peischer auf Anfrage.