„Wahrscheinlich die höchste Gebühr im Landkreis“: Preis für Trinkwasser steigt fast um das Vierfache

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Kochel am See

Kommentare

Die Gebühren für die Wasserversorgung sind erhöht worden. © Weihrauch

Weil Ausgaben umverteilt werden müssen, werden einige Einwohner von Kochel beim Trinkwasser nun stark zur Kasse gebeten. Bürgermeister Jens Müller spekuliert sogar, dass dies den traurigen Rekord im Landkreis darstellt.

Kochel am See - Die Einwohner von Urfeld am Walchensee müssen für ihre Wasserversorgung erheblich mehr bezahlen. Anlass sind Investitionskosten, die umgelegt werden müssen, die geringe Zahl der Abnehmer sowie die Struktur der Wasserversorgung in der Gemeinde Kochel.

UV-Anlage für 22.000 Euro

In Urfeld befindet sich die einzige gemeindliche Wasserversorgung in Kochel. Alle anderen Bereiche werden seit Jahrzehnten über die historisch gewachsene Struktur der Wasserbeschaffungsverbände (WBV) abgerechnet. In Urfeld wurde 2019 eine Trinkwasser-Aufbereitungsanlage (UV-Anlage) errichtet, deren Kosten aber bis dato nicht umgelegt wurden, erklärte Bürgermeister Jens Müller nun im Gemeinderat. Hätte man mit der Umlage schon früher begonnen, hätte man die Erhöhung vermutlich in weniger drastischen Schritten machen können, sagte Müller auf Anfrage.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt's jetzt auch in unserem regelmäßigen Bad-Tölz-Newsletter.)

Eine erste Anhebung wurde bereits im vergangenen Herbst im Gemeinderat beschlossen. Betrug der Preis pro Kubikmeter 2024 noch 1,30 Euro, stieg er zum 1. Januar 2025 auf 2,70 Euro an und wird zum 1. Januar 2026 auf 3,50 Euro steigen. Zum 1. Januar 2027 wird er nochmal um 80 Cent auf dann 4,30 Euro pro Kubikmeter erhöht. Hinzu kommt die Jahresgrundgebühr, abhängig von der Zählergröße in vier verschiedenen Stufen zwischen knapp 660 Euro bis über 4100 Euro.

So wird die Gebühr bemessen

Betroffen sind 20 Abnehmer, de facto aber viel mehr Personen. Denn als einen Abnehmer definiere man beispielsweise auch ein Gebäude mit mehreren Wohneinheiten, erklärte Müller auf Anfrage. „Es gibt in diesem großen Haus eben nur einen Zähler.“

Der Gemeinderat beschloss einstimmig, dass 40 Prozent der Kosten auf die Wasserzähler entfallen und 60 Prozent anhand des Verbrauchs bemessen werden. „Die massive Verlagerung der Umlage auf den Wasserzähler soll einem Ausgleich zwischen Erst- und Zweitwohnungsbesitzern dienen, da Zweitwohnungsbesitzer über den geringen Wasserverbrauch kaum relevant zur Kostendeckung beitragen können“, erklärt der Bürgermeister in einem Brief, den alle Urfelder in diesen Tagen erhalten.

Keine Querfinanzierung aus dem Haushalt

Die Wassergebühr in Urfeld ist wesentlich teurer als in den anderen Kochler Ortsteilen. „Die traurige Besonderheit ist, dass es im ganzen Landkreis wahrscheinlich keine höhere Gebühr gibt“, sagte Müller in der Sitzung, in der er mehrmals bedauerte, dass die Gemeinde so handeln müsse. Aber eine Querfinanzierung aus dem Haushalt sei gesetzlich unzulässig.

Billiger wird‘s vermutlich nicht wieder

Zum Vergleich: Beim WBV Walchensee liegt die Grundgebühr zwischen 61 und 82 Euro, die Zählergebühr zwischen 36 und 51 Euro und der Wasserpreis pro Kubikmeter bei einem Euro. Der Wasserpreis beim WBV Kochel beträgt sogar nur 95 Cent pro Kubikmeter, die Zählergebühren liegen zwischen 33 und 480 Euro. Man könne Urfeld aber nicht einfach mit anderen Ortsteilen, etwa Walchensee, verbinden. „Allein der Bau einer Wasserleitung dorthin würde mehrere Millionen Euro kosten und müsste ja auch wieder auf die Bürger umgelegt werden“, erklärte Müller. Werden die Kosten denn wieder sinken, wenn das Defizit in Höhe von knapp 22 000 Euro behoben ist? Müller geht nicht davon aus. „In das Netz in Urfeld ist schon lange nichts mehr investiert worden, es gibt oft Rohrbrüche.“ Deshalb sei davon auszugehen, dass weitere Baumaßnahmen erforderlich sind.

Auch interessant

Kommentare