Putin bekommt von Trump genau, was er wollte – die Russen-Medien zeigen es schon

Der russische Machthaber Wladimir Putin hat bei dem Treffen mit US-Präsident Donald Trump bekommen, was er wollte – in dieser Bewertung des Alaska-Gipfels sind sich die meisten Beobachter einig. Was sie meinen: Russland konnte das historische Treffen optimal für seine Propaganda nutzen.

Die Aussagen rund um den Gipfel und die Reaktion russischer Medien zeigen, an welchen Erzählungen der Kreml spinnt.

Botschaft 1: Putin ist zurück auf der Weltbühne

Schon allein, dass es nach Jahren wieder Fotos gibt, auf denen Putin zusammen mit einem US-Präsidenten zu sehen ist, dürfte für den Kreml ein großer Erfolg sein. Für jedermann soll so offensichtlich werden, dass der russische Präsident nicht international isoliert ist, sondern nach wie vor die Strippen ziehen kann.

Auffällig ist, welche Bilder in Russland verbreitet werden. Das Außenministerium teilte auf X ein Foto, das Putin und Trump im Moment kurz vor dem ersten Handschlag auf dem roten Teppich zeigt. Der russische Präsident hat ein leichtes Lächeln auf den Lippen, sein amerikanischer Amtskollege hält ihm die ausgestreckte Hand hin. 

Die Bilder des pompösen ersten Aufeinandertreffens liefen im Staatsfernsehen in Dauerschleife. Auch russische Nachrichtenagenturen zeigen vor allem Bilder, die die gute Laune beim Gipfel demonstrieren sollen. 

Unterstrichen werden sollte das von russischen Offiziellen: Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte: "Das Gespräch war in der Tat sehr positiv, und das haben auch die beiden Präsidenten gesagt. Es ist genau das Gespräch, das es uns ermöglicht, gemeinsam weiter selbstbewusst den Weg der Suche nach Lösungsmöglichkeiten zu gehen". Der russische Finanzminister Andrej Beloussow sagte, er befinde sich „in bester Stimmung“. Dass es hier um etwas Ernstes geht – das mögliche Ende eines brutalen Krieges gegen die Ukraine – soll bei diesen Äußerungen und Bildern in Vergessenheit geraten.

Bilder aus dem Weißen Haus zeigen einen Ausreißer

Die USA versuchen der russischen Propaganda zwar etwas entgegenzusetzen. So veröffentlichte das Weiße Haus ein Schwarz-Weiß-Foto, auf dem ein grimmig blickender Trump mit dem rechten Zeigefinger auf Putin deutet, dabei fast dessen Brust berührt. Es soll aussagen: Trump hat hier das Sagen. 

Doch der eingefangene Moment war wohl eher ein Ausreißer, zahlreiche andere Bilder belegen, dass Trump sich tatsächlich überwiegend gut gelaunt zeigte – und in deutlich besserer Stimmung als bei seinem denkwürdigen Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Februar.

Botschaft 2: Putin hat Erfolge für Russland erzielt – vor allem wirtschaftliche

Russland gibt sich zwar gerne stark, doch in Wahrheit kämpft das Land mit seiner schwierigen wirtschaftlichen Lage. Sowohl wenn Putin den Krieg fortführt, als auch wenn er ihn beendet, könnte das Unternehmen und den Staatshaushalt weiter unter Druck setzen. Insofern wären US-Sanktionen zum Beispiel gegen Chinas Ölhandel mit Russland eine Katastrophe für Putin.

Zu diesen wird es nun erst einmal nicht kommen. "Nun, wegen dem, was heute passiert ist, denke ich, muss ich darüber nicht nachdenken", sagte Trump im Nachgang des Gipfels zu Fox News. Für Putin ist das eine große Erleichterung – die in den russischen Medien als Erfolg des Präsidenten eingeordnet wird. 

Kreml-Medien feiern verhinderte Sanktionen

Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass verbreitete unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, Putin habe bei dem Gipfel unbedingt "das Thema Sanktionen und ihre zerstörerische Wirkung" ansprechen wollen. Das kremlnahe Medium vermeldete dann auch den Erfolg, dass es keine weiteren Sanktionen geben soll. Die Nachrichtenagentur zitiert Putin damit, dass er und Trump bei dem Treffen "sehr gute geschäftliche und vertrauensvolle Beziehungen aufgebaut" hätten.

Ähnlich liest sich die Einordnung der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Sie betonen aber, dass Putin nicht wegen möglicher Sanktionen als Druckmittel dem Gipfeltreffen in Alaska zugesagt habe. Als Kronzeugen führen sie ausgerechnet Trump an, der über Putin gesagt hatte: "Er ist sehr intelligent. Er ist nicht zu den Verhandlungen gekommen, weil jemand Druck auf ihn ausgeübt hat."

Botschaft 3: Putin will Keil zwischen Trump und die Europäer treiben

Nach wie vor ist es ein übergeordnetes strategisches Ziel Putins, einen Keil zwischen die USA auf der einen Seite und die Europäer und die Ukraine auf der anderen Seite zu treiben. Erhält Selenskyj keine Unterstützung aus den Vereinigten Staaten mehr – beispielsweise mit Geheimdienstinformationen – könnte sein Land nicht länger gegen Russland bestehen. Zudem würde eine Entfremdung zwischen USA und EU die Sicherheit ganz Europas schwächen.

So ist auch zu verstehen, warum Russland sich nach dem Gipfel direkt an die Ukraine und die Europäer gewendet hat. Der X-Account des russischen Außenministeriums schrieb, mit einem roten Ausrufezeichen versehen: "Wir erwarten, dass weder Kiew noch Europa den Friedensprozess behindern werden."

Ähnlich hatte sich schon Putin bei der Pressekonferenz in Anchorage geäußert. Seine "Einigung" mit Trump dürfe nicht torpediert werden. Allerdings ist völlig offen, welche Einigung überhaupt hintergangen werden könnte. Bislang sind keine konkreten Ergebnisse des Gipfels bekannt. Letztlich ist das für die russische Propaganda aber egal.

Trumps Äußerungen spielen Putin in die Karten

Auch hier spielen Trumps Äußerungen der Kreml-Propaganda in die Karten. Der US-Präsident hatte in seinem Interview mit Fox News gesagt, der Ball liege nun bei Selenskyj und den Europäern, "die sich jetzt ein bisschen einbringen müssen". Sollte sich Trump künftig doch wieder aus Friedensverhandlungen heraushalten, würde das Putin in die Karten spielen.

Die russische Nachrichtenagentur Interfax griff das dankbar auf und vermeldete: "US-Präsident Donald Trump schließt nicht aus, dass Kiew sich nicht auf einen Deal mit Moskau zur Beilegung des Ukraine-Konflikts einlassen wird." Die Botschaft: Es liegt nicht an Russland, die Ukraine will gar keinen Frieden.