Umwelt vor Geld - Gen Z boykottiert Arbeitgeber – fehlende Moral führt zu Jobabsagen

Eine Umfrage mit 1000 Teilnehmern im Vereinigten Königreich zeigt, dass eine beträchtliche Anzahl junger Arbeitnehmer Umweltthemen bei der Jobwahl in den Vordergrund rückt. Vier von zehn Bewerbern aus der Generation Z gaben an, eine Stelle nicht anzunehmen, wenn ihnen das Unternehmen „unethisch“ vorkommt. 42 Prozent wären bereit, ihren Job zu kündigen. 

Während viele Menschen in der Generation Z ihr Geld für teilweise skurrile Dinge ausgeben, hat die Generation eine sehr konkrete Idee davon, wie sie es verdienen will – und wie nicht.

Gen Z fühlt sich wie „Rädchen im Getriebe einer gesichtslosen Organisation“ 

Die Erhebung von Co-operatives UK, einem Interessenverband mit rund 7000 Genossenschaften, zeigt die andere Einstellung der Generation auf dem Arbeitsmarkt. Fast zwei Drittel der Generation Z legen genauso viel Wert auf die Werte ihres Arbeitgebers wie auf das Gehalt. 

Gegenüber dem „Telegraph“ ordnet Rose Marley, die Chefin des Verbandes, ein: „Die Generation Z will die Zukunft der Arbeit umgestalten und fordert, dass Unternehmen den Menschen, den Planeten und den Sinn über den reinen Profit stellen.“

Dabei hebt sie hervor, dass ein genossenschaftliches Modell gut zu dieser Vision passe. Laut der Umfrage fühlen sich neun von zehn Befragten bei ihrem Arbeitgeber wie ein „Rädchen im Getriebe einer gesichtslosen Organisation“. 

40 Prozent der Gen Z haben Arbeitgeber bereits geghostet

Damit steht der Arbeitsmarkt vor einem Umbruch. Laut „Telegraph“ sind 13 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Großbritannien aktuell arbeitslos, die höchste Rate seit fast einem Jahrzehnt. Gleichzeitig wird es für Arbeitgeber immer schwerer, qualifizierte Bewerber zu finden, welche die in Rente gehenden Babyboomer ersetzen können. Denn neben ethischen Bedenken sind viele junge Arbeitnehmer schlichtweg frustriert von den Abläufen in der Arbeitswelt

40 Prozent der Generation Z gaben in einer Umfrage von CV-Genius an, ihren Arbeitgeber bereits geghostet zu haben. Auch mit der Motivation beim Bewerben schienen viele jüngere Menschen Probleme zu haben. So echauffiert sich eine Frau auf TikTok über Bewerbungsanzeigen. Positionen mit 36.000 Euro Jahresgehalt bei 30 Tagen Urlaub und dem berühmten Büro-Obstkorb hätten bei ihr „den größten Nervenzusammenbruch ever“ ausgelöst.

Experte erklärt die Arbeitsmoral der Generation Z

Die Debatte um die Generation Z in der Arbeitswelt ist voll mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen. FOCUS-Experte Andreas Herteux erklärt in einem Gastbeitrag, woher viele Missverständnisse kommen. Er benennt das Aufwachsen mit den allgegenwärtigen sozialen Medien, Videospielen und Smartphones als entscheidenden Unterschied zwischen den Generationen.

In der virtuellen Welt würden Erfolg und Scheitern ganz anders funktionieren als im Analogen. Dies führe zu einer „Identifikationsdissonanz“ und damit zum Nachdenken über die Verhältnisse sowie zu höheren Ansprüchen. Diese Überlegungen seien bei den Jüngeren „massiv verstärkt“.

Warum die Gen Z beruflich alles außer Chef werden will

Jüngere Arbeitnehmer zeigen immer weniger Interesse daran, Führungspositionen zu übernehmen, was auf einen zukünftigen Mangel an Führungskräften hinweist. Laut „Forbes“ haben sich die Herausforderungen für Führungskräfte aufgrund unsicherer wirtschaftlicher Bedingungen, politischer Polarisierung und dem Management hybrider Teams erheblich verschärft. Dies macht Führungsrollen weniger attraktiv, wie Stephanie Neal vom DDI-Zentrum für Analytik und Verhaltensforschung erklärt.

Die Generation Z legt besonderen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance und fühlt sich oft unzureichend auf Führungsrollen vorbereitet. Neal betont, dass junge Mitarbeiter erwarten, dass ihre Grenzen respektiert werden und unnötige Kommunikation außerhalb der Arbeitszeit vermieden wird. „Forbes“ warnt vor langfristigen Folgen des mangelnden Interesses an Führungspositionen und empfiehlt Unternehmen, in die Entwicklung junger Talente zu investieren.