Bunte Container als neues Zuhause: 240 Plätze für Asylbewerber
Die Anlage am Kranzer mit 240 Plätzen ist bezugsfertig. Im Januar erfolgt die Belegung. Betrieben wird die Asylunterkunft von der Verwaltungsgemeinschaft Reichersbeuern.
Reichersbeuern – Mit 240 Plätzen wird sie die größte Asylunterkunft im Landkreis. Doch anders als bei vielen wesentlich kleineren Objekten gab es über den Standort am Kranzer direkt an der B13 eigentlich keine Diskussionen – vermutlich auch deshalb, weil es im Prinzip keine Nachbarn gibt. „Der Standort ist nicht ideal, was die Anbindung angeht“, sagt Reichersbeuerns Bürgermeister Ernst Dieckmann bei einem Vor-Ort-Termin am Freitagnachmittag mit seinen Amtskollegen Anton Margreiter (Greiling) und Andreas Rammler (Sachsenkam). Das war aber auch beim ersten Mal nicht anders, als die Verwaltungsgemeinschaft (VG) 2015 noch ein ganzes Stück weiter im Wald in Mobilheimen für mehr als 200 Geflüchtete ein Zuhause auf Zeit schuf. Dennoch lief die Unterbringung gut.

2019 entstand ganz in der Nähe schon einmal eine Unterkunft für über 200 Menschen
2019 wurde die Unterkunft aufgelöst, die Mobilheime wurden verkauft oder entsorgt. Jetzt bieten Container den Menschen ein Obdach. Die rote, blaue und grüne Farbe der Module sieht man schon von der nahen B13 aus. Irmi Markl plädierte für Farbe, weil das einfach fröhlicher aussehe als das triste Grau der üblichen Containeranlagen. Die VG-Angestellte wird wie 2015 ein Büro am Kranzer beziehen und sich um den Betrieb kümmern. „Das Modell, dass die Gemeinde baut und die Anlage auch betreibt, ist einzigartig“, sagt Andreas Baumann, Asyl-Sachgebietsleiter am Landratsamt. „Ich bin absolut optimistisch, dass das sagenhaft hinhaut.“
5,8 Millionen Euro wurden in die Containeranlage investiert
5,8 Millionen Euro haben die drei VG-Gemeinden in die Unterkunft investiert. Sie steht auf einem etwa einen Hektar großen Gelände, das von einem privaten Eigentümer angepachtet worden sei, sagt Dieckmann. Der Freistaat hat die Anlage für zehn Jahre angemietet. Zudem werden die Personalkosten für den Betrieb übernommen – genauso wie die für den Sicherheitsdienst. „Die Mitarbeiter der Gemeindewerke übernehmen hier außerdem den Hausmeisterdienst“, sagt Dieckmann.
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Natürlich schreie keine Gemeinde Hurra, wenn es um die Flüchtlingsunterbringung gehe, sagt der Reichersbeurer Rathauschef. Aber letztlich lasse sich die Aufgabe nur gemeinsam lösen, ergänzt Greilings Bürgermeister Anton Margreiter. Deshalb sei auch Greiling mit an Bord, obwohl die Gemeinde erfolgreich gegen die „Zwangszuweisung“ von Flüchtlingen durch das Landratsamt geklagt hatte. Und auch Andreas Rammler findet es „ziemlich gut, was wir hier hingebracht haben“.
Zwei Mehrbett-Zimmer teilen sich ein Bad und eine Küchenzeile
Die Container bieten einiges an Platz. Ein Zwei- und ein Vier-Bett-Zimmer beziehungsweise zwei Vier-Bett-Zimmer teilen sich ein Bad und eine kleine Küchenzeile. Pro zweistöckiger Containeranlage finden 80 Menschen Platz. Dazu gibt es einen Gemeinschaftscontainer mit einem Raum, in dem Deutschkurse stattfinden können oder auch mal ein Kindergeburtstag gefeiert werden kann. Auch Platz für Hausaufgaben- oder Kinderbetreuung gibt es. Gleich daneben stehen die Waschmaschinen in Reih und Glied. Direkt neben dem Eingang beherbergen weitere Container den Sicherheitsdienst, das Büro für die Asyl-Sozialberatung durch den Verein Hilfe von Mensch zu Mensch und Irmi Markls Arbeitsplatz. „Sie ist die gute Seele“, sagt Peter Frech, Chef der Security.
Helferkreis formiert sich wieder
Ab Januar wird die Belegung am Kranzer starten. Die Busse der Linie 353 halten direkt am Gelände und stellen eine Verbindung nach Bad Tölz her. Momentan sei aber noch nicht bei allen Fahrtenpaaren ein Stopp vorgesehen. Hier sei man aber noch in Gesprächen, sagt Dieckmann. Geregelt ist bereits die Internetversorgung. Es gibt zwei Glasfaseranschlüsse – einen für die Mitarbeiter, einen für die Bewohner. „Wir hoffen, dass wir den Menschen hier ein Zuhause bieten können“, sagt Dieckmann. Mit dafür sorgen soll auch ein Helferkreis. Bei den ersten Treffen habe es gute Resonanz gegeben, freut sich Markl. „Es ist auch schön, dass viele von den früheren Helfern wiedergekommen sind.“